November 2025 – Fotos

Heureka 1: Endlich !!

November Bild Samerberg Bernd Morgenthaler

Wikipedia meint: Heureka heißt „Ich habe [es] gefunden“.

Genau so geht es mir. Ab 1.11.2025 ist für mich, für mein Fotografen-Leben alles anders. Eher durch Zufall, als durch intensives Nachdenken, kam mir die ultimative Erleuchtung. Jetzt endlich, nach 3 langen Jahren Dunkelheit, ist Licht in mir. Ist der Sinn des (Fotografen-)Lebens gefunden. Endgültig. Warum hat mir das niemand gleich zu Beginn gesagt? Es hätte mir 3 Jahre Suche erspart. Ich wäre dann schon seit 3 Jahren Fotograf und kein Lehrbub!

Schritt 1: Die Grundlage, das Fundament,
Jeder Mensch, und natürlich auch jeder Fotograf muss/sollte/kann seinem Leben einen Sinn geben. Das ist die innere Antriebskraft. Seine Motivation. Seine Kraftquelle. Die Lokomotive, die die Wagen zieht. Sein Kompass für alle seine Bilder. Nur dieser Sinn wählt die Foto-Motive aus. Nur dieser Sinn bestimmt das Licht: hell oder dunkel. Die individuelle Bild-Komposition. Ohne diesen persönlichen Sinn, ist Fotografieren sinnlos. Das merkt man diesen Bildern auch an.

Schritt 2: Handwerkliches Können: Die Umsetzung, Bildsprache,
Angetrieben von seiner Mission, seiner Idee, seiner Vision, seinem Konzept, muss ein guter Fotograf auch die Bildsprache beherrschen, um das optimal auszudrücken, was er sagen, aussagen, bewirken will. All die großen Meister der Fotografie Geschichte, hatten diese innere, mentale Leidenschaft für ein bestimmtes Ziel. Nur deshalb sind Sie bekannt und berühmt geworden. NICHT wegen ihrer handwerklichen Fähigkeiten.

Ein wirklicher Fotograf geht NICHT raus und fotografiert einfach nur Nebel. Zuerst ist seine innere Absicht vorhanden, etwas bestimmtes auszudrücken und falls Nebel dazu geeignet ist, geht er bei Nebel raus und nutzt dieses mystische Licht für seine Bilder.

Ein wirklicher Fotograf geht NICHT raus und fotografiert einfach nur das Morgenrot. Zuerst ist da eine innere Idee, eine Leidenschaft in Ihm. Er will etwas sagen, etwas aussagen, etwas bewirken. Und nur wenn das Morgenrot dazu am Besten geeignet ist, geht er früh raus und nutzt dieses Licht für seine Bildaussage.

Ein guter Fotograf geht NICHT raus und fotografiert einfach die Blaue Stunde. Zuerst ist da eine innere Idee, eine Leidenschaft in Ihm. Er will etwas sagen, etwas aussagen, etwas bewirken. Und nur wenn das blaue Licht dazu am Besten geeignet ist, geht er früh raus und nutzt dieses Licht für seine Bildaussage.

Das lässt sich beliebig fortsetzen. Zuerst die innere Mission, dann die handwerkliche Umsetzung: High Key oder Low Key, Schärfe, Linien, Flächen, Über- Unterbelichtung, Farben, etc. Alles dient nicht nur als Selbstzweck, so wie ich es bisher dachte/machte, sondern als Element einer Bildsprache, um das Auszudrücken, was der Fotograf will.

Heureka 2 – Bildsprache

Jeder Autor der schreibt, sollte/muss die Mutter- oder Fremdsprache beherrschen, damit seine Leser verstehen, was er damit ausdrücken will. Jeder Fotograf muss/sollte die visuelle Bildsprache verstehen, damit der Betrachter versteht, was er mit der visuellen Kommunikation mitteilen will. Wenn ein wirklicher Fotograf sich im Klaren ist, was er sagen will, muss er natürlich wissen, wie er es in seinen Bildern ausrückt. Wie dumm ich doch war. Bisher habe ich Spiegelbilder der Loisach einfach so geknipst, weil es mir gefallen hat. Das war für mich Grund genug. Wie oberflächlich. Wie dilettantisch von mir.

Auf die Idee, dass eine Bildaussage dahinter stehen könnte, bin ich nie gekommen. Es hat mir niemand gesagt. Alle reden nur von Schäfe, Rauschen, Mega-Pixel, Objektive, etc. Also meist ums Handwerk. Nie um Kunst. Nie um Aussage. Nie um Ausdruck. Schade. Niemand hat es mir vorgelebt. Auch schade. Und ich habe es bis Oktober 2025 auch nirgendwo gelesen. Dabei wäre es nur ein kleiner Satz. Ein kleiner Schritt. Hin zu sinnvollen Bildern. Wenn ich mir das Spiegelbild oben betrachte, strahlt es für mich Ruhe aus. Nicht nur ein Spiegel. Sondern Ruhe. Farben. Friedlichkeit. Zuversicht. Sicherheit. Das könnte meine Idee dahinter sein. Die Umsetzung dauerte dann nur 1/125 Sekunde.

Gestern in Tirol. Ein ganz kleiner See/Teich/Tümpel und nur ganz ganz ganz schwacher Wind. Aber doch stark genug um leichte, kaum bemerkbare Wellen auf der Oberfläche zu erzeugen. Und auch da: Heureka! Ein Spiegelbild als Ausdruck der Ruhe, Stille, Frieden war nicht perfekt möglich. Normalerweise hätte ich es fotografiert. Aber die innere Frage nach dem Warum, hat mich davon abgehalten. Ohne Sinn, kein Bild.

Heuraka 3 – Wirkliche Kunst

Kunst ist es, seine persönlichen Emotionen so passend auszudrücken, so dasss sie beim Leser, Zuschauer, Zuhörer ganau so ankommen. Zuerst im Innern etwas spüren (Resonanz), dann ausdrücken.

Jeder Schriftsteller will mit seinen Texten/Romanen etwas aussagen. Ein Krimi will Spannung (Emotionen) ausdrücken. Alfred Hitchcock war ein Meister seines Fachs. Ein Liebesroman hat auch seine charakteristische Emotionen. Das ist eine grundlegende Literatur-Selbstverständlichkeit. Das ist Kunst.

Auch jeder Musiker will mit seinen Liedern etwas aussagen. Dazu muss er natürlich die Kunst der Tonsprache beherrschen. Egal ob es ein kurzer Schlager ist, oder eine Symphonie. Etwa 30 Sekunden nach Beginn der „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, hört der Zuhörer die Vöglein im Frühling zwitschern: lustig, fröhlich, leicht. Ich schaue dann jedes Mal in Venedig meine Frau an. Beide haben wir feuchte Augen. Soooo schön. Soooo berührend. Das ist ganz hohe Kunst. Nur deshalb wählte der Komponist diese Geigentöne. Mit voller Absicht.

Und selbstverständlich will jeder Drehbuchautor der Filme schreibt, mit seinen bewegten Bildern etwas ausdrücken. Will beim Zuschauer Emotionen wecken. Die Filmmusik unterstützt ihn dabei. Das ist ganz hohe Kunst. Es geht bei Filmen nie nur um Licht. Es geht bei Filmen nie um Töne. Es geht um Emotionen.

Es geht nicht nur um Licht und Dunkelheit, nie um ein Porträt, nie um den Eifelturm, nie um Herbst in der Eng, nie um Sommer in Hawaii, oder das Matterhorn im roten Morgenlicht. Es geht immer und nur um Emotionen. Dazu muss man natürlich die Bildsprache beherrschen. Das ist die Foto-Kunst: Emotionen zu duplizieren. Zuerst spüren wir sie in uns, und dann setzen wir es so gekonnt um, dass es der Betrachter auch spürt. Wenn ich das nur könnte!!!!!!

Heureka 4 – Vorbilder

Kein Autor schreibt einfach beliebige, zufällige Worte und denkt es ist ein Roman. Wenn er gut ist, erzeugt er mit sinnvollen, passenden Worten in der richtigen Reihenfolge: Spannung, Dramaturgie, Freude, Spaß, Trauer, Nachdenklichkeit. (Also Emotionen)

Kein Musiker spielt einfach nur alle Töne und alle Instrumente nacheinander ab. Wenn er gut ist, weiss er genau welche Instrumente und welche Töne eine bestimmte Wirkung (Emotion) beim Zuhörer hat.

Und jeder Filmemacher weiß exakt, wie er Licht und Dunkelheit einsetzen muss, um den Zuschauer in Bann zu ziehen. Die Filmmusik unterstützt ihn dabei. Auch hier gilt: Emotionen zu erzeugen. Licht und Musik sind kein Selbstzweck.

Und wir Fotografen sollten/müssen uns diese und weitere Kunstrichtungen zu Herzen nehmen und in unseren Bildern mit den Mitteln der Bildsprache, das auszudrücken, was unsere Absicht ist. Und als Emotionen dienen nicht nur Himmelhoch jauchzen oder zu Tode betrübt. Dazwischen liegen noch tausende andere, vielschichtigere Emotionen. Jedoch nur die Könner können es umsetzen.

Wir sollten nicht einfach ein Bild überbelichten, sondern das helle und zuviel an Licht, als sinnvolles Ausdrucksmittel verwenden. Dann ist es nicht nur ein Bild, dann ist es Kunst. Diese Umsetzung, diese Bildsprache hätte ich so gerne in den Fotoclubs gelernt. Dort war leider, zu meiner Zeit, das Wort Bildsprache ein Fremdwort. Um das Wichtigste für uns Fotografen, hat sich dort niemand gekümmert. Schade. Verlorene Zeit.

Heuraka 57: Wie gelähmt 1

Die Unbekümmertheit zu fotografieren ist mir abhanden gekommen. Einfach rausgehen und knipsen befriedigt mich nicht mehr. Das gibt mir nichts mehr. Das war gestern. Und das Morgen ist leider noch nicht angebrochen. Ich glaube, dass wir Fotografen gelernt haben, wie wichtig das Licht ist. Und da liegt, zumindest bei mir, die Versuchung nahe, einfach nur Licht zu Fotografieren. Gegenlicht, Morgen- und Abendlicht, und alle anderen Lichtarten dazwischen.

Doch jetzt, Anfang November 2025 gilt das alles nicht mehr. Ich bin jetzt 100% überzeugt, dass die richtige, einzige sinnvolle, wirkliche Reihenfolge sein muss :

  1. Was will ich ausdrücken?
  2. Mit welchem Licht/Komposition/Stilmittel drücke ich es am besten aus?

Und erst dann gehe ich in Zukunft raus, und mache mein Bild mit dem passenden Licht, das meine gewünschte Aussage optimal unterstützt.

  • Einfach nur den Wolfratshauser Herbst Berg Wald im roten Morgenlicht knipsen, ist mir zu wenig.
  • Einfach nur die blaue Stunde ohne wirkliche Bedeutung, ist mir zu wenig
  • Einfach nur Licht und Schatten ohne Aussage, ohne Bildwirkung, ist mir zu wenig.
  • Einfach nur Sonnenuntergang knipsen, weil es alle machen, ist mir zu wenig.
  • Einfach mit Stativ und Langzeitbelichtung ein Wasserfallbild, ist mir zu wenig.
  • Einfach ein Fotoausflug um irgendetwas zu knipsen, das mir nichts bedeutet, mache ich nicht mehr.

Wie lange wohl diese Lähmung anhält?

Ich verstehe immer, besser, intensiver die Aussage von Lisette Modell:
Fotografiere niemals etwas, das dich nicht interessiert!

Heureka 269- Die Meister

Die großen Meister der Foto Geschichte hatten alle eine innere Vision. Eine Leidenschaft. Einen Antrieb. Es ging ihnen beim Fotografieren nie nur um ein einziges Bild, um einen schnellen Klick, es war eine lebenslange Reise. Ziel war immer ein ganzes Fotografen-Lebenswerk. Und ich denke es ging nie nur geradeaus. Kurven gehören zu jeder Reise/Fahrt/Bewegung. Wichtig ist mir: Ich stehe nicht allein da mit dieser meiner neuen November Meinung: Alle große Fotografen haben/hatten diesen inneren Antrieb/Vision/Mission.

Sebastião Salgado

https://publicdelivery.org/wp-content/uploads/2017/11/Sebastiao-Salgado-%E2%80%93-Serra-Pelada-Gold-Mine-Brazil-1986-4.jpg

„Die Zeit, die ich vor Ort mit dem Fotografieren verbringe, macht nur einen Prozent der Zeit aus, [die ich an meinen Projekten arbeite]“, sagt er. „Die Zeit, die ich jedoch für Überlegungen, Vorbereitung, Entwicklung und Erstellung des Konzepts benötige, nimmt mein ganzes Leben in Anspruch. Darum geht es bei der Fotografie.“ Und: „Wenn Sie diese Bilder sehen, dann sind das viel mehr als nur schöne Bilder oder Geschichten. Es ist mein Leben.

