Oktober 2025 – Fotos

Jay Maisel: Licht, Ausdruck & Farbe

Ich finde es ungemein erleichternd, Fotos nur für mich zu machen. Bilder die nur mir gefallen. Bilder die nur mir etwas sagen. Aufnahmen, die mein individuelles Leben begleiten. Trotzdem bin ich bemüht zu lernen, aussagekräftige Bilder zu gestalten, die sinnvollen Regeln einzuhalten. Besser und besser zu werden.

Die Meister, vorwiegend aus Amerika, helfen mir dabei. Sie sind meine Ratgeber, meine Mentoren, meine Monolog Partner. So schreibt Jay Maisel in seinem Buch: Licht, Ausdruck & Farbe, dass für Fotografen ganz offensichtlich Licht und Farbe ein Rolle spielen. Allgemein weniger verständlich sei der Ausdruck den Bilder haben. Er meint damit, die Bild-Aussage, den Grund für ein Foto, das Wesen des Motivs, oder falls es so etwas wirklich gibt: die Seele des gezeigten.

Für die Bewohner von Grainau ist diese Bild eher langweilig. Aus der untersten Schublade: „Nichts ist unnötig, es kann immer noch als schlechtes Bespiel dienen“. Und für mich ist das Bild die Erinnerung an einen trüben verregneten Tag (Halbtag) am Eibsee. Und nur für mich habe ich das Bild gemacht. Es zeigt die Wolken-verhangene Zuspitze. Das Mistwetter. Eigentlich wollte ich warten, bis die Gondel nach oben fährt und langsam im Nebel verschwindet. Aber es war soooo kalt, und ungemütlich, dass ich dieses Motiv an einem anderen Tag mache.

Bereit sein ist viel, warten zu können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick nützen ist alles. – Arthur Schnitzler

Der Eibsee am 30.9

Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch in die übliche Falle gefallen bin. Die Spiegelbilder im Wasser, das grün der bayerischen Karibik: all diesen primitiven Kitsch und Klischee habe ich leider auch fotografiert. Der innere Drang war einfach zu stark. Endlich mal nicht das verregnete Wolfratshausen. Endlich mal keine Loisach. Endlich mal Abwechslung. Und hinterher am PC, das ganz große Schämen.

Für richtig gute Aufnahmen hätte ich die Wanderwege durch den Wald verlassen müssen, hinunter klettern zum Ufer, Zeit und Geduld mitbringen und vor allem: Besseres Wetter. Ich wohne halt nicht hier. Und täglich 65 km zu fahren, nur in der Hoffnung für ein ideales Kalenderbild ist es mir nicht wert.

Bei ungünstigen Lichtverhältnissen oder unfotogenen Motiven ist es eine Kunst, NICHT auf den Auslöser zu drücken. – Andreas Feininger

Für Melanie

Heute ist mir ganz besonders Melanie aufgefallen, mit Ihrem großen türkisen Regenschirm. Das war ein Bild wert. Danke Melanie.

Zur Zeit ist die Kunstmeile in Wolfratshausen. Ein Bekannter hat mich darauf angesprochen. Er meinte, sein 4 jähriges Enkelkind könne schon besser malen, wie viele der ausgestellten Bilder.

Kunst hat mit Geschmack nichts zu tun. – Max Ernst

Hätte ich …, wenn ich …

Hätte ich diese Buch von Andreas Feininger schon viel früher gelesen.

Wenn ich dieses Buch gleich zu Beginn meiner Foto Lehre auswendig gelernt hätte, wäre meine Entwicklung viel schneller, zielgerichteter verlaufen. Mein zweites Deja vue. Schon einmal habe ich ein 120 altes Buch zu einem anderen Thema gelesen und war überzeugt, alle anderen modernen Autoren schreiben nur ab. Bringen wenig  Neues.

Alles was Andreas schreibt habe ich mit mehr oder anderen Worten schon oft von anderen Autoren gelesen. Das Haar in der Suppe: Andreas schreibt und schreibt und schreibt. Ich hätte viel viel mehr Beispiel Bilder gezeigt. Sowohl für das richtige Sehen als auch für das Gegenteil, also für Bilder die man so nicht machen soll. Trotzdem: Recht hat er. Jetzt erkenne ich viele meiner Fehler. Jetzt fange ich nochmals von vorne an. Aber hoffentlich besser. Zumindest nehme ich es mir vor.

