Heureka 1: Endlich !!

Wikipedia meint: Heureka heißt „Ich habe [es] gefunden“.
Genau so geht es mir. Ab 1.11.2025 ist für mich, für mein Fotografen-Leben alles anders. Eher durch Zufall, als durch intensives Nachdenken, kam mir die ultimative Erleuchtung. Jetzt endlich, nach 3 langen Jahren Dunkelheit ist Licht in mir. Ist der Sinn des (Fotografen-)Lebens gefunden. Endgültig. Warum hat mir das niemand gleich zu Beginn gesagt? Es hätte mir 3 Jahre Suchen erspart. Ich wäre dann schon seit 3 Jahren Fotograf und kein Lehrbub!
Schritt 1: Die Grundlage, das Fundament,
Jeder Mensch, und natürlich auch jeder Fotograf muss/sollte/kann seinem Leben einen Sinn geben. Das ist die innere Antriebskraft. Seine Motivation. Seine Kraftquelle. Die Lokomotive, die die Wagen zieht. Sein Kompass für alle seine Bilder. Nur dieser Sinn wählt die Foto-Motive aus. Nur dieser Sinn bestimmt das Licht: hell oder dunkel. Die individuelle Bild-Komposition. Ohne diesen persönlichen Sinn, ist Fotografieren sinnlos. Das merkt man diesen Bildern auch an.
Schritt 2: Handwerkliches Können: Die Umsetzung, Bildsprache,
Angetrieben von seiner Mission, seiner Idee, seiner Vision, seinem Konzept, muss ein guter Fotograf auch die Bildsprache beherrschen, um das optimal auszudrücken, was er sagen, aussagen, bewirken will. All die großen Meister der Fotografie Geschichte, hatten diese innere, mentale Leidenschaft für ein bestimmtes Ziel. Nur deshalb sind Sie bekannt und berühmt geworden. NICHT wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten.
Ein wirklicher Fotograf geht NICHT raus und fotografiert einfach nur Nebel. Zuerst ist seine innere Absicht vorhanden, etwas bestimmtes auszudrücken und falls Nebel dazu geeignet ist, geht er bei Nebel raus und nutzt dieses mystische Licht für seine Bilder.
Ein wirklicher Fotograf geht NICHT raus und fotografiert einfach nur das Morgenrot. Zuerst ist da eine innere Idee, eine Leidenschaft in Ihm. Er will etwas sagen, etwas aussagen, etwas bewirken. Und nur wenn das Morgenrot dazu am Besten geeignet ist, geht er früh raus und nutzt dieses Licht für seine Bildaussage.
Das lässt sich beliebig fortsetzen. Zuerst die innere Mission, dann die handwerkliche Umsetzung: High Key oder Low Key, Schärfe, Linien, Flächen, Über- Unterbelichtung, Farben, etc. Alles dient nicht nur als Selbstzweck, so wie ich es bisher dachte/machte, sondern als Element einer Bildsprache, um das Auszudrücken, was der Fotograf will.
Heureka 2 – Bildsprache

Jeder Autor der schreibt, sollte/muss die Mutter- oder Fremdsprache beherrschen, damit seine Leser verstehen, was er damit ausdrücken will. Jeder Fotograf muss/sollte die visuelle Bildsprache verstehen, damit der Betrachter versteht, was er mit der visuellen Kommunikation mitteilen will. Wenn ein wirklicher Fotograf sich im Klaren ist, was er sagen will, muss er natürlich wissen, wie er es in seinen Bildern ausrückt. Wie dumm ich doch war. Bisher habe ich Spiegelbilder der Loisach einfach so geknipst, weil es mir gefallen hat. Das war für mich Grund genug. Wie oberflächlich. Wie dilettantisch.
Auf die Idee, dass eine Bildaussage dahinter stehen könnte, bin ich nie gekommen. Es hat mir niemand gesagt. Alle reden nur von Schäfe, Rauschen, Mega-Pixel, Objektive, etc. also meist ums Handwerk. Nie um Kunst. Schade. Niemand hat es mir vorgelebt. Auch schade. Und ich habe es bis Oktober 2025 auch nicht gelesen. Dabei wäre es nur ein kleiner Satz. Ein kleiner Schritt. Hin zu sinnvollen Bildern. Wenn ich mir das Spiegelbild oben betrachte, strahlt es für mich Ruhe aus. Nicht nur ein Spiegel. Sondern Ruhe. Farben. Friedlichkeit. Zuversicht. Sicherheit. Das könnte meine Idee dahinter sein. Die Umsetzung dauerte dann nur 1/125 Sekunde.
Gestern in Tirol. Ein ganz kleiner See/Teich/Tümpel und nur ganz ganz ganz schwacher Wind. Aber doch stark genug um leichte, kaum bemerkbare Wellen auf der Oberfläche zu erzeugen. Und auch da: Heureka! Ein Spiegelbild als Ausdruck der Ruhe, Stille, Frieden war nicht perfekt möglich. Normalerweise hätte ich es fotografiert. Aber die innere Frage nach dem Warum, hat mich davon abgehalten. Ohne Sinn, kein Bild.
Heuraka 3 – Wirkliche Kunst