Diane Arbus: Ihr Lebensthema war „Menschen am Rande der Gesellschaft“.
Über Sie wird geschrieben: Diane Arbus nahm sich viel Zeit, ihre Modelle/Menschen kennenzulernen und zu ihnen ein Gefühl von Vertrauen und Nähe aufzubauen. Arbus nutzte häufig das quadratische Format, so dass ihre Motive mittig im Bild platziert sind. Dies unterstreicht Präsenz und konfrontiert den Betrachter direkt. In allen Foto Lehrbüchern wird Ihr mittiger Bildaufbau als stinklangweilig verteufelt. Wie dumm.

Irving Penn: Er nutzte die minimalistische Komposition um einfache, klare Hintergründe zu erzeugen, um damit seine Motive hervorzuheben und so eine eindrucksvolle Tiefe und Kontrast zu erzeugen. Das war kein Selbstzwek, sondern seine individuelle Bildsprache. Sein Zitat: „Ein gutes Foto vermittelt eine Tatsache, berührt das Herz und verändert den Betrachter; es ist, kurz gesagt, wirkungsvoll.“

Arnold Newman: „Viele Fotografen glauben, dass sie mit einer besseren Kamera auch bessere Fotos machen können. Doch eine bessere Kamera nützt nichts, wenn man keine Idee oder Inspiration hat.“
Er war renommierter Porträtfotograf, und weigerte sich zuerst, Alfred Krupp zu fotografieren, da er selbst jüdischer Herkunft war und Krupps dunkle Vergangenheit miterlebt hatte. Später änderte er jedoch seine Meinung und beschloss, das Porträt zu nutzen, um seine persönlichen Gefühle gegenüber Krupp auszudrücken. Das Porträt fing Krupps Wesen perfekt ein und ließ ihn wie die Verkörperung des Bösen erscheinen. Als Krupp das Porträt sah, war er außer sich vor Wut. Dennoch wurde das Bild veröffentlicht und avancierte zu einem von Newmans berühmtesten Werken. Das Porträt diente als eindringliche Mahnung an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs und an die Verantwortlichen.

Über Ansel Adams wird geschrieben: Er wollte immer die Natur ehren. Mit einer fast religiösen Hingabe an die Natur gelang es ihm, seine Gefühle in seinen Fotografien auszudrücken. Er setzte sich einflussreich für den Umweltschutz ein. Zitat: „Ein großartiges Foto drückt vollkommen aus, was man im tiefsten Sinne über das Fotografierte empfindet.“ Es ist bekannt und belegt, dass die Arbeiten von Ansel Adams für den Erhalt großer Landstriche, für die Schaffung von National- und Staatsparks sowie den Schutz der Wildnis ganz entscheidend waren, auch wenn ihm der Prozess dahin unendlich langsam vorgekommen sein muss.

„Nicht der Schriftunkundige, der Fotografieunkundige ist der Analphabet der Zukunft.” Laszló Moholy-Nagy (1895—1946)

Heureka 658 – Was Warum und Wie

Was:
Ich verstehe ja, dass ein Bild Betrachter, wenn er ein neues Bild betrachtet und anschaut, sich als erstes frägt: Was wird hier dargestellt. Ist es offen und klar ersichtlich oder muss ich es erraten.

Warum:
Doch dann sollte bei Fotografen sofort die Frage auftauchen: Warum hat er dieses Bild gemacht. Und warum genau ist es so wie es ist. Was will er damit aussagen? Was ist sein Fotografen-Motto, sein Kompass.

Wie:
Und dem zweiten Gedanken sollte/muss sofort die dritte und entscheidende Frage folgen: Hat der Fotograf seine Absicht auch gut/passend umgesetzt. Beherrscht er die Bildsprache, oder ist er, so wie ich, noch ein Anfänger, ein blinder Suchender. Das hatte ich mir eigentlich erhofft. Vergeblich.

Photographieren ist mehr als auf den Auslöser drücken. – Bettina Rheims

Heureka 2876 – Bruce Barnbaum

Ludwig meint, ich sei ein Suchender. Mir gefällt das Wort Findender besser. Und jetzt? Anfang November 2025: Ich bin ein Gefundener. Mit der inneren Überzeugung: Ja das war’s. Zuerst der Sinn, dann die Umsetzung. Auch wenn die Kunst der Umsetzung noch viele weitere Jahre Üben bedeutet. Ich kenne jetzt das Ziel am Ende des Tunnels.

Bruce Barnbaum schreibt als letzter Satz in seinem Buch: „Bleiben Sie immer aufgeschlossen. Interessieren Sie sich für neue Methoden und Ansätze. Versuchen Sie Ihre Grenzen zu erweitern. Die Fotografie ist ein fortlaufender, im ständigen Werden begriffener Prozess. Entwickeln Sie sich weiter. Es gibt immer einen weiteren validen Ansatz, einen neuen Einblick. Bleiben Sie auf der Suche.

Und: „Mir gefällt sowohl die Kunst als auch das Handwerk der Fotografie.“

Und: „Das ganze Buch über habe ich die immense Wichtigkeit Ihrer emotionalen Reaktion betont, die Ihnen signalisiert, was für Sie wichtig ist. Wenn Sie von der Vorstellung einer Aufnahme vor Ort begeistert sind, dann weil Sie subjektiv von etwas vor Ihnen berührt worden sind. Sie reagieren emotional.

Und: „Hüten Sie sich vor Organisationen, die Wettbewerbe befürworten. Wettbewerbe stehen der Kunst diametral entgegen.“

Und: „Suchen Sie sich für die Kritik Ihrer Werke sachkundige Leute. Wir alle fangen damit an, dass wir unsere Bilder Freunden und Verwandten zeigen, aber ab einem gewissen Niveau müssen Sie Feedback von jemandem einholen, der wirklich weiß, wovon er redet, und bereit ist zu sagen, was er denkt.“

Und: „Wenn Sie erst einmal Ihr Motivthema gefunden haben, das Ihnen wirklich etwas bedeutet, das Ihre Leidenschaft in neue Höhen treibt, werden Sie darauf auf Ihre ganz eigene Weise reagieren. Sie werden das Motiv auf Ihre einzigartige Weise sehen und interpretieren. Sie werden den Fotos Ihren persönlichen Stempel aufdrücken. Warum? Weil es Ihnen wirklich etwas bedeutet und Sie es auf keine andere Weise bedenken oder sehen können. Darüber hinaus wird niemand anderes es auf diese Weise sehen, interpretieren wie Sie.“

Und: „Es muss eine Anfangsbegeisterung geben, die Sie entflammt, damit die kreativen Kräfte in Bewegung geraten. Sie müssen das Motivthema finden, das wirklich für Sie zählt. Wenn Sie es noch nicht gefunden haben, bleiben Sie weiter auf der Suche danach. Wenn Sie es schließlich finden, werden Sie es sofort erkennen, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen.“

Und: „Es gibt noch eine weitere Limitation in der Fotografie: die der Interpretation. Sie können mit der Fotografie etwas so gut wie nur möglich ausdrücken, doch die Betrachter der Botschaft, die Sie vermitteln wollen, verstehen sie einfach nicht. Wie wir alle schon erfahren mussten, gilt das sogar für die verbale Kommunikation. In der visuellen Kommunikation wird dieses Problem noch verschärft.“

Heureka 9876 – Wirkung 1

Jedes gute Bild hat eine Wirkung. Selbst bei Auftrags Fotografie. Hier soll als Wirkung der Umsatz, der Verkauf von Produkten gesteigert werden. Und das Können und die handwerklichen Fähigkeiten des Fotografen dienen dazu, die Idee möglichst wirksam und überzeugend umzusetzen.

So hat der Benetton Fotograf Oliviero Toscani das emotionale Mittel der Provokation benutzt. Und diese Provokation diente nur dazu, um Emotionen beim Betrachter auszulösen. Hauptsache man bleibt im Gespräch der Menschen/Kunden. Das sollten/können wir Hobby Fotografen auch nutzen: Emotionen beim Betrachter kreieren. Wirksame Bilder erzeugen.

Heureka 12.876 – Wirkung 2

Ein gutes, passendes Bild kann/soll etwas bewirken.
So wie ein guter Roman auch: Spannung, Romantik, Dramatik, etc.
So wie ein guter Film auch: Nervenkitzel, Unterhaltung, Sehnsucht, etc.
So wie ein gutes Lied auch. Der österreichische Rundfunk hat vor langer Zeit beschlossen ab 22:00 Uhr Nachts ein bestimmtes Lied von Ludwig Hirsch nicht mehr zu spielen, weil sie befürchteten, dass es extrem labile Menschen dazu bringen könnten, ihr Leben zu beenden.

In allen Kunstformen geht es um die emotionale Wirkung. Ich glaube, das gilt auch für die Fotografie. In wieweit ein Foto die gleiche Intensität wie ein Lied oder ein Spielfilm erzeugen kann, ist mir nicht bekannt. Kein Mensch betrachtet wohl 5 Minuten (die Länge eines Schlagers) oder 90 Minuten (die Länge eines Filmes) eine Fotografie. Und trotzdem: Ein Bild an der Wand verschönert das Wohnen auf jeden Fall. Dauerhaft.

Im Bild: In den letzten Jahren habe ich Hunderte von Loisach Bildern mit Laub auf der Wasseroberfläche geschaffen. Alle hatten eine zu helle, spiegelnde, störende Wasseroberfläche. Also dachte ich zuerst an eine technische Lösung: Neuer Fotoapparat, neues Objektiv, aber zumindest ein hochwertiger UV Filter. Bis heute. Da kam mir zufällig die Idee, das Bild vor Ort um einen Lichtwert abzublenden. Und siehe da. Das erste Bild mit Loisachlaub das mit gefällt.

Heuraka 57.473 – Wie gelähmt 2

Hätte ich vor zwei Tagen aus dem Fenster geschaut, und hätte diesen blauen Himmel von heute gesehen:  schönes Licht, gutes Licht, helles Licht! Also nix wie raus zum Fotografieren. Aber heute wo alles ganz anders ist, war mein erster Gedanke: Habe ich irgend ein Bild in meiner ToDo Liste, welches dieses besondere Licht von heute benötigt, damit es exakt das ausdrückt, was ich mit dem Bild/Motv aussagen will?

  • Antwort: nein!
  • Mein spontanes Gefühl: Enttäuschung.
  • Reaktion: Ich geh trotzdem raus.

Obwohl ich noch weit davon entfernt bin, jedem beliebigen Wetter eine entsprechende emotionale Betrachter Reaktion durch die Bildern zuzusprechen, sagte mir die Intuition: blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, brauner Herbst: Das gibt eher positive, optimistische, fröhliche Bilder.

Einfach rausgehen und sinnlos auf alles zielen, das sich vor der Linse befindet, das war Gestern.

Bereits im Jahre 1978:

Andreas Feininger ist eine Fundgrube ohne Ende, mit unendlicher Tiefe, Weisheiten, Stärke, Kraft und Erfahrungen. Was wäre ich ohne ihn? Und da er einer der Ersten war, (sein Buch ist aus dem Jahr 1978) sollte man doch meinen, alle heutigen Fotografen haben von Ihm gelernt. Alle heutigen, ernsthaften, engagierten Fotografen stehen auf seinen Schultern und sehen deshalb weiter, klarer, besser, mehr.

Er unterscheidet schon 1978 zwischen Technik und Kunst. Technik, so meint er, kann jeder lernen. Kunst nicht. Auch schreibt er schon 1978 von guten Bilder, die etwas aussagen und denen, die zwar scharf sind, perfekt belichtet sind, aber ausdruckslos: „Das Betrachten eines ausdrucklosen Bildes ist vergeudete Zeit. Ein Bild das nichts sagt, ist nur visuelles Geschwätz.“

Da ist es wieder das Wort Aussage. Und weiter: „Fotografie ist Bildsprache – eine Art der Mitteilung.“ Bestimmt meint er damit die visuelle Kommunikation. Passt exakt zu meinem aktuellen, mentalen Thema. Volltreffer. Danke, es tut soooo gut das zu lesen. Damit liege ich hoffentlich richtig.

Und er macht mir persönlich Mut: „Haben Sie nur den festen Willen, vorwärts zu kommen –  Sie werden überrascht sein, wie schnell es nach oben geht und wie wenig es kostet.“

Im Bild die Loisach. Sie spiegelt blauen Himmel und gleichzeitig Herbst braune/gelbe Blätter. Und in mir permanent die Zweifel: Kunst oder gekünstelt?