Schade, dass auch Foto Meister sterben müssen. Sie könnten sonst viele Dilettanten wie mich lehren und den rechten Weg weisen. Ich hole jetzt beim Papst persönlich Dispens für TOP Fotografen ein. Sie sollen das ewige Leben bekommen.

„Meine wichtigsten Werkzeuge: Ein Finger, ein Auge und zwei Beine.” Henri Cartier-Bresson (1908—2004)

Im Bild die morgendliche Rush Hour im Zentrum von Wolfratshausen. Die Stadt Wolfratshausen hat keine Kosten und Mühen gescheut und für das Wirte Fest, am ersten Oktoberfest Tag, die Stadtmitte festlich geschmückt. Sieht jetzt viel viel einladender aus. Ein echter Publikums Magnet für zigtausende Besucher.

Doppelter Reset

Zwei Bücher haben bei mir heute den Reset Knopf gedrückt. Beide an einem Tag: 2.10.2025. Dieser Tag ist ab sofort mein neuer Fotografen Geburtstag. Ich werde ihn jährlich feiern.

Beide bringen mich extrem zum Nachdenken, extrem zum Umdenken, extrem zur Neuorientierung. Zu viel geht gerade durch den Kopf, als dass ich es hier schreiben könnte. Zu frisch der Schock. Zu tief die Emotionen. Warum hat mir das niemand am Anfang, also vor 3 Jahren gesagt? Fast alles was ich über das Fotografieren gelernt und gedacht und gemacht habe, stimmt so nicht. Warum nimmt mich niemand in den Arm und sagt mir, dass Sonnenaufgänge nicht wichtig sind. Mondaufgänge auch nicht.

Der Eine schreibt, dass es durchaus auch heute noch Wege gibt, um zu lernen zu reifen, um besser zu werden. Auch jenseits von vielen Tipps und Trick Ratgeber, jenseits von ISO Blende, Zeit und Brennweite. Denn nur wer sich weiterentwickelt als Mensch, macht bessere Fotos. Der Mensch , die Persönlichkeit hinter dem Sucher ist das A und O, ist das Entscheidende. Und es geht, behauptet der Autor. Wie das geht, bin ich gerade am Lesen.

Und der andere, der Großmeister der Fotografie, gibt in seinem Buch Ratschläge, die so treffend sind, dass ich mich schäme dass ich nicht selbst darauf gekommen bin, dass ich es nicht selbst gemerkt habe. So naheliegend, so überzeugend, so erfahren, so wahr.

Es gibt aber auch Warnungen: Der Weg zu besseren Fotos kostet etwas. Das Kostbarste der Welt: Zeit.

Und das ist es was mich innerlich Achterbahn fahren lässt: Die Frustration und Trauer, schon viel zu viel Zeit verplempert zu haben und die Wut über die extreme Dummheit und Ignoranz und Manipulation einiger selbsternannter Experten. Doch bevor ich eine Beleidigungs Klage am Hals habe, höre ich jetzt auf zu schreiben.

Im Bild ein Motiv nach dem neuen Motto: Mir gefällt es, mir ist es hier in Wolfratshausen aufgefallen, mich erinnert es an etwas, in mir hat das Bild ein bestimmte Bedeutung, die nur ich kenne. Ein Bild, das dem wichtigsten Menschen in meinem Leben gefällt.

Zu hoch

Die Hürde für gute, aussagekräftige, authentische Fotografien wird mir zu langsam zu hoch. Ich schaffe es nicht, ich kann da nicht drüber springen. Dazu fehlt mir die Kraft und die Fähigkeit. Der Wille war da, aber die Hürde zu hoch. Ich geb’s auf. Schade, war eine schöne Zeit. Täglich draußen. Täglich Motive sehen rahmen, knipsen. War so richtig geil. Aber jetzt nach dem Reset, fehlt mir die Kraft und auch die Lebenszeit.

Wenn ich folgende Sätze lese, weiß ich, dass bisher alles vergeblich war. Eine trügerische Hoffnung. Pure Enttäuschung: „Fotografie ist mehr als das Drücken des Auslösers – Sie ist Mittel der Kommunikation“.