Kunst ist es, seine persönlichen Emotionen so passend auszudrücken, so dasss sie beim Leser, Zuschauer, Zuhörer ganau so ankommen. Zuerst im Innern spüren (Resonanz) dann ausdrücken.
Jeder Schriftsteller will mit seinen Texten/Romanen etwas aussagen. Ein Krimi will Spannung (Emotionen) ausdrücken. Alfred Hitchcock war ein Meister seines Fachs. Ein Liebesroman hat auch seine charakteristische Emotionen. Das ist eine grundlegende Literatur-Selbstverständlichkeit. Das ist Kunst.
Auch jeder Musiker will mit seinen Liedern etwas aussagen. Dazu muss er natürlich die Kunst der Tonsprache beherrschen. Egal ob es ein kurzer Schlager ist, oder eine Symphonie. Etwa 30 Sekunden nach Beginn der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, hört der Zuhörer die Vöglein im Frühling zwitschern: lustig, fröhlich, leicht. Ich schaue dann jedes Mal in Venedig meine Frau an. Beide haben wir feuchte Augen. Soooo schön. So berührend. Das ist ganz hohe Kunst. Nur deshalb wählte der Komponist diese Geigentöne. Mit voller Absicht.
Und selbstverständlich will jeder Drehbuchautor der Filme schreibt, mit seinen bewegten Bildern etwas ausdrücken. Will beim Zuschauer Emotionen wecken. Die Filmmusik unterstützt ihn dabei. Das ist ganz hohe Kunst. Es geht bei Filmen nie nur um Licht. Es geht bei Filmen nie um Töne. Es geht um Emotionen.
Und wenn wir Fotografen nicht nur einfache Knipser sein wollen, sondern Künstler, dann müssen wir auch mit der Sprache der visuellen Kommunikation, beim Betrachter die Emotionen wecken, die uns selbst bewegt haben, als wir das Bild machten. Und das ist höchst individuell.
Es geht nicht nur um Licht und Dunkelheit, nie um ein Porträt, nie um den Eifelturm, nie um Herbst in der Eng, nie um Sommer in Hawaii, oder das Matterhorn im roten Morgenlicht. Es geht immer und nur um Emotionen. Dazu muss man natürlich die Bildsprache beherrschen. Das ist die Foto-Kunst: Emotionen zu duplizieren. Zuerst spüren wir sie in uns, und dann setzen wir es so gekonnt um, dass es der Betrachter auch spürt. Wenn ich das nur könnte!!!!!!
Heureka 4 – Vorbilder

Kein Autor schreibt einfach beliebige, zufällige Worte und denkt es ist ein Roman. Wenn er gut ist, erzeugt er mit sinnvollen, passenden Worten in der richtigen Reihenfolge: Spannung, Dramaturgie, Freude, Spaß, Trauer, Nachdenklichkeit. (Also Emotionen)
Kein Musiker spielt einfach nur alle Töne und alle Instrumente nacheinander ab. Wenn er gut ist, weiss er genau welche Instrumente und welche Töne eine bestimmte Wirkung (Emotion) beim Zuhörer hat.
Und jeder Filmemacher weiß exakt, wie er Licht und Dunkelheit einsetzen muss, um den Zuschauer in Bann zu ziehen. Die Filmmusik unterstützt ihn dabei. Auch hier gilt: Emotionen zu erzeugen. Licht und Musik sind kein Selbstzweck.
Und wir Fotografen sollten/müssen uns diese und weitere Kunstrichtungen zu Herzen nehmen und in unseren Bildern mit den Mitteln der Bildsprache, das auszudrücken, was unsere Absicht ist. Und als Emotionen dienen nicht nur Himmelhoch jauchzen oder zu Tode betrübt. Dazwischen liegen noch tausende andere, vielschichtigere Emotionen. Jedoch nur die Könner können es umsetzen.
Wir sollten nicht einfach ein Bild überbelichten, sondern das helle und zuviel an Licht, als sinnvolles Ausdrucksmittel verwenden. Dann ist es nicht nur ein Bild, dann ist es Kunst. Diese Umsetzung, diese Bildsprache hätte ich so gerne in den Fotoclubs gelernt. Dort war leider, zu meiner Zeit, das Wort Bildsprache ein Fremdwort. Um das Wichtigste für uns Fotografen, hat sich dort niemand gekümmert. Schade. Verlorene Zeit.
Heuraka 57: Wie gelähmt 1

Die Unbekümmertheit zu fotografieren ist mir abhanden gekommen. Einfach rausgehen und knipsen befriedigt mich nicht mehr. Das gibt mir nichts mehr. Das war gestern. Und das Morgen ist leider noch nicht angebrochen. Ich glaube, dass wir Fotografen gelernt haben, wie wichtig das Licht ist. Und da liegt, zumindest bei mir, die Versuchung nahe, einfach nur Licht zu Fotografieren. Gegenlicht, Morgen- und Abendlicht, und alle anderen Lichtarten dazwischen.
Doch jetzt, Anfang November 2025 gilt das alles nicht mehr. Ich bin jetzt 100% überzeugt, dass die richtige, einzige sinnvolle, wirkliche Reihenfolge sein muss :
- Was will ich ausdrücken?
- Mit welchem Licht/Komposition/Stilmittel drücke ich es am besten aus?
Und erst dann gehe ich in Zukunft raus, und mache mein Bild mit dem passenden Licht, das meine gewünschte Aussage optimal unterstützt.
- Einfach nur den Wolfratshauser Herbst Berg Wald im roten Morgenlicht knipsen, ist mir zu wenig.
- Einfach nur die blaue Stunde ohne wirkliche Bedeutung, ist mir zu wenig
- Einfach nur Licht und Schatten ohne Aussage, ohne Bildwirkung, ist mir zu wenig.
- Einfach nur Sonnenuntergang knipsen, weil es alle machen, ist mir zu wenig.
- Einfach mit Stativ und Langzeitbelichtung ein Wasserfallbild, ist mir zu wenig.
- Einfach ein Fotoausflug um irgendetwas zu knipsen, das mir nichts bedeutet, mache ich nicht mehr.
Wie lange wohl diese Lähmung anhält?
Ich verstehe immer, besser, intensiver die Aussage von Lisette Modell:
Fotografiere niemals etwas, das dich nicht interessiert!
Heureka 269- Die Meister