Gescheitert

  • An den großen Maßstäben gescheitert!
  • Die eigene Messlatte nicht übersprungen!
  • Viel zu hoch, das selbstgesteckte Ziel!

Da meine Ansprüche einfach viel zu hoch sind, versagte ich heute beim Fotografen Hochsprung. So hoch springen kann ich nicht. Beim besten Willen nicht. Vielleicht noch nicht. Vielleicht nie! Bilder mit Tiefe, Sinn, Bedeutung, Aussage, Wirkung. Keine billige Knipserei.

Und das mit meinen bescheidenen Mittel: Wolfratshausen im Spätherbst.
Wie sollen da spektakuläre Aufnahmen gelingen?
Nur billiger Kitsch und Klischee wie ein Sonnenaufgang.

Udo Jürgens hat es da leichter: Mit Sprache und Musik zusammen kann er es in wenigen Sätzen ausdrücken: „Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf – und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht“
Auf Wikipedia steht dazu: „Das Lied, handelt davon, dass egal, was passiert, das Leben weitergeht“

Und ich stehe auf dem Wolfratshauser Bergwaldweg und fotografiere die Morgensonne. Mehr nicht. Kein Text. Keine Erklärung. Keine bezaubernde Melodie, die zu Herzen geht. Nur ein Bild. Mehr nicht.

Ich glaube hier haben es die Künstler mit sprachlicher und musikalischer Kommunikation gegenüber den Foto Künstlern, denen nur die visuelle  Kommunikation bleibt, sehr viel leichter und einfacher.

4 Minuten

Es gibt sooo viele gute, wichtige, sinnvolle Gründe ein Foto aufzunehmen. Und diese beiden Bilder, die nur 4 Minuten auseinander liegen, treffen keines davon. Purer reiner Piktorialismus. Entschuldigung! Dabei ist doch ab sofort mein Ziel, die visuelle Kommunikation zu erlernen, zu üben. Und diese beiden Bilder zeigen einfach nur Farben. Himmelsfarben am Morgen. Mehr nicht.

Meine einzige Ausrede: Ich bin ja noch ein Lehrbub. Ich darf das. Noch. Das Bild hat NICHTS mit mir, meinem Leben, meinem ICH zu tun. Dabei steht geschrieben: „Authentizität in der Bildgestaltung ist der Schlüssel zu effektiver visueller Kommunikation.“ (David Ulrich) Und als ob das noch nicht reicht, erweitert er seinen Satz wie folgt: „Erweitern Sie Ihr Ausdrucksspektrum über bloße Bilder hinaus zu Bildern mit Inhalten, die Herz und Verstand des Betrachters direkt ansprechen.“

Übrigens: Ich bin heute noch vor dem Sonnenaufgang wieder weiter. Diese beiden Lichtbilder, waren für mich Tages Ausbeute genug. Es gibt ja noch ein Morgen. Denn Heute war es mir zu kalt. Oder war es das Verlangen nach einem heißen Espresso? Wenigstens die Erkenntnis: Es gibt noch wichtigere Themen in mir, außer Bilder machen.

Echte Zweifel – Quo vadis

Einfach mal etwas anderes tun wie gewohnt. Einfach mal raus aus dem alltäglichen Fotografen Trott. Aber was?

Antwort: Früher raus!

Und jetzt ? Das gleiche Bild, das ich gefühlt schon tausendmal tagsüber geknipst habe.
Und ganz ehrlich: Es langweilt mich. Nur das Licht ist anders wie Mittags. Mehr nicht.
Das macht das Bild auch nicht aussagekräftiger. Es hat andere, ungewöhnliche Farben.
Aber das war’s dann auch schon! Und deshalb in aller Herrgotts Früh aufstehen ?

Das ist auf Dauer auch keine Lösung!

Echte Zweifel II

Noch ein Morgen Bild, jedoch das gleiche geistige Thema. Warum? Wieso? Für wen?
Wieder eine Bilder Leiche mehr im PC. Und das soll es dann gewesen sein? Laien könnten jetzt loben: Wow, was für ein Bild !!! Doch ganz tief in mir die 100%-ige Überzeugung: NEIN, das ist es nicht.
Nur das Morgenlicht ist anders. Und das ist keine Eigenleistung von mir. Wieder ein Bild ohne Aussage. Ein absolut bedeutungsloses Bild.

Das gleiche Bild mit der gleichen Komposition/Inhalt, habe ich auch schon tagsüber aufgenommen. Und jeder wird sich von diesem Tagesbild gelangweilt abwenden. Zu Recht. Und diese Bild hat nur das Morgenlicht. Sonst ist nichts anders. Und dieses Licht ist NICHT mein Verdienst.

Ich unterscheide inzwischen die beiden möglichen Betrachter: Fotografen oder Laien.
Beide haben völlig unterschiedliche Eigenschaften, Vorlieben, Meinungen.

Und warum sollte ich, der einmal ein Fotograf werden will, mich am Bilder Geschmack der Laien orientieren? Jeder hat heute ein Handy. Jeder kann früh aufstehen und knipsen. Warum sollte ich dies für andere tun?

Weichenstellung

Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass ich mich bald entscheiden muss/will/werde. Wohin geht’s weiter? Einfach so weiter machen, mit bedeutungslosen, inhaltsleeren Bildern, oder hin zu Bildern mit Aussage, Sinn, Kraft, Gefühl, etc.
Bilder, die dem Betrachter etwas geben. Bilder die mehr als eine Sekunde angeschaut werden. Bilder die in Wohnzimmern hängen.

Und ich weiß nicht mehr wo ich diesen Mutmacher Satz gelesen habe:
„Wenn die Leute NICHT über Deine Ziele lachen, sind diese zu klein.“

Doch als Mahnung dienen mir die viele Bilder in den Lehrbüchern. Die Autoren, die sich mit dem Sinn des Fotografierens beschäftigen, und keine reine Knipser-Anleitungen schreiben, haben alle Beispiel Bilder, Vorbilder, die ich nicht verstehe. Kann sein, dass ich da noch reinwachse. Auf jeden Fall, wird die Schar der Betrachter, Versteher, Bild-Kundigen drastisch kleiner.

Also liegt wohl die einzige Lösung darin, einen eigenen, individuellen Weg zu gehen. Keine Bilder mehr machen, die anderen, vor allem nur den Laien gefallen. Keine Bilder mit „Hoffnung auf Beifall“.

Albert Einstein soll gesagt haben:
„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem ein Schaf sein.“

Andreas Feininger im Jahre 1978 – I

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Meiner Meinung nach ist es ungerecht, eine Fotografie ohne Kenntnis des Zusammenhangs mit den Absichten ihres Herstellers zu beurteilen. Nur wenn Sie wissen, was ein Fotograf erstrebte, was er in seiner Arbeit auszudrücken versuchte, was er mitzuteilen wünschte, kann man mit Rücksicht auf die wesentlichen Punkte des Bildes gültige Schlüsse ziehen.“

  • War er imstande, seine Absicht zu verwirklichen?
  • Hat er mit Erfolg ausgedrückt, was er fühlte?
  • Hat er sein Motiv richtig erfasst und überzeugend zum Ausdruck gebracht.

Im Bild: Mein Versuch als Foto-Lehrbub, die Farben der Fahnen auf der Wolfratshauser Andreas Brücke in einem Foto am besten zur Geltung zu bringen. Welches Licht, welches Wetter eignet sich dazu ideal? Der bunte Herbst Wald im Sonnenschein als Hintergrund war dazu nicht geeignet. Ansonsten hat dieses Bild leider keine Aussage, keine Bedeutung, keinen individuellen Ausdruck. Bei aller Kunst die fotografisch möglich ist, muss auch das Handwerk von einem Möchtegern Künstlers wie mir, beherrscht werden.

Andreas Feininger im Jahre 1978 – II

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Daher ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann, um die Güte Ihrer Arbeiten zu steigern, nicht mehr nach Motiven auszuschauen, die bereits erfolgreich von anderen Fotografen erledigt wurden, sondern sich auf solche zu konzentrieren, die Sie persönlich interessieren.“

Und: „Interesse von Seiten des Fotografen am Motiv seiner Aufnahme ist erste Voraussetzung für jeden Erfolg.  Sie ist die Grundlage für jede Art schöpferischer Tätigkeit.“

Das ging mir natürlich durch den Kopf, als ich dieses Motiv durch den Sucher sah. Doch nachdem der erste Impuls: „Nicht abdrücken, Wasserperlen auf Spinnweben gibt es schon massenweise“ erkannt war, fiel mir der farbige, pastellartige, unscharfe Hintergrund auf. Und letztendlich habe ich dann doch deshalb abgedrückt.

Und ich merke täglich, dass es heute viel schwieriger ist, neue Motive zu finden, als wie vor 50 oder 100 Jahren. Fast alles gibt es schon. Und zum Südpol will ich nicht.

Andreas Feininger im Jahre 1978 – III

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Früher oder später kommt der ehemalige Anfänger in seiner Entwicklung als Fotograf an einem Wendepunkt an, von dem an er sich selbst als Amateur bezeichnen kann, also als einen Menschen, in dessen Leben die Fotografie eine bezeichnende Rolle spielt, ein nicht berufsmäßiger Fotograf, der die Technik seines Handwerks so weit gemeistert hat, dass er fähig ist, fototechnisch einwandfreie Bilder zu liefern.“

„Und dann geht er hin und beginnt solche langweiligen Bilder zu machen,  wie man sie Jahr für Jahr in den Fotojahrbüchern und auf den Ausstellungen der Fotovereine sieht.“

  • Rollen von Tauen, die auf einem Kai liegen,
  • eingeölte Akt-Fotos in gekünstelter Verdrehungen, weil das Gesicht oder ein anderer Teil des Körpers nicht im Bild gezeigt werden darf,
  • Alte Männer mit Bart,
  • alte Frauen, die Kruzifixe in knorrigen Händen halten, 
  • Still-Leben, mit einem offenen Buch (Bibel), vorzugsweise mit einer daneben stehenden brennenden Kerze, 
  • in grobe Leinwand gekleidete Mönche,
  • Sommersprossige Jungen, die Äpfel essen und
  • Still-Leben mit Aluminiumschalen und Vasen.“

Spontan habe ich mir gedacht: „Der geht aber hart ins Gericht mit Foto Amateuren und Foto Vereinen“. Denn sein abschließender Satz ist: „Alles Bilder ohne jedes Interesse, sinnlos hergestellte fotografische Massenware.“

Denn bestimmt stehen alle heutigen Fotografen auf den Schultern der alten Meister. Besser, erfahrener, gebildeter, selektiver, kurz gesagt: Reifer.

Andreas Feininger im Jahre 1978 – IV

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Ich habe manchmal Fotografen gefragt, warum sie diese kümmerlichen Bilder herstellen. Was sie antworteten war etwa: „Warum nicht?“

Es ist mir unverständlich, dass immer noch so viele Amateure ihre Energie und Zeit  an dieselben abgedroschenen Motive verschwenden, die von Millionen anderen Amateuren fotografiert worden sind. Ich muss dabei immer wieder auf meine These zurückkommen, dass persönliches Engagement die wichtigste Voraussetzung für gute Bilder ist. Hand aufs Herz, sind Sie wirklich an den Motiven interessiert,  die auf den oben erwähnten fotografischen Abklatsch hinauslaufen? „

Mir fällt auf, dass um mich herum, permanenter Fortschritt zu sehen ist. Alle sind bemüht immer besser zu werden.

  • Jeder Autobauer setzt auf jahrzehntelange Erfahrung und stellt immer bessere, neuere, gereiftere, sichere Autos her.
  • Im Maschinenbau ist fast nichts mehr so wie früher.
  • In der Medizin gibt es jahrhunderte alten Fortschritt und Erfahrung. Kein Arzt wird heute noch die überholte Heilmethoden des Mittelalters anwenden.
  • Die Material Forschung in allen Lebensbereichen macht ständig große Fortschritte.
  • Die Kommunikation der Menschen untereinnader: Telefon, Handy, email, Internet, usw.
  • Die Unterhaltungsindustrie: Fernseher, Farbfernseher, Radios, Walkman, Internet, usw.
  • Die Fotoindustrie entwickelt immer bessere Fotoapparate, Objektive, Filter, Sensoren, usw.

Überall wohin ich schaue: Fortschritt, Entwicklung, Verbesserung, etc. Aufbau auf dem Wissen von Gestern!

Warum sollte das nicht auch für uns Fotografen gelten?
Muss jeder angehende Fotograf so klein, dumm, mühsam, anfangen wie ich?
Muss ich denn alle Fehler wirklich selbst machen?
Können wir jungen Fotografen nicht durch Fortbildung auf den Schultern der Riesen stehen?