Die großen Meister der Foto Geschichte hatten alle eine innere Vision. Eine Leidenschaft. Einen Antrieb. Es ging ihnen beim Fotografieren nie nur um ein einziges Bild, um einen schnellen Klick, es war eine lebenslange Reise. Ziel war immer ein ganzes Fotografen-Lebenswerk. Und ich denke es ging nie nur geradeaus. Kurven gehören zu jeder Reise/Fahrt/Bewegung. Wichtig ist mir: Ich stehe nicht allein da mit dieser meiner neuen November Meinung: Alle große Fotografen haben/hatten diesen inneren Antrieb/Vision/Mission.
Sebastião Salgado
„Die Zeit, die ich vor Ort mit dem Fotografieren verbringe, macht nur einen Prozent der Zeit aus, [die ich an meinen Projekten arbeite]“, sagt er. „Die Zeit, die ich jedoch für Überlegungen, Vorbereitung, Entwicklung und Erstellung des Konzepts benötige, nimmt mein ganzes Leben in Anspruch. Darum geht es bei der Fotografie.“ Und: „Wenn Sie diese Bilder sehen, dann sind das viel mehr als nur schöne Bilder oder Geschichten. Es ist mein Leben.“
Diane Arbus: Ihr Lebensthema war „Menschen am Rande der Gesellschaft“.
Über Sie wird geschrieben: Diane Arbus nahm sich viel Zeit, ihre Modelle/Menschen kennenzulernen und zu ihnen ein Gefühl von Vertrauen und Nähe aufzubauen. Arbus nutzte häufig das quadratische Format, so dass ihre Motive mittig im Bild platziert sind. Dies unterstreicht Präsenz und konfrontiert den Betrachter direkt. In allen Foto Lehrbüchern wird Ihr mittiger Bildaufbau als stinklangweilig verteufelt. Wie dumm.
Irving Penn: Er nutzte die minimalistische Komposition um einfache, klare Hintergründe zu erzeugen, um damit seine Motive hervorzuheben und so eine eindrucksvolle Tiefe und Kontrast zu erzeugen. Das war kein Selbstzwek, sondern seine individuelle Bildsprache. Sein Zitat: „Ein gutes Foto vermittelt eine Tatsache, berührt das Herz und verändert den Betrachter; es ist, kurz gesagt, wirkungsvoll.“
Arnold Newman: „Viele Fotografen glauben, dass sie mit einer besseren Kamera auch bessere Fotos machen können. Doch eine bessere Kamera nützt nichts, wenn man keine Idee oder Inspiration hat.“
Er war renommierter Porträtfotograf, und weigerte sich zuerst, Alfred Krupp zu fotografieren, da er selbst jüdischer Herkunft war und Krupps dunkle Vergangenheit miterlebt hatte. Später änderte er jedoch seine Meinung und beschloss, das Porträt zu nutzen, um seine persönlichen Gefühle gegenüber Krupp auszudrücken. Das Porträt fing Krupps Wesen perfekt ein und ließ ihn wie die Verkörperung des Bösen erscheinen. Als Krupp das Porträt sah, war er außer sich vor Wut. Dennoch wurde das Bild veröffentlicht und avancierte zu einem von Newmans berühmtesten Werken. Das Porträt diente als eindringliche Mahnung an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs und an die Verantwortlichen.
Über Ansel Adams wird geschrieben: Er wollte immer die Natur ehren. Mit einer fast religiösen Hingabe an die Natur gelang es ihm, seine Gefühle in seinen Fotografien auszudrücken. Er setzte sich einflussreich für den Umweltschutz ein. Zitat: „Ein großartiges Foto drückt vollkommen aus, was man im tiefsten Sinne über das Fotografierte empfindet.“ Es ist bekannt und belegt, dass die Arbeiten von Ansel Adams für den Erhalt großer Landstriche, für die Schaffung von National- und Staatsparks sowie den Schutz der Wildnis ganz entscheidend waren, auch wenn ihm der Prozess dahin unendlich langsam vorgekommen sein muss.
„Nicht der Schriftunkundige, der Fotografieunkundige ist der Analphabet der Zukunft.” Laszló Moholy-Nagy (1895—1946)
Heureka 658 – Was Warum und Wie

Was:
Ich verstehe ja, dass ein Bild Betrachter, wenn er ein neues Bild betrachtet und anschaut, sich als erstes frägt: Was wird hier dargestellt. Ist es offen und klar ersichtlich oder muss ich es erraten.
Warum:
Doch dann sollte bei Fotografen sofort die Frage auftauchen: Warum hat er dieses Bild gemacht. Und warum genau ist es so wie es ist. Was will er damit aussagen? Was ist sein Fotografen-Motto, sein Kompass.
Wie:
Und dem zweiten Gedanken sollte/muss sofort die dritte und entscheidende Frage folgen: Hat der Fotograf seine Absicht auch gut/passend umgesetzt. Beherrscht er die Bildsprache, oder ist er, so wie ich, noch ein Anfänger, ein blinder Suchender. Das hatte ich mir eigentlich erhofft. Vergeblich.
Photographieren ist mehr als auf den Auslöser drücken. – Bettina Rheims
Heureka 2876 – Bruce Barnbaum

Ludwig meint, ich sei ein Suchender. Mir gefällt das Wort Findender besser. Und jetzt? Anfang November 2025: Ich bin ein Gefundener. Mit der inneren Überzeugung: Ja das war’s. Zuerst der Sinn, dann die Umsetzung. Auch wenn die Kunst der Umsetzung noch viele weitere Jahre Üben bedeutet. Ich kenne jetzt das Ziel am Ende des Tunnels.
Bruce Barnbaum schreibt als letzter Satz in seinem Buch: „Bleiben Sie immer aufgeschlossen. Interessieren Sie sich für neue Methoden und Ansätze. Versuchen Sie Ihre Grenzen zu erweitern. Die Fotografie ist ein fortlaufender, im ständigen Werden begriffener Prozess. Entwickeln Sie sich weiter. Es gibt immer einen weiteren validen Ansatz, einen neuen Einblick. Bleiben Sie auf der Suche.„
Und: „Mir gefällt sowohl die Kunst als auch das Handwerk der Fotografie.“
Und: „Das ganze Buch über habe ich die immense Wichtigkeit Ihrer emotionalen Reaktion betont, die Ihnen signalisiert, was für Sie wichtig ist. Wenn Sie von der Vorstellung einer Aufnahme vor Ort begeistert sind, dann weil Sie subjektiv von etwas vor Ihnen berührt worden sind. Sie reagieren emotional.„
Und: „Hüten Sie sich vor Organisationen, die Wettbewerbe befürworten. Wettbewerbe stehen der Kunst diametral entgegen.“
Und: „Suchen Sie sich für die Kritik Ihrer Werke sachkundige Leute. Wir alle fangen damit an, dass wir unsere Bilder Freunden und Verwandten zeigen, aber ab einem gewissen Niveau müssen Sie Feedback von jemandem einholen, der wirklich weiß, wovon er redet, und bereit ist zu sagen, was er denkt.“
Und: „Wenn Sie erst einmal Ihr Motivthema gefunden haben, das Ihnen wirklich etwas bedeutet, das Ihre Leidenschaft in neue Höhen treibt, werden Sie darauf auf Ihre ganz eigene Weise reagieren. Sie werden das Motiv auf Ihre einzigartige Weise sehen und interpretieren. Sie werden den Fotos Ihren persönlichen Stempel aufdrücken. Warum? Weil es Ihnen wirklich etwas bedeutet und Sie es auf keine andere Weise bedenken oder sehen können. Darüber hinaus wird niemand anderes es auf diese Weise sehen, interpretieren wie Sie.“
Und: „Es muss eine Anfangsbegeisterung geben, die Sie entflammt, damit die kreativen Kräfte in Bewegung geraten. Sie müssen das Motivthema finden, das wirklich für Sie zählt. Wenn Sie es noch nicht gefunden haben, bleiben Sie weiter auf der Suche danach. Wenn Sie es schließlich finden, werden Sie es sofort erkennen, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen.“
Und: „Es gibt noch eine weitere Limitation in der Fotografie: die der Interpretation. Sie können mit der Fotografie etwas so gut wie nur möglich ausdrücken, doch die Betrachter der Botschaft, die Sie vermitteln wollen, verstehen sie einfach nicht. Wie wir alle schon erfahren mussten, gilt das sogar für die verbale Kommunikation. In der visuellen Kommunikation wird dieses Problem noch verschärft.“
Heureka 9876 – Wirkung 1

Jedes gute Bild hat eine Wirkung. Selbst bei Auftrags Fotografie. Hier soll als Wirkung der Umsatz, der Verkauf von Produkten gesteigert werden. Und das Können und die handwerklichen Fähigkeiten des Fotografen dienen dazu, die Idee möglichst wirksam und überzeugend umzusetzen.
So hat der Benetton Fotograf Oliviero Toscani das emotionale Mittel der Provokation benutzt. Und diese Provokation diente nur dazu, um Emotionen beim Betrachter auszulösen. Hauptsache man bleibt im Gespräch der Menschen/Kunden. Das sollten/können wir Hobby Fotografen auch nutzen: Emotionen beim Betrachter kreieren. Wirksame Bilder erzeugen.
Heureka 12.876 – Wirkung 2

Ein gutes, passendes Bild kann/soll etwas bewirken.
So wie ein guter Roman auch: Spannung, Romantik, Dramatik, etc.
So wie ein guter Film auch: Nervenkitzel, Unterhaltung, Sehnsucht, etc.
So wie ein gutes Lied auch. Der österreichische Rundfunk hat vor langer Zeit beschlossen ab 22:00 Uhr Nachts ein bestimmtes Lied von Ludwig Hirsch nicht mehr zu spielen, weil sie befürchteten, dass es extrem labile Menschen dazu bringen könnten, ihr Leben zu beenden.
In allen Kunstformen geht es um die emotionale Wirkung. Ich glaube, das gilt auch für die Fotografie. In wieweit ein Foto die gleiche Intensität wie ein Lied oder ein Spielfilm erzeugen kann, ist mir nicht bekannt. Kein Mensch betrachtet wohl 5 Minuten (die Länge eines Schlagers) oder 90 Minuten (die Länge eines Filmes) eine Fotografie. Und trotzdem: Ein Bild an der Wand verschönert das Wohnen auf jeden Fall. Dauerhaft.
Im Bild: In den letzten Jahren habe ich Hunderte von Loisach Bildern mit Laub auf der Wasseroberfläche geschaffen. Alle hatten eine zu helle, spiegelnde, störende Wasseroberfläche. Also dachte ich zuerst an eine technische Lösung: Neuer Fotoapparat, neues Objektiv, aber zumindest ein hochwertiger UV Filter. Bis heute. Da kam mir zufällig die Idee, das Bild vor Ort um einen Lichtwert abzublenden. Und siehe da. Das erste Bild mit Loisachlaub das mit gefällt.
Heuraka 57.473 – Wie gelähmt 2

Hätte ich vor zwei Tagen aus dem Fenster geschaut, und hätte diesen blauen Himmel von heute gesehen: schönes Licht, gutes Licht, helles Licht! Also nix wie raus zum Fotografieren. Aber heute wo alles ganz anders ist, war mein erster Gedanke: Habe ich irgend ein Bild in meiner ToDo Liste, welches dieses besondere Licht von heute benötigt, damit es exakt das ausdrückt, was ich mit dem Bild/Motv aussagen will?
- Antwort: nein!
- Mein spontanes Gefühl: Enttäuschung.
- Reaktion: Ich geh trotzdem raus.
Obwohl ich noch weit davon entfernt bin, jedem beliebigen Wetter eine entsprechende emotionale Betrachter Reaktion durch die Bildern zuzusprechen, sagte mir die Intuition: blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, brauner Herbst: Das gibt eher positive, optimistische, fröhliche Bilder.
Einfach rausgehen und sinnlos auf alles zielen, das sich vor der Linse befindet, das war Gestern.
Bereits im Jahre 1978:

Andreas Feininger ist eine Fundgrube ohne Ende, mit unendlicher Tiefe, Weisheiten, Stärke, Kraft und Erfahrungen. Was wäre ich ohne ihn? Und da er einer der Ersten war, (sein Buch ist aus dem Jahr 1978) sollte man doch meinen, alle heutigen Fotografen haben von Ihm gelernt. Alle heutigen, ernsthaften, engagierten Fotografen stehen auf seinen Schultern und sehen deshalb weiter, klarer, besser, mehr.
Er unterscheidet schon 1978 zwischen Technik und Kunst. Technik, so meint er, kann jeder lernen. Kunst nicht. Auch schreibt er schon 1978 von guten Bilder, die etwas aussagen und denen, die zwar scharf sind, perfekt belichtet sind, aber ausdruckslos: „Das Betrachten eines ausdrucklosen Bildes ist vergeudete Zeit. Ein Bild das nichts sagt, ist nur visuelles Geschwätz.“
Da ist es wieder das Wort Aussage. Und weiter: „Fotografie ist Bildsprache – eine Art der Mitteilung.“ Bestimmt meint er damit die visuelle Kommunikation. Passt exakt zu meinem aktuellen, mentalen Thema. Volltreffer. Danke, es tut soooo gut das zu lesen. Damit liege ich hoffentlich richtig.
Und er macht mir persönlich Mut: „Haben Sie nur den festen Willen, vorwärts zu kommen – Sie werden überrascht sein, wie schnell es nach oben geht und wie wenig es kostet.“
Im Bild die Loisach. Sie spiegelt blauen Himmel und gleichzeitig Herbst braune/gelbe Blätter. Und in mir permanent die Zweifel: Kunst oder gekünstelt?
Gescheitert