Beruflich war ich existenziell und jahrzehntelang auf Weiterbildung angewiesen. Das hat sich so in mir verinnerlicht, dass ich auch privat als Fotografenlehrling selbstverständlich auf die schriftliche Erfahrung der Vorbilder setze. Ohne dieses Fundament, kann ich in 50 Jahren noch nicht richtig fotografieren. Nur durch hinsetzen und scharf Nachdenken, geht bei mir nichts. Und aus der Erfahrung der Meister lernen, ist das Beste überhaupt.

Andreas Feininger im Jahre 1978 – V

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Amateuren, die Fotografie lieben, aber sich noch nicht dafür entscheiden konnten,  was sie fotografieren sollten, sei geraten, sich erst einmal darüber klar zu werden,  wo ihre eigentlichen Interessen liegen. Denn je mehr Sie in Ihren Aufnahmen an Ihren Gefühlen,  Ihren Gesichtspunkten, Ihrem Selbst investieren, je bewusster Sie an Ihr Motiv herangehen  und je ausdrucksvoller Sie Ihre Bilder gestalten, umso besser werden Ihre Fotos sein.“

Ein großes Wort aus berufenem Munde:

Jeder soll/muss sich im Klaren sein, was er will. „Erkenne Dich selbst“ ist nicht erst seit 1978 angesagt. Sehr viele Buchautoren empfehlen das auch, nur jeweils mit eigenen, anderen Worten. David Ulrich schreibt davon, dass wir in Resonanz gehen müssen, mit den Motiven die wir fotografieren. Er schreibt, das er diesen Rat von Minor White persönlich gelernt hat. Er betont ausdrücklich, dass er auf den Schultern der alten Meister steht. Und Ihre Erfahrungen, Ihren Ratschlag, ihre Erkenntnisse sehr gerne nutzt.

Andreas Feininger im Jahre 1978 – VI

Andreas Feininger schreibt bereits im Jahre 1978 folgendes:

„Was den Unterschied zwischen Bildern mit und ohne gefühlsmäßige Wirkung ausmacht, ist, ob der Fotograf auf sein Motiv emotional reagierte oder ob er unberührt blieb und das Bild nur zum Zeitvertreib aufnahm. Als sensitive Künstler fotografieren wir nur Motive, die uns emotional bewegen. Und unsere Reaktionen auf diese Bilder sind streng und wahr. Da die guten Fotografen Meister im Ausspielen ihrer Mittel sind, können sie auch unfassbare Gefühle in verständlichen Ausdrucksformen ihres Handwerks übertragen, in Licht und Schatten, Farbe, Kontrast, Formen etc.,“

„Das ist auch eine Erklärung dafür, weshalb ein Fotograf, der nicht weiß, wie man Gefühle und Gedanken in eine grafisch zufriedenstellende Form übersetzen kann, nur wirkungslose Fotos machen wird, gleichgültig wie idealistisch, leidenschaftlich, feinfühlig oder fantasievoll er auch sein mag. Damit eine Fotografie als gut anerkannt wird, muss sie nämlich nicht nur irgendetwas mitteilen, sondern sie muss es auch eindringlich sagen.“

Mit diesen beiden Sätzen bin ich jetzt endgültig am Ziel meiner Wünsche, meiner Ausbildung angekommen. Besser wie Andy kann ich es selbst nicht audrücken. Das wars.

  1. Erkenntnis, wer bin ich, was ich will, was drücke ich aus: Alles liegt in meiner persönlichen Biografie.
  2. Meine Suche ist vorbei. Endgültig. Nur die handwerkliche Reife geht weiter: Lebenslänglich.
  3. In meinen Bilder drücke ich aus, wie ich die Welt sehe. Andere Fotografen habe andere Ausdrucksweisen.
  4. Kein Kitsch. Kein Klischee. Nie mehr.
  5. Bilder mit Sinn, Ausdruck, Tiefe, Bedeutung. Mein Sinn, mein Ausdruck. Meine Bedeutung.

Ich sehe/spüre extrem deutlich, wie es am Ende der Treppe heller wird.
Ich sehe/spüre schon das Licht an der obersten Sprosse der Leiter.
Ich weiß, dass ich die Erfolgs Treppe Stufe für Stufe gehen muss. Kein Problem.
Ich weiß, dass jede Sprosse der Leiter erklommen werden will. Mache ich mit Leichtigkeit.

Das Ziel ist endgültig erreicht:
Erkennen was mit motiviert und immer besser werden in der Bildsprache beim Umsetzen meiner Idee.

Das Bild soll ausdrücken: Unser aller Zukunft liegt im Dunst und Nebel vorborgen. Trotzdem fahren wir oft mit Vollgas in diese Richtung. Wohin die Reise letztendlich geht ist ungewiss. Damit müssen wir Menschen leben.

David Ulrich


David Ulrich schreibt:

„In Bildern geht es nicht um Bilder. Bilder handeln von etwas. Es geht nicht nur um das Können des Fotografen, nicht nur um Kamera und Objektiv, nicht nur um die Art der Präsentation. Bilder zeigen eine Sichtweise. Sie sagen etwas über die Welt aus, spiegeln unsere inneren Zustände oder bestimmte Lebensumstände wider. Sie haben eine Bedeutung, die entschlüsselt werden kann und die im Betrachter etwas auslösen kann.“

Und

„Erweitern Sie Ihr Ausdrucksspektrum über bloße Bilder hinaus zu Bildern mit Inhalten, die Herz und Verstand des Betrachters direkt ansprechen.“

Es ist auffällig wie sehr sich viele Autoren doch in Ihrem Rat, Ihrer Erkenntnis, Ihrem Sehen ähneln. Von billigen Ratschlägen in billigen Büchern, von billigen Autoren abgesehen, die den Rat geben: „Sonne lacht, Blende acht“, betonen alle, dass Bilder kein Kitsch, kein Klischee darstellen, sondern etwas indivduelles ausdrücken sollten.

Und bevor ich mich wieder beschwere drehe ich den Spieß einfach um. Wenn mich meine Enkeln irgendwann einmal um Rat fragen werden, was soll ich fotografieren und wie soll ich fotografieren sage, ich ihnen:

  • Überlege Dir was Du aussagen willst. Was kannst Du der Welt einzigartiges zeigen?
  • Lerne das Handwerk und die Bildsprache, damit die Betrachter erkennen/fühlen was Du aussagen willst.
  • Ich erkläre Ihnen, dass sie keinen Guru brauchen und keinem Guru nacheifern.
  • Ich gehe mit Ihnen jede Treppenstufe auf Ihrer Treppe nach oben. Nicht auf meiner.
  • Ich habe Geduld mit Ihnen. Pausen sind erlaubt. Abbrechen auch.
  • Du bist wichtig: Zeige der Welt: Deine Sicht, Deine Motive, Deine Bedeutung!
  • Die Leidenschaftlichen leben, die Vernünftigen halten blos durch.
  • Ich helfe Ihnen wo und wie ich nur kann.
  • Solange ich lebe, begleite ich sie auf Ihrer nie endenden Reise.

Das alles habe ich mir sooooo sehnsüchtig und doch vergeblich von dem Fotoclub hier im Ort erhofft. Und mittlerweile bin ich mir felsenfest sicher: Die werden nie begreifen was Fotografie bedeutet. Vermutlich bilden sie sich als Verein nicht weiter. Geistige Stagnation. Komisch. Immer die neuesten Fotoapparate und doch immer der gleiche alte Kitsch.

Im Bild: Dieser Baum hat es ganz besonders eilig. Er ist immer einer der ersten Bäume auf meiner täglichen Runde, der seine Blätter abwirft. Und so nackt wie er jetzt aussieht, friert mich jedes Mal wenn ich an Ihm vorbeikomme. Er ist mein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Meines Lebens. Kein schönes Symbol. Diese Bild ist nichts besonderes im Januar . Im Januar sind alle Bäume und Sträucher nackig. Aber Ende Oktober ist er für mich auffällig.

Alt

So etwas gab es früher noch. Der Strom kam von oben. Der Pfosten steht heute noch, die Leitungen sind schon längst abgeschnitten. Deshalb fällt es mir auch auf: ein Foto aus meiner Kindheit. Obwohl der Pfosten hier in Wolfratshausen steht. Und in meiner Kindheit gab es nur S/W Bilder. Romantik, Wehmut, Vergänglichkeit, es war einmal …

Alles, nur nicht schön !

Ich habe ab sofort meiner Frau verboten bzw. dringend abgeraten, die Bilder von mir nicht mehr mit: schön, toll, wow, super, etc. zu bewerten. Wie ich gelernt habe und voll davon überzeugt bin: Bilder wollen visuell statt verbal kommunizieren. Und kaum jemand sagt zur verbalen Kommunikation: Tolle Rede, schöne Worte, super Grammantik, usw. Deshalb will ich diese Worte bei meinen Bildern auch nicht mehr hören.

Es nutzt mir viel viel mehr, wenn sie merkt/spürt/errät, was das Bild aussagen will. Dann lerne ich besser und schneller die Bildsprache, um das auszudrücken, was ich sagen/zeigen/kommunizieren will.

Früher und heute – I

Früher dachte ich:

  • Draußen ist Sonnenschein und gutes Licht, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • Draußen ist Nebel, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • Draußen ist Sonnenaufgang, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • Draußen ist Sonnenuntergang, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • Draußen ist Neuschnee und blauer Himmel, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • Draußen ist blaue Stunde, also nichts wie raus, alle andere sind auch draußen.
  • etc.

Und heute denke ich:

  • Draußen ist Sonnenschein, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenschein beim Umsetzen meiner Idee.
  • Draußen ist Nebel, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Nebel beim Umsetzen meiner Idee
  • Draußen ist Sonnenaufgang, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenaufgang beim Umsetzen meiner Idee
  • Draußen ist Sonnenuntergang, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Sonnenuntergang beim Umsetzen meiner Idee
  • Draußen ist Neuschnee, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir Neuschnee beim Umsetzen meiner Idee
  • Draußen ist blaue Stunde, für welche Bildaussage kann ich es nutzen und inwieweit hilft mir das Licht der blauen Stunde beim Umsetzen meiner Idee
  • etc.

Und die Moral von der Geschichte. Ich bleibe zuhause, weil ich nicht mehr weiß warum, und was ich fotografieren soll/kann/will. Denn permanent ist dieser Gedanke in meinem Kopf: Fotografieren ist einfach, wenn man nichts davon versteht.

Früher und heute – II

In den meisten Lehrbüchern steht nur Schritt 3, 4 und 5 den Fotografen gehen sollen.

  • Für Landschaftsfotografie nimm ein Weitwinkel,
  • Für die Verdichtung nimm ein Teleobjektiv,
  • Für Langzeitaufnahmen nimm einen Graufilter und Stativ,
  • Für Porträt eignet sich nur ein 80 mm Objektiv,
  • Rauscharme Bild gelingen mit Vollformat Sensor besser,
  • Knackscharfe Bilder gelingen nur mit Festbrennweite,
  • usw.

Leider überspringen Sie die beiden wichtigsten Punkte!

  • Welche Aussage sollen Landschaftsbilder haben?
  • Was will/kann ich mit Verdichtung ausdrücken?
  • Wann soll ich als Bildsprache eine Langzeitaufnahme nehmen?
  • Was will ich mit einem rauscharmen bzw. verrauschten Bild mitteilen?
  • In welcher Situation ist knackscharf oder unscharf das ideale Kommunikations-Mittel?

Kann leicht sein, dass die Foto Lehrbuch Autoren dies alles als selbstverständliche Voraussetzung aller Fotografen ansehen und deshalb diese grundlegenden Themen nicht ansprechen. Und ich dachte die Schritte 3, 4 und 5 seien die einzigen Themen, die ich lernen/beachten muss.

Karneval 2026

Mir ist schon etwas bang vor dem Karneval 2026. Heute am 11.11 geht es los. Ich vermute dass ich wieder Bilder bestehend aus reinem Kitsch und Klischees mitbringen werde. Bilder ohne Ausdruck. Ohne Aussage. Ohne Bedeutung. Ich rede es mir schön, dass es ja nur (selbst erteilte) Auftragsfotografie ist. Um den Karnevals-Ratgeber zu aktualisieren. Und für den Foto Kalender 2027.

Und doch steckt ein tiefer, individueller Ausdruck in meinen Masken Bildern: Karneval oder Fasching ist der erste Jahreshöhepunkt an guter Laune, Fröhlichkeit, feiern, Feste, Umzüge, laut, wild, singen, tanzen, etc. Alles, was mir in der Kindheit aus religiösen Gründen strengstens verboten wurde.