- An den großen Maßstäben gescheitert!
- Die eigene Messlatte nicht übersprungen!
- Viel zu hoch, das selbstgesteckte Ziel!
Da meine Ansprüche einfach viel zu hoch sind, versagte ich heute beim Fotografen Hochsprung. So hoch springen kann ich nicht. Beim besten Willen nicht. Vielleicht noch nicht. Vielleicht nie! Bilder mit Tiefe, Sinn, Bedeutung, Aussage, Wirkung. Keine billige Knipserei.
Und das mit meinen bescheidenen Mittel: Wolfratshausen im Spätherbst.
Wie sollen da spektakuläre Aufnahmen gelingen?
Nur billiger Kitsch und Klischee wie ein Sonnenaufgang.
Udo Jürgens hat es da leichter: Mit Sprache und Musik zusammen kann er es in wenigen Sätzen ausdrücken: „Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf – und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht“
Auf Wikipedia steht dazu: „Das Lied, handelt davon, dass egal, was passiert, das Leben weitergeht“
Und ich stehe auf dem Wolfratshauser Bergwaldweg und fotografiere die Morgensonne. Mehr nicht. Kein Text. Keine Erklärung. Keine bezaubernde Melodie, die zu Herzen geht. Nur ein Bild. Mehr nicht.
Ich glaube hier haben es die Künstler mit sprachlicher und musikalischer Kommunikation gegenüber den Foto Künstlern, denen nur die visuelle Kommunikation bleibt, sehr viel leichter und einfacher.
4 Minuten


Es gibt sooo viele gute, wichtige, sinnvolle Gründe ein Foto aufzunehmen. Und diese beiden Bilder, die nur 4 Minuten auseinander liegen, treffen keines davon. Purer reiner Piktorialismus. Entschuldigung! Dabei ist doch ab sofort mein Ziel, die visuelle Kommunikation zu erlernen, zu üben. Und diese beiden Bilder zeigen einfach nur Farben. Himmelsfarben am Morgen. Mehr nicht.
Meine einzige Ausrede: Ich bin ja noch ein Lehrbub. Ich darf das. Noch. Das Bild hat NICHTS mit mir, meinem Leben, meinem ICH zu tun. Dabei steht geschrieben: „Authentizität in der Bildgestaltung ist der Schlüssel zu effektiver visueller Kommunikation.“ (David Ulrich) Und als ob das noch nicht reicht, erweitert er seinen Satz wie folgt: „Erweitern Sie Ihr Ausdrucksspektrum über bloße Bilder hinaus zu Bildern mit Inhalten, die Herz und Verstand des Betrachters direkt ansprechen.“
Übrigens: Ich bin heute noch vor dem Sonnenaufgang wieder weiter. Diese beiden Lichtbilder, waren für mich Tages Ausbeute genug. Es gibt ja noch ein Morgen. Denn Heute war es mir zu kalt. Oder war es das Verlangen nach einem heißen Espresso? Wenigstens die Erkenntnis: Es gibt noch wichtigere Themen in mir, außer Bilder machen.
Echte Zweifel – Quo vadis

Einfach mal etwas anderes tun wie gewohnt. Einfach mal raus aus dem alltäglichen Fotografen Trott. Aber was?
Antwort: Früher raus!
Und jetzt ? Das gleiche Bild, das ich gefühlt schon tausendmal tagsüber geknipst habe.
Und ganz ehrlich: Es langweilt mich. Nur das Licht ist anders wie Mittags. Mehr nicht.
Das macht das Bild auch nicht aussagekräftiger. Es hat andere, ungewöhnliche Farben.
Aber das war’s dann auch schon! Und deshalb in aller Herrgotts Früh aufstehen ?
Das ist auf Dauer auch keine Lösung!
Echte Zweifel II

Noch ein Morgen Bild, jedoch das gleiche geistige Thema. Warum? Wieso? Für wen?
Wieder eine Bilder Leiche mehr im PC. Und das soll es dann gewesen sein? Laien könnten jetzt loben: Wow, was für ein Bild !!! Doch ganz tief in mir die 100%-ige Überzeugung: NEIN, das ist es nicht.
Nur das Morgenlicht ist anders. Und das ist keine Eigenleistung von mir. Wieder ein Bild ohne Aussage. Ein absolut bedeutungsloses Bild.
Ich unterscheide inzwischen die beiden möglichen Betrachter: Fotografen oder Laien.
Beide haben völlig unterschiedliche Eigenschaften, Vorlieben, Meinungen.
Und warum sollte ich, der einmal ein Fotograf werden will, mich am Bilder Geschmack der Laien orientieren? Jeder hat heute ein Handy. Jeder kann früh aufstehen und knipsen. Warum sollte ich dies für andere tun?
Weichenstellung

Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich mich bald entscheiden muss/will/werde. Wohin geht’s weiter? Einfach so weiter machen, mit bedeutungslosen, inhaltsleeren Bildern, oder hin zu Bildern mit Aussage, Sinn, Kraft, Gefühl, etc.
Bilder, die dem Betrachter etwas geben. Bilder die mehr als eine Sekunde angeschaut werden. Bilder die in Wohnzimmern hängen.
Und ich weiß nicht mehr wo ich diesen Mutmacher Satz gelesen habe:
„Wenn die Leute NICHT über Deine Ziele lachen, sind diese zu klein.“
Doch als Mahnung dienen mir die viele Bilder in den Lehrbüchern. Die Autoren, die sich mit dem Sinn des Fotografierens beschäftigen, und keine reine Knipser-Anleitungen schreiben, haben alle Beispiel Bilder, Vorbilder, die ich nicht verstehe. Kann sein, dass ich da noch reinwachse. Auf jeden Fall, wird die Schar der Betrachter, Versteher, Bild-Kundigen drastisch kleiner.
Also liegt wohl die einzige Lösung darin, einen eigenen, individuellen Weg zu gehen. Keine Bilder mehr machen, die anderen, vor allem nur den Laien gefallen. Keine Bilder mit „Hoffnung auf Beifall“.
Albert Einstein soll gesagt haben:
„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem ein Schaf sein.“
Andreas Feininger im Jahre 1978 – I

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Meiner Meinung nach ist es ungerecht, eine Fotografie ohne Kenntnis des Zusammenhangs mit den Absichten ihres Herstellers zu beurteilen. Nur wenn Sie wissen, was ein Fotograf erstrebte, was er in seiner Arbeit auszudrücken versuchte, was er mitzuteilen wünschte, kann man mit Rücksicht auf die wesentlichen Punkte des Bildes gültige Schlüsse ziehen.“
- War er imstande, seine Absicht zu verwirklichen?
- Hat er mit Erfolg ausgedrückt, was er fühlte?
- Hat er sein Motiv richtig erfasst und überzeugend zum Ausdruck gebracht.
Im Bild: Mein Versuch als Foto-Lehrbub, die Farben der Fahnen auf der Wolfratshauser Andreas Brücke in einem Foto am besten zur Geltung zu bringen. Welches Licht, welches Wetter eignet sich dazu ideal? Der bunte Herbst Wald im Sonnenschein als Hintergrund war dazu nicht geeignet. Ansonsten hat dieses Bild keine Aussage, keine Bedeutung, keinen individuellen Ausdruck. Bei aller Kunst die fotografisch möglich ist, muss auch das Handwerk von einem Möchtegern Künstlers wie mir, beherrscht werden.
Andreas Feininger im Jahre 1978 – II

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Daher ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann, um die Güte Ihrer Arbeiten zu steigern, nicht mehr nach Motiven auszuschauen, die bereits erfolgreich von anderen Fotografen erledigt wurden, sondern sich auf solche zu konzentrieren, die Sie persönlich interessieren.“
Und: „Interesse von Seiten des Fotografen am Motiv seiner Aufnahme ist erste Voraussetzung für jeden Erfolg. Sie ist die Grundlage für jede Art schöpferischer Tätigkeit.“
Das ging mir natürlich durch den Kopf, als ich dieses Motiv durch den Sucher sah. Doch nachdem der erste Impuls: „Nicht abdrücken, Wasserperlen auf Spinnweben gibt es schon massenweise“ erkannt war, fiel mir der farbige, pastellartige, unscharfe Hintergrund auf. Und letztendlich habe ich dann doch abgedrückt.
Und ich merke täglich, dass es heute viel schwieriger ist, neue Motive zu finden, als wie vor 50 oder 100 Jahren. Fast alles gibt es schon. Und zum Südpol will ich nicht.
Andreas Feininger im Jahre 1978 – III
Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Früher oder später kommt der ehemalige Anfänger in seiner Entwicklung als Fotograf an einem Wendepunkt an, von dem an er sich selbst als Amateur bezeichnen kann, also als einen Menschen, in dessen Leben die Fotografie eine bezeichnende Rolle spielt, ein nicht berufsmäßiger Fotograf, der die Technik seines Handwerks so weit gemeistert hat, dass er fähig ist, fototechnisch einwandfreie Bilder zu liefern.“
„Und dann geht er hin und beginnt solche langweiligen Bilder zu machen, wie man sie Jahr für Jahr in den Fotojahrbüchern und auf den Ausstellungen der Fotovereine sieht.“
- Rollen von Tauen, die auf einem Kai liegen,
- eingeölte Akt-Fotos in gekünstelter Verdrehungen, weil das Gesicht oder ein anderer Teil des Körpers nicht im Bild gezeigt werden darf,
- Alte Männer mit Bart,
- alte Frauen, die Kruzifixe in knorrigen Händen halten,
- Still-Leben, mit einem offenen Buch (Bibel), vorzugsweise mit einer daneben stehenden brennenden Kerze,
- in grobe Leinwand gekleidete Mönche,
- Sommersprossige Jungen, die Äpfel essen und
- Still-Leben mit Aluminiumschalen und Vasen.“
Spontan habe ich mir gedacht: „Der geht aber hart ins Gericht mit Foto Amateuren und Foto Vereinen“. Denn sein abschließender Satz ist: „Alles Bilder ohne jedes Interesse, sinnlos hergestellte fotografische Massenware.“
Denn bestimmt stehen alle heutigen Fotografen auf den Schultern der alten Meister. Besser, erfahrener, gebildeter, selektiver, kurz gesagt: Reifer.
Andreas Feininger im Jahre 1978 – IV

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Ich habe manchmal Fotografen gefragt, warum sie diese kümmerlichen Bilder herstellen. Was sie antworteten war etwa: „Warum nicht?“
Es ist mir unverständlich, dass immer noch so viele Amateure ihre Energie und Zeit an dieselben abgedroschenen Motive verschwenden, die von Millionen anderen Amateuren fotografiert worden sind. Ich muss dabei immer wieder auf meine These zurückkommen, dass persönliches Engagement die wichtigste Voraussetzung für gute Bilder ist. Hand aufs Herz, sind Sie wirklich an den Motiven interessiert, die auf den oben erwähnten fotografischen Abklatsch hinauslaufen? „
Mir fällt auf, dass um mich herum, permanenter Fortschritt zu sehen ist. Alle sind bemüht immer besser zu werden.
- Jeder Autobauer setzt auf jahrzehntelange Erfahrung und stellt immer bessere, neuere, gereiftere, sichere Autos her.
- Im Maschinenbau ist fast nichts mehr so wie früher.
- In der Medizin gibt es jahrhunderte alten Fortschritt und Erfahrung. Kein Arzt wird heute noch die überholte Heilmethoden des Mittelalters anwenden.
- Die Material Forschung in allen Lebensbereichen macht ständig große Fortschritte.
- Die Kommunikation der Menschen untereinnader: Telefon, Handy, email, Internet, usw.
- Die Unterhaltungsindustrie: Fernseher, Farbfernseher, Radios, Walkman, Internet, usw.
- Die Fotoindustrie entwickelt immer bessere Fotoapparate, Objektive, Filter, Sensoren, usw.
Überall wohin ich schaue: Fortschritt, Entwicklung, Verbesserung, etc. Aufbau auf dem Wissen von Gestern!
Warum sollte das nicht auch für uns Fotografen gelten?
Muss jeder angehende Fotograf so klein, dumm, mühsam, anfangen wie ich?
Muss ich denn alle Fehler wirklich selbst machen?
Können wir jungen Fotografen nicht durch Fortbildung auf den Schultern der Riesen stehen?
Beruflich war ich existenziell und jahrzehntelang auf Weiterbildung angewiesen. Das hat sich so in mir verinnerlicht, dass ich auch privat als Fotografenlehrling selbstverständlich auf die schriftliche Erfahrung der Vorbilder setze. Ohne dieses Fundament, kann ich in 50 Jahren noch nicht richtig fotografieren. Nur durch hinsetzen und scharf Nachdenken, geht bei mir nichts. Und aus der Erfahrung der Meister lernen, ist das Beste überhaupt.
Andreas Feininger im Jahre 1978 – V