Und scheinbar habe ich mich so daran gewohnt, dass ich auch heute noch in dieser Zeit in die Stille, Ruhe gehe. Ein paar Masken stehen da rum. Still und ruhig. Fast bewegungslos. Morgens früh raus, war erlaubt. Also mache ich es heute noch. Und abends früh ins Bett. Um 20:00 ist hier tote Hose. Und als Ausrede dient der Satz: Fasching ist nicht so mein Ding. War es nie.

Gutes Licht

Bruce Barnbaum hat mir mal wieder die Augen geöffnet. Danke. Fast alle Lehrbuch Autoren reden bewertend über Licht. Gutes Licht, schlechtes Licht, ideales Licht, etc.

Unabhängig von der Licht-Richtung: Auflicht, Seitenlicht, Gegenlicht, und unabhängig von der Lichtfarbe gilt im allgemeinen: Meide das Mittagslicht wie der Teufel das Weihwasser. Fotografiere nur am frühen Morgen und Abends nach Sonnenuntergang. Die restlichen 12 Stunden dazwischen taugen nicht zum fotografieren. Da bleibt der Fotoapparat am Besten zuhause.

Bruce ist da ganz anderer Meinung. Jedes Licht eignet sich. Man muss nur die Motive anpassen. Und seine Bild Beispiele dazu, unterstützen diese Aussage. Er meint zwar, dass Mittagslicht nicht für alle Motive geeignet sind, aber ganz aufs fotografieren verzichten, muss keiner.

Außerdem: Wenn ich mir Spielfilme im Fernseher oder im Kino anschaue, sind diese fast alle bei Tageslicht gedreht. Oftmals sogar bei bedecktem Himmel. Die allerwenigsten sind morgens vor Sonnenaufgang oder abends nach Sonnenuntergang erstellt. Und ich müsste lange nachdenken, ob es Filme gibt, die zur blauen Stunde aufgenommen wurden. Dann sollte dieses Tages Licht auch für uns Fotografen geeignet sein. Für mich auf jeden Fall.

Bilder mit eindeutiger Aussage

Ich glaube fest daran, dass ein wirklich guter Fotograf bemüht ist, Bilder mit spezieller, eindeutiger, individueller Aussage zu machen und dies auch in seiner Fotografie kommuniziert und klar, unmissverständlich zum Ausdruck bringt. Aber …

Ich bin (noch?) kein wirklich guter Fotograf. Also darf ich als Fotografen-Lehrbub auch mal beliebige Motive knipsen, die mir so täglich vor die Linse kommen. Ein interessantes Licht ist für mich noch Grund genug, für einen Schnappschuss.

Es wird Winter

Dieses Bild könnte eine Aussage machen. Keine weltbewegende. Keine Sensation, denn das gibt es jährlich. Die Schatten werden länger, der Winter kommt unaufhaltsam auf uns alle zu. Dann hätte die Werbung ja doch Recht: Der nächste Winter kommt bestimmt. Zusätzlich zur Bildaussage sollte auch der Bildausdruck dies zeigen.

Kunstwerk

Und wenn ich mir schon mit der Foto Kunst so schwer tue, dann zeige ich in diesem Bild wenigstens eine wahre Netz Künstlerin. Ihr Kunstwerk ist vollendet und sie liegt jetzt faul und bequem, kopfunter im Abendlicht.

Viele Wohnorte

Eigentlich wohne ich hier in Wolfratshausen in mehreren Orten. Ein Wolfratshausen im Morgenlicht von Osten, ein Wolfratshausen mit Mittagslicht im Süden, und wie hier im Bild, ein Wolfratshausen im Spätnachmittag Licht von Westen. Zumindest erlebe ich es als Fotograf so. Immer ein anderes Licht. Licht: der Rohstoff aus dem die Bilder sind. Dieses Motiv habe ich schon 1.000 mal morgens im Gegenlicht fotografiert. Und nie war ich damit zufrieden. Heute nachmittag dann endlich schon !

Zukunfts Angst

Heute habe ich damit begonnen, ein neues Foto Lehr-Buch von Andreas Feininger zu lesen. Mir ist schon Angst und Bange, was dort wieder alles drin steht. Bestimmt liest er mir mal wieder ordentlich die Leviten. Bestimmt erkenne ich wieder zahlreiche, zum Teil fundamentale Fehler. Fotografieren ist einfach, wenn man nichts davon versteht. Ich habe mir fest vorgenommen, wenn es zu schlimm wird, höre ich einfach auf zu lesen. Das erleichtert ungemein.

Bewerbung abgelehnt

Mit diesem Bild habe ich mich beim Fotoclub Venedig beworben. Die Antwort: NEIN, mit so einem nichtssagenden Alltagsbild aus unsere Stadt, ohne Inspiration, ohne Aussage, ohne Bedeutung, ist eine Mitgliedschaft völlig ausgeschlossen. So eine alltägliche (Wasser-)Straßen Szene genügt unseren Ansprüchen nicht. Wir wollen nur Qualität, und kein Kitsch und kein Klischee. Da müssen schon andere, bessere Bilder her. Versuchen Sie es in 10 Jahren nochmals. Oder Sie bewerben sich bei Ihrem örtlichen Fotoclub. Dort gibt es vielleicht den Exotenbonus. Die lieben bestimmt solche Bilder.

Bewerbung abgelehnt – II

Mit diesem Bild habe ich mich beim Fotoclub Jesolo beworben. Die Antwort: NEIN, mit so einem nichtssagenden Alltagsbild von unserem Strand, ohne Inspiration, ohne Aussage, ohne Bedeutung, ist eine Mitgliedschaft völlig ausgeschlossen. Wir wollen nur Qualität, und kein Kitsch und kein Klischee. Da müssen schon andere, bessere Bilder her. Versuchen Sie es in 10 Jahren nochmals.

Bewerbung abgelehnt – III

Mit diesem Bild habe ich mich beim Fotoclub Caorle beworben. Die Antwort: NEIN, mit so einem nichtssagenden Alltagsbild von unserem Strand, ohne Inspiration, ohne Aussage, ohne Bedeutung, ist eine Mitgliedschaft völlig ausgeschlossen. Wir wollen nur Qualität, und kein Kitsch und kein Klischee. Da müssen schon andere, bessere Bilder her. Versuchen Sie es in 10 Jahren nochmals.

Bewerbung abgelehnt – IV

Mit diesem Bild habe ich mich beim Fotoclub Kochel beworben. Die Antwort: NEIN, mit so einem nichtssagenden Alltagsbild von unserem See, ohne Inspiration, ohne Aussage, ohne Bedeutung, ist eine Mitgliedschaft völlig ausgeschlossen. Wir wollen nur Qualität, und kein Kitsch und kein Klischee. Da müssen schon andere, bessere Bilder her. Versuchen Sie es in 10 Jahren nochmals.

Vision?

David Ulrich schreibt: „Die Aufmerksamkeit für die eigene, sich entwickelnde Vision ist das A und O, um ein erfolgreicher Künstler zu werden, der seinen Beitrag leistet. Mit Herz und Verstand, gepaart mit Können und solider Technik, kann die eigene Vision zum Leben erweckt werden.“

Er meint in seinem Buch: „Bewusster fotografieren“, die Arbeit an uns selbst, sei viel wichtiger als die Bild Gestaltungs Regeln einzuhalten. Innerlich frage ich mich: Wie oft habe ich das schon gelesen: Die heiligen Regeln sind gar nicht heilig. Wer immer die Drittel Regel einhält, kommt nicht automatisch in den Bilder Himmel. Und Petrus macht nicht die Foto Himmels Pforte für alle auf, die die mathematische Formel für den goldenen Schnitt auswendig kennen. Das eigene Ich: Motivation, Vision, Aussage, etc. sind das A und O.

Einerseits ist das super: Ich kann mich frei und ungebunden entwickeln. Rausgehen, spielen mit Licht, Schärfe, und ich darf Zoomen nach Herzenslust. Bis das Objektiv glüht!

Andererseits geben Regeln auch Halt: Ein Pflichtenheft zum Abhacken. Feste Fakten. Nachvollziehbar. Und heraus kommt garantiert ein Jahrhundert Foto. Bei jedem. Keine so weiche Themen wie: Intuition, Kreativität, Fantasie, Unterbewusstsein, etc.

Mainstream ?

Der sogenannte Mainstream war noch nie mein Ding. Machen was alle machen, nur weil sie in der Mehrheit sind, macht mich nicht an. Ich will unbedingt unabhängig denken und handeln, anstatt einfach das zu tun oder zu glauben, was die Mehrheit tut. Meine eigene Überzeugung haben, auch mal wenn es nötig ist, kritisch denken und vor allem authentisch zu bleiben, selbst wenn das bedeutet, nicht mit den anderen das gleiche Lied singen.
Volker Lechtenbrink singt: „Leben, so wie ich es mag“. Volltreffer!

Und gründeln wie alle mag ich auch nicht. Mit dem Kopf unter Wasser, den Grund absuchen nach Pflanzen, Insekten, und kleine Tiere, hat mich noch nie befriedigt.

Mainstream II

Manchmal, oder auch mal öfters, muss ich mich einfach quer zum Mainstream legen. Anders sein. Anders denken. Andere Bild machen. Auch wenn es Kraft kostet, denn ich weiß, ich kann/will den Strom der Zeit nicht aufhalten. Aber mitschwimmen ist keine Alternative. Denn meinen eigenen Weg gehen, ist mir viel wichtiger als ducken, nur um des Konsens willen. Das kostet mir mehr Kraft. Wenn mir etwas nicht passt, steh ich auf, schüttle des Staub von den Füßen, und gehe.

Die Mehrheit hat selten recht. Woher kommt sonst folgender Spruch. „Alles durchläuft drei Phasen. Erst wird es verspottet. Danach stellt man sich gewaltsam dagegen. Zum Schluss wird es wie selbstverständlich angenommen.

Und es gilt die Weisheit: Wer mit dem Strom schwimmt, kommt nie zur Quelle.

Und was soll dann später auf meinem Grabstein stehen?

  • War immer lieb und nett zu allen.
  • Hat sich immer für andere aufgeopfert.
  • Hat nie an seine eigenen Interessen gedacht!
  • Hat sein eigenes, wertvolles Leben nie selbst ausgekostet.
  • Hatte immer nur Zeit für alle.
  • War immer ein braves Kind.
  • War immer ein braver Steuerzahler.
  • War immer ein gehorsamer Mitarbeiter.

Offener Brief

Hiermit fordere ich alle Schreiberlinge, Großmäuler, Vielversprecher, Allesbehaupter auf: Kommet her zu mir alle nach Wolfratshausen. Heute am 15. November 2025. Ein ganz normaler, langweiliger Novembertag: trübes Licht, grauer Tag, nicht kalt aber auch kein blauer Himmel.

Ich fordere Euch auf: Stellt Euch wenigstens einmal in Eurem Fotografen-Leben, den Alltags-Tatsachen. Lasst Euren vollmundigen Versprechen visuelle Tatsachen folgen. Hier könnt Ihr Euer Können nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis zeigen.

Bilder mit Aussage, Ausdruck, Bedeutung, Tiefe und Sinn. Nicht im Grand Canyon, nicht in New York, nicht in Utah, nicht in Singapur, schon gar nicht am Nordpol oder am Südpol. Sondern hier, in einem kleinen grauen, langweiligen Nest an der Loisach.

Sagenhafte Bilder der Extraklasse. Spektakuläre Aufnahmen. Und das an einem stinknormalen Tag: Bilder die duften wie Rosenblüten im Frühjahr. Die den Duft der großen weiten Welt ausströmen.

Bilder die mich umhauen. Die mir wieder den Glauben an das Gute in den Lehrbuch Autoren zurückgeben. Keine langweiligen, unverständliche Bilder wie in Euren Büchern, sondern Fotos die in mir wieder das Feuer der Begeisterung entfachen. So brennend, lodernd, so heiß, dass dieses Feuer selbst von der freiwilligen Feuerwehr hier in Wolfratshausen mit all Ihrem Lösch Schaum nie mehr gelöscht werden kann.

Ein herzliches Dankeschön schon mal im Voraus. Meine Adresse: bernd@morgenthaler.de

Endlich!

Wie schwer doch Fotografie sein kann, wenn man mit seinen Bildern etwas ausdrücken will, etwas aussagen will, wenn man seinen Bildern eine Bedeutung geben will und nicht nur wie ich in den letzten zwei Jahren, einfach blindlings drauflos geknipst hat. Und so hoffe ich jetzt ein erstes Bild mit Aussage, mit Bedeutung, mit Ausdruck, mit philosophischer Tiefe gemacht zu haben. Ja, ich gebe es zu: Dieses Bild soll etwas ausdrücken.