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Amateuren, die Fotografie lieben, aber sich noch nicht dafür entscheiden konnten, was sie fotografieren sollten, sei geraten, sich erst einmal darüber klar zu werden, wo ihre eigentlichen Interessen liegen. Denn je mehr Sie in Ihren Aufnahmen an Ihren Gefühlen, Ihren Gesichtspunkten, Ihrem Selbst investieren, je bewusster Sie an Ihr Motiv herangehen und je ausdrucksvoller Sie Ihre Bilder gestalten, umso besser werden Ihre Fotos sein.“
Ein großes Wort aus berufenem Munde:
Jeder soll/muss sich im Klaren sein, was er will. „Erkenne Dich selbst“ ist nicht erst seit 1978 angesagt. Sehr viele Buchautoren empfehlen das auch, nur jeweils mit eigenen, anderen Worten. David Ulrich schreibt davon, dass wir in Resonanz gehen müssen, mit den Motiven die wir fotografieren. Er schreibt, das er diesen Rat von Minor White persönlich gelernt hat. Er betont ausdrücklich, dass er auf den Schultern der alten Meister steht. Und Ihre Erfahrungen, Ihren Ratschlag, ihre Erkenntnisse sehr gerne nutzt.
Andreas Feininger im Jahre 1978 – VI

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:
„Was den Unterschied zwischen Bildern mit und ohne gefühlsmäßige Wirkung ausmacht, ist, ob der Fotograf auf sein Motiv emotional reagierte oder ob er unberührt blieb und das Bild nur zum Zeitvertreib aufnahm. Als sensitive Künstler fotografieren wir nur Motive, die uns emotional bewegen. Und unsere Reaktionen auf diese Bilder sind streng und wahr. Da die guten Fotografen Meister im Ausspielen ihrer Mittel sind, können sie auch unfassbare Gefühle in verständlichen Ausdrucksformen ihres Handwerks übertragen, in Licht und Schatten, Farbe, Kontrast, Formen etc.,“
„Das ist auch eine Erklärung dafür, weshalb ein Fotograf, der nicht weiß, wie man Gefühle und Gedanken in eine grafisch zufriedenstellende Form übersetzen kann, nur wirkungslose Fotos machen wird, gleichgültig wie idealistisch, leidenschaftlich, feinfühlig oder fantasievoll er auch sein mag. Damit eine Fotografie als gut anerkannt wird, muss sie nämlich nicht nur irgendetwas mitteilen, sondern sie muss es auch eindringlich sagen.“
Mit diesen beiden Sätzen bin ich jetzt endgültig am Ziel meiner Wünsche, meiner Ausbildung angekommen. Besser wie Andy kann ich es selbst nicht audrücken. Das wars.
- Erkenntnis, wer bin ich, was ich will, was drücke ich aus: Alles liegt in meiner persönlichen Biografie.
- Meine Suche ist vorbei. Endgültig. Nur die handwerkliche Reife geht weiter: Lebenslänglich.
- In meinen Bilder drücke ich aus, wie ich die Welt sehe. Andere Fotografen habe andere Ausdrucksweisen.
- Kein Kitsch. Kein Klischee. Nie mehr.
- Bilder mit Sinn, Ausdruck, Tiefe, Bedeutung. Mein Sinn, mein Ausdruck. Meine Bedeutung.
Ich sehe/spüre extrem deutlich, wie es am Ende der Treppe heller wird.
Ich sehe/spüre schon das Licht an der obersten Sprosse der Leiter.
Ich weiß, dass ich die Erfolgs Treppe Stufe für Stufe gehen muss. Kein Problem.
Ich weiß, dass jede Sprosse der Leiter erklommen werden will. Mache ich mit Leichtigkeit.
Das Ziel ist endgültig erreicht:
Erkennen was mit motiviert und immer besser werden in der Bildsprache beim Umsetzen meiner Idee.
Das Bild soll ausdrücken: Unser aller Zukunft liegt im Dunst und Nebel vorborgen. Trotzdem fahren wir oft mit Vollgas in diese Richtung. Wohin die Reise letztendlich geht ist ungewiss. Damit müssen wir Menschen leben.
David Ulrich