Das zweite Thema ist dann die bange Frage und Hoffnung, ob der Betrachter auch erkennt, was im Bild gezeigt wird. Ob die Bildsprache so treffend ist, dass es jeder, ob Fachmann oder Laie sofort erkennt.

Egal: Endlich ist mir ein Bild gelungen, welches meine neuen Anforderungen erfüllt: Ein Bild das etwas ausdrückt, ein Bild mit Aussage und tiefsinniger Bedeutung: „Das letzte Blatt im Herbst“. Ab morgen darf er kommen, der Winter. Und tatsächlich: Für morgen ist der erste Schneefall vorhergesagt.

Das mir das auf den letzten Drücker noch gelungen ist, freut mich. Jetzt kann es ruhig Winter werden. In meinem Herzen ist es warm. Der Durchbruch ist geschafft.

Einen Expresso bitte!

Hier trinke ich jeden Tag einen Espresso. Deshalb ist es für mich ein Bild wert. Es hat für mich eine persönliche, positive Bedeutung. Es ist für nicht einfach ein weiteres totes Bild in meinem Festplatten Bilder Grab. Ich bin ja schließlich kein Foto Bestattungsinstitut.

Lesen schadet

Im Bild: Ungemütliches Mistwetter, kaltes Sauwetter, windig, Spätherbst, Vorwinter in Wolfratshausen. Heute treibt man keinen Hund vor die Tür. Und entgegen meiner sonstiger Vorliebe: Kein Verstärken der Farben.

Wer nicht liest, ist klar im Vorteil. Wer sich nicht weiterbildet, glaubt er ist für immer auf der Spitze seines Könnens. Denn er weis nicht, was ihm fehlt, was er besser machen kann/soll. Besonders Andreas Feininger schockiert mich immer wieder. Er erdet mich. Fast täglich. Es stimmt: „Das Bessere ist der Feind des Guten. „

In dem Buch, das ich aktuell von Ihm lese, schreibt er sinngemäß, dass er einmal einen bestimmten Fotoauftrag hatte. Einen 450 km langen Flussverlauf sollte er fotografieren. Er meint (Achtung Eigenlob) dass es ihm ganz gut gelungen ist. Sogar einen Flußabschnitt, der eine wilde, dramatische, Strom-Enge enthielt, hat er fotografiert. Er meint, das Wilde, Tosende, Brausende, Stürmische des Flusses hätte nicht zu ruhigen, friedlichen Sonnenschein Wetter gepasst. Die Gewitter Wolken kamen ihm deshalb gerade recht. Sonst hätte diesen Teil NICHT fotografiert.

Ich habe mir sofort den Rheinfall bei Schaffhausen vorgestellt. Mit dramatischem Gewitter-Wolken-Himmel. Und tatsächlich: Neben vielen anderen Bildern hat es ein Fotograf so umgesetzt, wie ich es mir vorgestellt habe.
Hier ist das Bild:

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgorthaXg5kikcNLlxHni423N2uHG-G_hg6G0jvc3d7nLExJxGJ428XO0MgnOHArnb_HT1ftA9MD04kL1NUtHEGRUQAam27Ot8NH5E6cWxdruZNoEkSQ7lw_fd4oXb9-sXdewwzjsXXSc/s1600/2.jpg

Gott sei Dank war unter den Rheinfall bei Schaffhausen Bildern, die ich mir im Internet angeschaut habe, kein typisches „Fotografen Wasserfall Reflex Foto“ dabei: Mit Stativ eine Langzeit Aufnahme. Diese hätte aus Europas größten, wildesten, tobenden, brausenden Rheinfall ein sanftes, liebes Schmusekätzchen gemacht. Für den Rheinfall wäre das ein Reinfall. Jetzt glaube ich wieder an das Gute im Fotografen. Andy meint: Wasserfall Langzeitaufnahmen sind nie reiner Selbstzweck. Sie nimmt ein guter Fotograf immer nur dann als Mittel des Ausdrucks her, wenn es zur Aussage, Bedeutung des Bildes passt. Sonst nie.

Die Größe muss man erst einmal haben: Wenn das Licht/Wetter nicht passt, auf Bilder zu verzichten. Werde ich mir ab sofort angewöhnen. Lieber NICHTS als schlecht. Qualität statt Quantität. Man lernt eben nie aus. Höchtens noch Erinnerungsfotos meiner Familie.

Rheuma ?

Im Bild: Mein Lieblingsmotiv. Täglich. Immer neue Varianten, neue Perspektiven, anderes Wetter, neue Überraschungen. Und trotzdem: Immer spielt der Finger nervös auf dem Auslöser. Denn nur jetzt im Herbst ist der Spiegel perfekt. Bilder der Ruhe: Mein Fotografen-Lebens-Foto-Motiv-Motto.

Der Finger juckt nicht mehr so schnell am Auslöser wie früher. Entweder ist das schon beginnendes Rheuma, oder es liegt an meiner neuen Meinung, Ansicht, Philosophie, Wissen über das Fotografieren.

Solange ich nichts davon verstand, war alles einfach, sorglos, unbekümmert: Erst einmal schnell drauf los klicken, knipsen. Nur nicht Nachdenken. Nur nicht Überlegen! Aber jetzt, wo ich mir selbst die hohe Hürde gelegt habe, meinen Bildern einen Sinn, Bedeutung, Aussage zu geben, und das in den Bildern zum Ausdruck zu bringen, bin ich deutlich gehemmt. Primitiv war Gestern. Leider ist das Morgen ist noch nicht sichtbar.

René Gräber meint: „Jede Lebensphase hat ihre Aufgabe: Die jungen Jahre suchen Kraft, die mittleren Verantwortung, das Alter verlangt Sinn.“

Meine Frau meint immer, ich hätte einen zu hohen Anspruch.
Mag sein.
Meine Antwort ist dann immer:

Wenn ich ein Schlager Komponist/Autor wäre, soll ich mich dann an den primitiven Schlagern orientieren: Verbales und musikalisches Geschwätz (Von Andreas Feininger abgeleitet): Ein elektronisches Schlagzeug als Rhythmus, sinnloser, primitiver Text, dazu eine schrille, piepsende Schlager-Sternchen Stimme und fertig ist der Hit.

Oder sollte Udo Jürgens mein Vorbild sein. Sinnvolle Texte mit Gehalt, und pro Lied immer eine grundlegend andere Melodie, und wenn es sein muss, sogar ein ganzes Orchester als Begleitung?

Sie meint dann immer: „Dann lieber den Udo!“

Himmel der Bayern

Alfred Dros ist Schuld an den beiden Fotos von Heute. Genauer gesagt seine Foto Lebens Philosophie: „Grundsätzlich gilt: Wenn man nicht unterwegs ist, passiert sowieso nichts!“

Also bin ich wie fast immer raus, und war auf der Suche. Nach Motiven mit Aussage. Und das bemerkenswerteste heute, war plötzlich der Himmel. Zuerst die Bayern Fahne auf der Brücke, und dann der Kirchturm. Und weil ich mich nicht für ein einziges Bild entscheiden kann, sind es heute mal zwei. Ein Himmel und zwei Bilder.

Und leider bin ich noch nicht soweit, dass ich den Bildern keine Überschrift und keinen Text mitgeben muss. Es ist aber mein Ziel: Bilder die sich selbst erklären. Bei jedem Betrachter: Laie oder Fachmann.

40 Jahre lang war der Himmel blau-weiß. Nur in Bayern sagt man weiß-blau. Dem Himmel ist es vermutlich egal.

Kreativität

Heute war eigentlich kein gutes, kein perfektes, kein ideales Licht für dieses Motiv. Zu Hell. Starkes Gegenlicht. Also dachte ich mir: „Blende zu und durch!“

Dieser Zweig an der Loisach hat es mir angetan. Seit Wochen fotografiere ich Ihn. Aus allen möglichen Perspektiven. Doch halt: Das ist gelogen. Nicht alle Perspektiven. Schwimmend in der Loisach gegen den Himmel von unten nach oben, habe ich es noch nicht versucht. Mache ich morgen. Morgen soll es wärmer sein wie heute. Wenigstens 1 Grad. Die Aussage: Wenn es überhaupt eine gibt, dann die Tatsache, dass es jetzt, Mitte November, schon Herbst ist.

„Menschen sind am kreativsten, wenn sie durch ein leidenschaftliches Interesse motiviert werden.“
Schuy, Eberhard im seinem Buch: Kreativ Hingerotzt

Recht hat er. Wenn ich mich ganz aufs fotografieren konzentriere, wenn ich den ganzen Tag fast ununterbrochen an Fotografieren denke, lese, schreibe, knipse, bin ich am kreativen. Selbst jedes belangloses Lied im Radio gibt eine Vorlage zum Knipsen, zum Schreiben, zum Texten. In den Zeiten, in denen ich andere Themen in meinen Kopf (Gehirn) lasse, nimmt die Fantasie, die Spontanität rapide ab. Verlorene Lebenszeit.

Und wie blöd für alle Fotografen, deren Leidenschft nicht die Fotografie ist. Sie sind minder-kreativ, meint Eberhard Schuy. Ob man das an Ihren Bildern erkennt?

Kopfweh

Ich ertappe mich beim Fotografieren in letzter Zeit immer öfters mit dem bohrenden Gedanken: Bin ich der Erste und der Einzige der dieses Motiv fotografiert, oder ist es nur fotografische Massenware, wie es Andreas meint. Und das macht mir Kopfzerbrechen und Kopfweh.

Meistens, eigentlich fast immer, ist die ehrliche Antwort: Ich bin weder der Erste und ich bin auch nicht der Einzige und vermutlich wird dieses Motiv von mir auch NICHT am Besten umgesetzt in ein Foto. Also lasse ich es bleiben und gehe mit leerer Speicherkarte weiter. Kein gutes Gefühl.

Nachbearbeitung ?

Scheinbar eine ewige, endlose Diskussion: Darf ein Fotograf die Aufnahmen die er tätigt, hinterher am PC nachbearbeiten?

Gegenfragen

  • Darf ein Koch seine Speisen die er aus dem Ofen holt, nachwürzen oder muss er sie im Original auf den Teller servieren?
  • Darf ein Komponist, die Stimmen und Instrumente die er einzeln aufnimmt, hinterher noch abstimmen und die individuelle Lautstärke an seine künstlerische Vorstellungen anpassen?
  • Darf der Herr Ansel Adams, 40 Jahre nachdem er ein Foto aufgenommen hat, hinterher immer mal wieder neue Abzüge machen und neue andere Varianten ausprobieren?
  • Darf ein Schriftseller nachdem er sein Manuskript getippt hat, nachträglich Korrektur lesen, Satzzeichen ändern und Sätze und Abschnitte ändern, löschen, hinzufügen?
  • Darf ein Regisseur die einzelnen Szenen eines Filmes hinterher noch zusammen schneiden?

In der Welt der Software ist dies übrigens KEINE Frage. Nur 15% aller Kosten die weltweit für Software ausgegeben werden, sind für die erste Neuerstellung. Die anderen 85% sind Kosten für Nachbearbeitung, Pflege, Korrekturen, Anpassungen, Modifikation, Modernisierung und Erweiterung.

Spielen

Andreas ist ein richtiger Spielverderber. Ich will doch einfach nur jeden Tag rausgehen und spielen: Mit Licht und Schatten, Blende, Verschlusszeit, ISO, Brennweite, und allem möglichen Schnickschnack. Schließlich war es teuer genug. Ich habe mal wieder Zukunfts-Angst. Was kommt denn jetzt noch alles. Was muss ich morgen wieder von Andreas lesen/ändern/besser machen? Manchmal ärgere ich mich wirklich über Andreas.

Muss denn alles einen Sinn haben? Wenn ich für jedes Bild eine notarielle Rechtfertigung brauche, gehen mir schon bald die Worte aus. Wenn jeder Fotograf zu jedem Bild gefragt wird, was er damit aussagen will, herrscht bald Totenstille in den Clubs. Und Zuhause.

Ausdruck

Mein Gott ist das anstrengend, bei jedem Bild zu überlegen, was ist das Charakteristische, was ist das Einmalige, was ist das ganz Besondere an diesem Motiv. Und dieses mit der Bildsprache eindeutig zum Ausdruck zu bringen: Welche Brennweite, welche Perspektive, welche Verschlußzeit, welche Blende, welches ISO, welche Farben, welche Komposition, Hoch oder Querformat, Linie, Punkte, Flächen, und mit welcher Anordnung, welchen Rahmen, usw.

Und das alles so perfekt umgesetzt, dass es selbst der Laien-Betrachter sofort intuitiv erkennt.