David Ulrich schreibt:
„In Bildern geht es nicht um Bilder. Bilder handeln von etwas. Es geht nicht nur um das Können des Fotografen, nicht nur um Kamera und Objektiv, nicht nur um die Art der Präsentation. Bilder zeigen eine Sichtweise. Sie sagen etwas über die Welt aus, spiegeln unsere inneren Zustände oder bestimmte Lebensumstände wider. Sie haben eine Bedeutung, die entschlüsselt werden kann und die im Betrachter etwas auslösen kann.“
Und
„Erweitern Sie Ihr Ausdrucksspektrum über bloße Bilder hinaus zu Bildern mit Inhalten, die Herz und Verstand des Betrachters direkt ansprechen.“
Es ist auffällig wie sehr sich viele Autoren doch in Ihrem Rat, Ihrer Erkenntnis, Ihrem Sehen ähneln. Von billigen Ratschlägen in billigen Büchern, von billigen Autoren abgesehen, die den Rat geben: „Sonne lacht, Blende acht“, betonen alle, dass Bilder kein Kitsch, kein Klischee darstellen, sondern etwas indivduelles ausdrücken sollten.
Und bevor ich mich wieder beschwere drehe ich den Spieß einfach um. Wenn mich meine Enkeln irgendwann einmal um Rat fragen werden, was soll ich fotografieren und wie soll ich fotografieren sage, ich ihnen:
- Überlege Dir was Du aussagen willst. Was kannst Du der Welt einzigartiges zeigen?
- Lerne das Handwerk und die Bildsprache, damit die Betrachter erkennen/fühlen was Du aussagen willst.
- Ich erkläre Ihnen, dass sie keinen Guru brauchen und keinem Guru nacheifern.
- Ich gehe mit Ihnen jede Treppenstufe auf Ihrer Treppe nach oben. Nicht auf meiner.
- Ich habe Geduld mit Ihnen. Pausen sind erlaubt. Abbrechen auch.
- Du bist wichtig: Zeige der Welt: Deine Sicht, Deine Motive, Deine Bedeutung!
- Die Leidenschaftlichen leben, die Vernünftigen halten blos durch.
- Ich helfe Ihnen wo und wie ich nur kann.
- Solange ich lebe, begleite ich sie auf Ihrer nie endenden Reise.
Das alles habe ich mir sooooo sehnsüchtig und doch vergeblich von dem Fotoclub hier im Ort erhofft. Und mittlerweile bin ich mir felsenfest sicher: Die werden nie begreifen was Fotografie bedeutet. Vermutlich bilden sie sich als Verein nicht weiter. Geistige Stagnation. Komisch. Immer die neuesten Fotoapparate und doch immer der gleiche alte Kitsch.
Im Bild: Dieser Baum hat es ganz besonders eilig. Er ist immer einer der ersten Bäume auf meiner täglichen Runde, der seine Blätter abwirft. Und so nackt wie er jetzt aussieht, friert mich jedes Mal wenn ich an Ihm vorbeikomme. Er ist mein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Meines Lebens. Kein schönes Symbol. Diese Bild ist nichts besonderes im Januar . Im Januar sind alle Bäume und Sträucher nackig. Aber Ende Oktober ist er für mich auffällig.
Alt

So etwas gab es früher noch. Der Strom kam von oben. Der Pfosten steht heute noch, die Leitungen sind schon längst abgeschnitten. Deshalb fällt es mir auch auf: ein Foto aus meiner Kindheit. Obwohl der Pfosten hier in Wolfratshausen steht. Und in meiner Kindheit gab es nur S/W Bilder. Romantik, Wehmut, Vergänglichkeit, es war einmal …
Alles, nur nicht schön !

Ich habe ab sofort meiner Frau verboten bzw. dringend abgeraten, die Bilder von mir nicht mehr mit: schön, toll, wow, super, etc. zu bewerten. Wie ich gelernt habe und voll davon überzeugt bin: Bilder wollen visuell statt verbal kommunizieren. Und kaum jemand sagt zur verbalen Kommunikation: Tolle Rede, schöne Worte, super Grammantik, usw. Deshalb will ich diese Worte bei meinen Bildern auch nicht mehr hören.
Es nutzt mir viel viel mehr, wenn sie merkt/spürt/errät, was das Bild aussagen will. Dann lerne ich besser und schneller die Bildsprache, um das auszudrücken, was ich sagen/zeigen/kommunizieren will.
Früher und heute – I

Früher dachte ich:
- Draußen ist Sonnenschein und gutes Licht, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- Draußen ist Nebel, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- Draußen ist Sonnenaufgang, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- Draußen ist Sonnenuntergang, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- Draußen ist Neuschnee und blauer Himmel, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- Draußen ist blaue Stunde, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
- etc.
Und heute denke ich:
- Draußen ist Sonnenschein, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenschein beim Umsetzen meiner Idee.
- Draußen ist Nebel, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Nebel beim Umsetzen meiner Idee
- Draußen ist Sonnenaufgang, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenaufgang beim Umsetzen meiner Idee
- Draußen ist Sonnenuntergang, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenuntergang beim Umsetzen meiner Idee
- Draußen ist Neuschnee, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Neuschnee beim Umsetzen meiner Idee
- Draußen ist blaue Stunde, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir das Licht der blauen Stunde beim Umsetzen meiner Idee
- etc.
Und die Moral von der Geschichte. Ich bleibe zuhause, weil ich nicht mehr weiß warum und was ich fotografieren soll/kann/will. Denn permanent ist dieser Gedanke in meinem Kopf: Fotografieren ist einfach, wenn man nichts davon versteht.
Früher und heute – II

In den meisten Lehrbüchern steht nur Schritt 3, 4 und 5 den Fotografen gehen sollen.
- Für Landschaftsfotografie nimm ein Weitwinkel,
- Für die Verdichtung nimm ein Teleobjektiv,
- Für Langzeitaufnahmen nimm einen Graufilter und Stativ,
- Für Porträt eignet sich nur ein 80 mm Objektiv,
- Rauscharme Bild gelingen mit Vollformat Sensor besser,
- Knackscharfe Bilder gelingen nur mit Festbrennweite,
- usw.
Leider überspringen Sie die beiden wichtigsten Punkte!
- Welche Aussage sollen Landschaftsbilder haben?
- Was will/kann ich mit Verdichtung ausdrücken?
- Wann soll ich als Bildsprache eine Langzeitaufnahme nehmen?
- Was will ich mit einem rauscharmen bzw. verrauschten Bild mitteilen?
- In welcher Situation ist knackscharf oder unscharf das ideale Kommunikations-Mittel?
Kann leicht sein, dass die Foto Lehrbuch Autoren dies alles als selbstverständliche Voraussetzung aller Fotografen ansehen und deshalb diese grundlegenden Themen nicht ansprechen. Und ich dachte die Schritte 3, 4 und 5 seien die einzigen Themen, die ich lernen/beachten muss.