Mein Gott, auf was habe ich mich dann nur eingelassen. Manchmal bin ich froh dass mir das niemand vorher gesagt hat, dass es so lange dauert. Dass es so schwer ist. Dass es länger wie drei Tage, wie drei Wochen, länger wie drei Monate und jetzt auch noch länger wie 3 Jahre dauert. Am Ende dauert es sogar länger wie ich lebe. Dann wäre ich ja auf die Wiedergeburt angewiesen.

Eigentlich wollte ich ja nur Spaß, Freude und Spielen wie ein Kind. Und jetzt artet es in mühsame Kinderarbeit aus. Ich bin doch erst ein 3-jähriges Fotografen Kind und muss schon machen und Liefern wie die Großen.

Hoffnungsschimmer

Vielleicht ist es mit meinem Versuch jedem Bild eine Bedeutung , eine Aussage zu geben, doch nicht so schlimm wie am Anfang befürchtet. Sonst kann ich mit dem Fotografieren aufhören.

Zumindest ist es meine momentane innere Hoffnung.

  • Vielleicht muss jedes Motiv welches wir fotografieren, seine eigene Aussage selbst enthalten.
  • Vielleicht (hoffentlich) liegt es gar nicht am Fotograf, dass er seine Aussage im Bild unterbringt.
  • Vielleicht muss man als Fotograf nur das Charakteristische des Motivs, optimal zum Ausdruck bringen.

Das wäre mir am liebsten. Dann kann ich „liebend gerne“ die Verantwortung für gute, passende, richtige Bilder auf das Motiv selbst abschieben. Dann muss der Betrachter von diesem Bild selbst erkennen, dass es das letzte Blatt in diesem Jahr ist.

Kindheits Erinnerungen

Was will ich damit ausdrücken will?

Meine Kindheit, meine Jugend, meine Herkunft im hintersten Teil von Rheinland Pfalz. Verfall, Niedergang, Armut, Geschäftsaufgabe, Erfolglosigkeit. Alles Themen die innerlich in mir in Resonanz gehen. So hat es mir meine ganze Sippe täglich wiedergekaut, gemahnt: Warte nur bis wieder schlechte Zeiten kommen. Und so warte ich täglich. Und um mir die Zeit zu vertreiben, fotografiere ich bis es endlich soweit ist. Bestimmt ist dies auch der Grund, warum mir solche Motive auffallen und mich förmlich zwingen, sie zu fotografieren.

Und die Herrn Bill Gates und Google, Amazon, Facebook, etc. nutzten die gleiche Zeit, um Milliarden zu scheffeln. So unterschiedlich sind die Erziehungen und Lebensläufe.

Zu voll

Andreas meint in seinem Buch, die allermeisten Bilder sind viel zu voll ! Und diesen Vorwurf will ich mir nicht gefallen lassen, deshalb hier nur ein Teilabschnitt von dem ganzen Strauch: Ein Teil der Blätter und nur etwas Schnee, das muss genügen. Der Teil sagt hoffentlich genauso viel aus, wie der ganze Busch. Der Betrachter muss sich halt die anderen tausend Busch-Blätter dazudenken. Nicht nur der Fotograf, auch der Hingucker sollte kreativ sein.

Stativ ?

Andreas meint, auf den allermeisten Bildern ist viel zu viel drauf. Ich meine, (also ob meine Meinung wichtig wäre) dann kann sich der Fotograf nicht entscheiden, nicht konzentrieren, was er zum Ausdruck bringen will. Vielleicht ist er Waage? Oder er nimmt sich zu wenig Zeit für ein Bild. So geht es mir fast immer. Und folgender Spruch geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Fotografieren ist einfach, wenn man nichts davon versteht.

Er weiß vermutlich selbst nicht was ein Bild ausdrücken soll und bietet deshalb dem Betrachter viele, zu viele Motive an. Vermutlich denkt er, soll sich doch der Betrachter die Mühe machen, sich aus dem Bild die Teile herauszupicken, die Ihm gefallen. In letzter Konsequenz führt das zu Bildern die nur noch mit dem Weitwinkel aufgenommen werden. Dann ist in jedem Bild, alles zu sehen. Zwar sehr klein, aber immerhin sichtbar. So wird Fotografieren viel einfacher, Anschauen viel schwieriger. Und wenn es dann noch 100 Bilder pro Minute sind, ist der Betrachter völlig überlastet. So ging es mir oft. Jeder kennt den Spruch: „Weniger ist mehr“. Aber kaum jemand hält sich daran.

Hätte ich die Nagelschere dabei gehabt, hätte ich 99% der Halme abgeschnitten. Gibt bestimmt eine leckere Salat Kresse.

Und wenn Andreas weiter so sehr an mir herumnörgelt, dann überwinde ich mich vielleicht dazu, nur noch mit Stativ rauszugehen und pro Tag mit maximal 3 oder 4 Bildern nach Hause zu kommen. Viel mehr sind es zurzeit auch nicht. Oftmals werfe ich so viele Bilder in den Müll, dass pro Tag nur noch 3 oder 4 übrigbleiben. Dann lasse ich mir pro Motiv mehr Zeit. Komponiere sorgfältiger, plane intensiver, denke mehr nach, korrigiere den Ausschnitt vor Ort, statt zuhause das Bild zu beschneiden. Kurz und gut: Dann werde ich eventuell doch noch ein Fotograf.

Die wichtigste Frage: Warum?

Björn Nehrhoff von Holderberg schreibt in seinem Buch: Outdoor- Fotografie

  • Wunderschöne Kontraste ergeben sich, wenn sich der Raureif auf den roten oder orangefarbenen Früchten von Hagebutten, Weißdorn oder Äpfeln bildet, die noch an den Ästen hängen.“
  • „Für viele Menschen ist ein Tag mit dichtem Nebel belastend.
    Einen Outdoor-Fotografen zieht es gerade dann in die Natur.“
  • „Ist der Nebel sehr dicht, dann lohnt es sich, im Wald zu fotografieren.“
  • „Im Herbst kommen die Zugvögel aus dem Norden zurück und sorgen erneut für Aufruhr bei den Fans der Tierfotografie.“
  • „Wenn du wirklich den Herbst liebst, solltest du überlegen, eines Tages die Rocky Mountains zu besuchen.“
  • „Besonders lohnend ist es, Regenbögen zur Goldenen Stunde abzulichten,
    denn diese verleiht dem Wetterphänomen oft eine zusätzliche rötliche Aura.“

So geht das seitenweise über das ganze Buch.
Doch das Wichtigste fehlt, wie in fast allen anderen Büchern auch: Die Frage nach dem Warum!

  • Warum sollte ich Nebel fotografieren?
  • Warum sollte ich Zugvögel fotografieren?
  • Welche Aussagen machen Waldbilder im Nebel? Spüre ich da tief in mir eine Resonanz?
  • Welche Bedeutung haben Bilder von bunten Früchten im Raureif. Was soll der Betrachter damit anfangen?
  • Und die bohrende aller Fragen: Bin ich der Erste und Einzige der solch ein Bild aufnimmt?
  • Wartet die gesamte (Foto-)Welt auf mein Regenbogen Bild?

Leider geben Sie in diesem Buch darüber keine Antwort. Ein „schönes Bild“ allein ist scheinbar Grund genug. Das Bild zu machen ist Selbstzweck. Sinn benötigt ein Bild offensichtlich keinen.

(Trüb-)Sinn und Bedeutung

Hier war ich noch vor kurzem mit meinen beiden Enkeln.

  • Badefreude pur,
  • Sommer-Wärme auf der Haut,
  • Plantschen im See,
  • Laut Jodeln in der Rutsche,
  • Opa schau her, wie tief ich schon tauchen kann,
  • Rumrennen, weil gehen langweilg ist,
  • Ein Panorama wie im (Bade-)Paradies
  • etc.

Und heute, kaum 2 Monate später:

  • Vorbei,
  • Kalt,
  • Frost,
  • Schnee,
  • Stille,
  • leer,
  • leblos.

Und in mir die Frage: War das jetzt mein letzter Sommer?

SW für Ludwig

Björn Nehrhoff von Holderberg zeigt in seinem Buch: Outdoor- Fotografie ein Beispiel für Winterbilder von den Lofoten. Sein Beispiel für Regenbilder kommt aus dem Dixie National Forest im US-Bundesstaat Utah.

Wenn das alles ist, was zählt, in der Weltgeschichte rumfahren um ein Winter-Bild bzw. ein Regenbild herzuzeigen, dann gebe ich das Fotografiern sofort auf. Für mich gilt: Entweder hier oder nichts.

Ein Bild für meinen Papa

Für mich persönlich hat dieses Bild eine sehr tiefe Bedeutung. Das habe ich von meinem Papa.

  • Blick in der Ferne
  • Die Liebe zu den Bergen
  • Diffuse Sehnsucht nach ….
  • Den Herzogsstand hat er gemocht.
  • Die Gradwanderung zum Heimgarten hat er leider nie gemacht.

Als Fotograf beklage ich die aktuelle Technik. Weder der Sensor, noch der Monitor, noch der Drucker, können diesen schönen, starken, extremen Kontrast, wie er heute war, wiedergeben. Trotz aller großmundigen Versprechen der Fotoindustrie, Monitor- und Drucker-Hersteller.

So langsam …

So langsam bekomme ich den Durchblick. So langsam kann ich mich an das neue Fotografen Leben, Arbeiten, Denken gewöhnen. Nach dem ersten Schock und der Befürchtung, das dauert ja nochmals Jahre, kommen mir erste Gedanken, mögliche Lösungen, neue Sichtweisen in den Sinn. So langsam kommen erste Entwürfe, Ideen, Konzepte in mir hoch.

So langsam kann ich mich sogar richtig damit anfreunden. Es bleibt zwar viel Frust, über die verlorenen 3 Jahre. Der Frust, dass mir das niemand schon viel früher gesagt hat. Wo es doch seit 1978 schon bekannt ist. Wo es doch seit 1978 offiziell gelehrt wird. Wo es doch ganz offensichtlich der Weg aller Fotografen ist. Deshalb auch meiner. Ich bin keine Ausnahme, nichts Besonderes, sondern der Normalfall.

So langsam kommen mir erste Erkenntnisse über meine Lieblings Motive. Über meine Aussagen. Noch fehlt mir die richtige Bildsprache. Noch bin ich unbeholfen im Umsetzen meiner Ideen. Aber das kommt noch. Und selbst wenn es vermessen ist: Wenn ich das einmal kann, dann bin ich endgültig im Fotografen Himmel angekommen, dann endet die Suche. Eigentlich ist die Suche schon vorbei. Der Weg, das Ziel ist klar:

  1. Erkenne Dich selbst.
  2. Fotografiere was Dich interessiert/berührt.
  3. Zeige es dem Betrachter mit Hilfe der Bildsprache.

Diese Trilogie gilt für alle Bilder.
Der Rest wird von Andreas Feininger als „visuelles Geschwätz“ abgetan. Ein hartes Urteil.

Eine Medaille – Zwei Seiten

Im Bild: Die trübe, diesige, kalte November Stimmung in Wolfratshausen. Normalerweise drehe ich (wie alle Anfänger) den Farbregler kräftig auf. Hier habe ich ihn Richtung Schwarz Weiß geschoben, ohne dass es am Bild viel geändert hat. Der farbige Herbst ist vorbei. Und bevor der helle, weiße Winter kommt, liegt Trübsinn in der Luft.

Stehen 2 Fotografen gleichzeitig vor einem Motiv. Beide sehen mit Ihren Augen das Gleiche. Doch beide haben unterschiedliche Gehirne. Und da erst im Gehirn das Bild entsteht, sehen die beiden etwas völlig unterschiedliches. So wird sich der Eine aus Langeweile abwenden, und der Andere ist voll begeistert. Der Eine strebt sofort weiter zum nächsten Motiv, und der Andere will sich hier so richtig abarbeiten.

Eigentlich muss jeder Fotograf wissen was er will, und was er ausdrücken will. Deshalb lernt er ja das Fotografen -Handwerk, damit er sich optimal ausdrücken kann. Aber was er inhaltlich aussagen will, das kann ihm und wird ihm niemand sagen. Das muss er selbst wissen, spüren. So lehren uns schon 500 Jahre vor Christus die alten Griechen. Und es gilt heute 2500 Jahre später genauso, und ich vermute das wird auch in weiteren 2500 Jahren noch so gelten.

Dies ist die Vorderseite der Medaille. Hier ist eingeprägt, was jeder Fotograf aussagen will. Seine Selbsterkenntnis.

Und die Rückseite der Medaille ist die Tatsache, dass der Betrachter auch an den Bildern den Fotografen erkennt. Welche Bilder macht er? Was ist Ihm eine Aussage, ein Bild wert? Sind seine Bilder: farbig, trübe, fröhlich, depressiv, froh oder traurig, positiv oder negativ, belanglos oder mit Tiefe, berührend oder oberflächlich, leer oder sinnvoll, etc. Dabei ist es egal, wo in der Welt er seine Bilder macht. Er gibt sich selbst immer zu erkennen. Er liegt sozusagen auf der Couch des Psychiaters und gibt sein Innerstes preis. Und die Couch steht im Schaufenster, so dass es jeder sehen und erkennen kann. Versteht er es, die Emotionen die nur er im Motiv erkennt, eindeutig zu kommunizieren?

Und die Erkenntnis des Laien-Betrachters: Versteht der Fotograf sein Handwerk. Kann er sich geschickt und klar ausdrücken. Hat er eine persönliche Handschrift. Geht er seinen eigenen Weg oder passt er sich an. Und alle anderen Betrachter die selbst Fotografen sind, die es noch mehr und viel besser verstehen, erkennen auch: Ist es ein Professor, Meister, ein Geselle, Anfänger oder noch ein Dilettant.

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Neue Ordner am PC

Bisher hatte ich meine Bilder, die ich täglich mache, zuhause am PC in verschiedene geographische Ordner verschoben: Wolfratshausen, Stadtmitte, Sebastianisteg, Kastenmühlwehr, Loisach, Kochelsee, Isar Auen, etc. .

Ab dem nächsten Jahr werde ich das ändern. Neue Ordner spiegeln meine neue Sicht aufs Fotografieren. Damit ich mich selbst täglich daran erinnere. Damit ich beim Rausgehen schon weiss, was ich hinterher abliefern will.

Die Ordner im neuen Jahr werden heißen: Bunt-SW, Reich-Arm, Froh-Traurig, Ruhe-Hektik, Alt-Neu, ICH-UndAndere, Aufbau-Abbau, Lustig-Depressiv, Positiv-Negativ, Belanglos-Tiefe, Sinnvoll-Sinnlos, etc. Und bestimmt fallen mir im Laufe des Jahres noch viele weitere Ordner Namen ein. Und als letzter Ausweg dient der Ordner: „Sonstiges“. Vermutlich wird er sich als erstes füllen/überlaufen.

Und so bin ich dem Schicksal, oder Leben, oder wem auch immer dankbar, dass es mich zum Fotografieren gelenkt hat. Damit bin ich mir selbst wieder ein gutes Stück näher gekommen: Erkenne Dich selbst und drücke Dich aus. Beides ist wichtig. Input und Output. Eindruck und Ausdruck. Erst dann ist mein Fotografen Leben in der richtigen Balance.

Heute

Die Aussage des Bildes: Schnee. Das heißt es ist kalt. Man erkennt auch, dass die Wassertropfen von Büschen oder Zweigen oder Bäumen schon einzelne Spuren hinterlassen haben. Das heißt es ist nass und kalt. Und das Blatt im Bild ist noch relativ frisch vom Herbst. Das heißt es ist ein Spät-Herbst bzw. Früh-Winter Motiv, wie es jeder kennt.

Was ich auszudrücken versuche ist: Saukaltes, nasskaltes, ungemütliches Wetter. Da ich diese Seiten täglich pflege und schreibe, lebe ich von den Bilder des Tages. Und fast alle aus Wolfratshausen. Allein dadurch sind meine Motive eingeschränkt. Und wie immer meist an dem gleichen Tag aufgenommen, an dem ich abends schreibe.

Es ist oftmals schwer, mich der täglichen Wetter Stimmung zu entziehen. Das aktuelle Wetter: windstill, trüb, Hochnebel, kalt, Rauchfahnen aus den Kaminen, nasse Wege, plattgedrücktes, faules, nasses Laub. Da ist es schwierig für mich, positive, optimistische, gut gelaunte, fröhliche, lebensbejahende Motive zu finden.

Ich könnte jetzt natürlich ein Bild vom Sommer bringen, vom Herbst Bergwandern, von den ersten Frühlingsblumen in diesem Jahr. Das wäre eher irritierend und ist deshalb höchstens einmal im ganzen Jahr möglich. Außerdem ist es nicht authentisch. Denn es würde heute nicht mehr zu mir passen. Jetzt im Herbst/Winter 25 habe ich eine grundsätzlich andere Meinung/Auffassung vom Fotografieren, wie vor 3, 5 oder erst recht wie vor 7 Monaten.

Und ich könnte natürlich für einen Tag in die Arktis/Antarktis fliegen, für ein richtig kaltes Winter Bild.

Quo vadis

Ab und zu halte ich inne, denke nach, reflektiere meine eigenen Bilder und Texte und überlege, was war, was ich gerade tue, und wo ich hin will. Das wird wohl jeder Mensch/Fotograf immer mal wieder machen.

Letzte Woche kamen zwei gute Bekannte von einem Ausflug zu den Hurtigruten zurück. Und sie schwärmten: Wie toll die langweilige Wald Landschaft auf der Hinfahrt war, wie gut das Essen in den Booten sei, und vor allem das sensationelle Nordlicht. Gesehen haben sie es nicht. Dazu war es zu schwach. Aber geschwärmt haben Sie davon. Und erst in Ihren Bildern sei das Nordlicht so richtig zu erkennen.

Also habe ich mich gefragt: Wie wäre es, diese Tour auch zu machen? Wie ist mein Weg als Fotograf in der nächsten Zeit? Auf Tour gehen? Oder will ich in 10 Jahren immer noch Sonnenaufgang in Wolfratshausen, Sonnenuntergang am STA See, Blaue Stunde an der Loisach, Masken in Venedig, Sonntags Spaziergang am Kochelsee fotografieren?

Veränderung / Entwicklung

Es gelingt mir immer noch nicht, mit einem einzigen Bild alles zum Ausdruck zu bringen, was ich sagen möchte. Wie lange diese Unfähigkeit noch weiter geht weiß ich nicht. Ich hoffe jedoch auf eine Veränderung meines handwerklichen Könnens. Will ich in 10 Jahren immer noch Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, Blaue Stunden, Masken und den Kochelsee fotografieren? Und in 20 Jahren auch noch ? Andreas Feininger lehnt dies rigoros ab. Strikt und sogar mit beleidigenden Worten. Aber welche sinnvollere Motive sollen es statt dessen sein?

David Ulrich schreibt in seinem Buch: „Bewusster Fotografieren“: Viele Bilder sind heute rein malerisch, ohne inhaltliche Tiefe. Viele Fotografen und Fotografinnen wollen mit ihren Bildern einfach nur schöne oder optisch ansprechende Fotos machen. Die Konzentration auf die malerischen Elemente des Bildes und nicht auf den Inhalt wird als »Piktorialismus« bezeichnet. Dies ist eine Stufe auf der Lernkurve, die jedoch schnell überwunden werden kann – und überwunden werden sollte. Viele Menschen sind der visuellen Klischees überdrüssig, die in der populären Fotografie vorherrschen. Was wollen Sie sagen? Wie sehen Sie die Welt? Welche Ideen und Eindrücke berühren Sie im Innersten?“ Die Überschrift dieses Kapitels lautet: „Meiden Sie das Malerische“.

Er spricht über eine Lernkurve. Diese habe ich heute in Wolfratshausen leider nicht gefunden. Deshalb muss als Metapher eine Leiter bzw. Treppenstufen herhalten.

Ich vermute, dass angehende Fotografen wie ich, oftmals mit der ersten oder zweiten erklommenen Sprosse der Leiter schon zufrieden sind. Immerhin steht man schon über der großen Masse an Handy Knipser. Hat schon erste Erfahrungen und auch etwas Können. Warum also sollte man sich noch weiter anstrengen? Warum noch höher aufsteigen? Diese Frage ist hier in Oberbayern unzulässig. Jeder junge Bursch, der Nachts mit einer Leiter zum Fensterln unterwegs ist, gibt sich nie und nimmer mit dem Erreichen der ersten oder zweiten Sprosse zufrieden. Er will „ganz hoch hinaus“ bis zum Ziel seiner Träume.

Andreas Feininger meint, gewisse handwerkliche Fähigkeiten kann sich jeder engagierte Fotograf aneignen. Aber wenn das Talent für mehr nicht vorhanden sei, bleibt jeder noch so ambitionierte Fotograf auf einer gewissen Stufe stehen. Damit meint er, ganz hoch hinaus bis zum guten Licht, bringen es nur wenige. Die Pyramide wird nach oben immer kleiner. Außerdem wird die Luft immer dünner. Und anstrengend ist es auch. Es erfordert viel Ehrgeiz, Ausdauer, Vision, Durchhaltevermögen, Willen, Müh und Plag, etc. Alles Eigenschaften, die nicht ein jeder hat.

Ich lese gerade ein Buch in dem steht: “ Meisterschaft bedeutet nicht das Ende erreicht zu haben, es bedeutet sich mit Leidenschaft der Reise zu widmen, jeden Tag ein wenig besser zu werden“.

Da ist es wieder, das entscheidende Wort: Leidenschaft. Wie oft habe ich schon gelesen, dass für Erfolg 3 Voraussetzungen wichtig sind: Können, Ausdauer und Leidenschaft. Zur Not genügen auch nur 2 Eigenschaften, wenn nur die Leidenschaft dabei ist.

Spiegel ohne Ende

Schon wieder ein Spiegelbild. Entschuldigung: Ich kann es nicht anders/besser. Zu stark und zu mächtig ist in mir der Drang, Spiegelbilder zu knipsen. Auch wenn dieses Bild keine Bedeutung, keine Aussage hat. Und nachträglich und künstlich etwas hinein zu interpretieren will/kann ich nicht. Und es zeigt mein aktuelles Fotografen Niveau. Besser bin ich zur Zeit nicht.

David Ulrich schreibt in seinem Buch: „Bewusster Fotografieren“: „In Bildern geht es nicht um Bilder. Bilder handeln von etwas. Bilder zeigen eine Sichtweise.“ Vehement schreibt er in seinem Büchern gegen Kitsch und Klischees. Gegen obige Bilder, die nur wegen eines primitiven, optischen Reizes kurzfristig um unsere Aufmerksamkeit buhlen.

Als bessere Alternative empfiehlt er: „Die Aufmerksamkeit für die eigene Vision ist das A und O, um ein erfolgreicher Künstler zu werden. Dabei ist Selbsterkenntnis eines der großen Ziele des Menschen, und ein aktives Interesse an der Welt und den Mitmenschen ist die Grundlage für ein erfülltes, sinnvolles Leben. Diese Ziele sind die besten Motive für Bilder.“

Doppelt schwer

Es fällt mir doppelt schwer mich auf das neue Fotografen Paradigma einzustellen.

Erstens ist es etwas Neues, Ungewohntes, noch ganz ohne Synapsen/Routine im Hirn und ich weiß noch nicht, wie und wo ich das alles umsetzen kann. Die offenen Fragen: Wo/Wie finde ich meine täglichen Motive. Wie setze ich es gekonnt um? Was ist die beste Bild-Sprache, passend zur Bild-Aussage.

Zweitens: Ich muss auch den alten Kitsch und die alte Gewohnheiten noch loslassen. Früher war alles einfach: Etwas ungewöhnliches vor der Linse: Klick. Besonderes Licht: Klick. Blaue Stunde: Klick. Spiegelbilder: Klick. Berge mit Föhn Wolken: Klick. Masken in Venedig: Klick. Gondeln im Nebel: Klick.

Und hinterher die Bestätigung meiner Frau: „Wow, wie schön! Aber jetzt geh wieder schön brav zu Deinem PC und lasse mich hier weiter lesen.“

Und das zählt jetzt alles nicht mehr. Und was neues zählbares ist noch nicht in Sicht.

Benzin ins Feuer

Jeder kennt das Sprichwort: Benzin ins offene Feuer gießen. Und jeder kennt die Wirkung.

Bei mir gibt es etwas vergleichbares. Ich weiß nicht mehr wann und wo ist das gelesen/gehört habe: Wer mehr für die optimale Sauerstoffversorgung im Hirn sorgt, hat die 10-fache Leistung. Die 10 fache Kreativität. Das 10-fache an Ideen.

Und ja, ich kann es bestätigen. Lange Zeit dachte ich, es sei der Espresso in der Früh. Und heute weiß ich: Es ist der Aufenthalt an der frischen Luft. Das tägliche Foto-Wandern. Alle, wirklich alle meine Ideen, meine Fantasie, kommen mir beim Spaziergang. Und sofort spreche ich es in mein Handy. Dafür wird es von Meter zu Meter schwerer und schwerer. Und es ist aber so freundlich und gibt mir abends die Aufzeichnung sogar als fertigen Text wieder zurück.

Ohne meine Foto-Spaziergänge, wäre ich ein Nichts. Keine Fotos, keine Ideen, höchstens 10% meiner Selbst.