So habe ich es noch nie gesehen. Daran habe ich noch nie gedacht. An was muss ich denn noch alles denken, wenn ich den Sucher am Auge halte. Weiter heißt es: „Was Du zeigen willst, hängt davon ab, was Du sagen willst. Eine Idee verleiht Deinem Bild Richtung, Tiefe und Aussagekraft.“

So geht es seitenweise weiter: Persönlichkeit, Motivation, Idee, Vision, Kommunikation, usw. Scheinbar zählen Blende, ISO, Zeit, Belichtung, Gestaltung gar nichts. Scheinbar ist der Mensch hinter dem Sucher wichtiger als das Motiv vor dem Objektiv.

Da kann ich nicht mehr mithalten, kann auch sein, dass ich schon zu alt und zu müde dazu bin. Warum hat mir das niemand gesagt? Warum hat mich niemand gewarnt? Warum hat mir niemand erzählt, wie lang und beschwerlich der Weg ist? Ich hätte zig-tausende Euro eingespart für Fotoapparate und Objektive.

Auf den Kopf gestellt

Jetzt erst, nach fast 3 Lehrjahren lese ich, welche wichtigen Fragen ich beim Fotografieren haben sollte. Fragen die im ersten Lehrjahr, im ersten Monat, am ersten Tag, in der ersten Stunde, noch vor dem ersten Bild gestellt werden müssen. Und natürlich muss jeder Fotograf die passende Antwort parat haben, bevor der den Fotoapparat überhaupt einschaltet.

  • Wie ist die Wirkung auf meine Bilder?
  • Was passiert im Kopf des Zuschauer wirklich.
  • Entspricht dies der Absicht mit der ich das Bild aufgenommen habe?
  • Kommt die Botschaft an?

Das Motiv ist völlig egal. Wichtig ist die Wirkung: Freude, Trauer, Langeweile, Interesse, Spannung, Einsamkeit, Verstörung, Betroffenheit, Sehnsucht, Frustration, usw. Die ganze Palette der menschlichen Gefühle.

Der Rat lautet:

  • Nimm ein paar Bilder und zeige Sie mehreren Personen.
  • Frage nicht was sie sehen, sondern wie Sie auf die Bilder reagieren.
  • Entspricht das meiner Intension ?
  • Will ich dokumentieren, provozieren, berühren, Geschichten erzählen, oder was ?

Das einzige Ziel aller Fotografen: Lerne und beherrsche die Bildsprache. Verbessere sie ständig. Damit Du immer perfekter die Reaktionen beim Betrachter kontrollieren kann. Dann erst bist Du ein Meister.

Im Bild: Ich war in 2 Fotoclubs, aber diese wichtigsten, zentralen Themen wurden nie angesprochen. Keine einzige Sekunde. Nicht im Geringsten war der Club der Diener, der Helfer, der Unterstützer seiner Mitglieder. Genau das Gegenteil. Alles war auf den Kopf gestellt. Wie das Bild. Die Mitglieder mussten machen was der Club von Ihnen verlangte. Ob sie es interessiert oder nicht, wurde nie gefragt. Rücksichtslos. Wie im Mittelalter. Kann leicht sein, dass es die braven, gehorsamen Mitglieder gar nicht bemerken. Dann muss man es Ihnen sagen. Wie in diesem Bild auch. Natürlich sind auf den ersten Blick brave, pflegeleichte Schafe und Lämmer am bequemsten. Aber wer will schon ein Hirte von Sklaven sein?

„Fotografieren ist nicht schwierig, solange man nichts davon versteht” (unbekannt)

Fundament

Nichts ist mehr wie es einmal war. Mir fehlt gerade die Bodenhaftung. Ich denke beim Bau des Eiffelturm wurde besonderen Wert auf das Fundament gelegt. Bei meiner eigenen Ausbildung zum Fotografen leider nicht. Los ging es mit dem Kauf einer Kamera, dazu viele wahllose Objektive und los gings. Orientierungslos. Ziellos. Grundlos.

Und jetzt rächt es sich.

  • Ich will lernen.
  • Ich will gute Fotos machen.
  • Ich will/muss die Bildsprache lernen und perfekt verstehen.
  • Ich will ausdrucksstarke Bilder machen.
  • Ich mag nicht einfach so vor mich hin knipsen.
  • Ich will von den Besten Ihres Fachs lernen.

Und da ich immer stärker eine große Stagnation fühlte, war ich mehr denn je auf der Suche nach der Wahrheit, der Lösung, der Meisterschaft, usw. Und eine Möglichkeit zu wachsen ist für mich: Lesen. Und bin durch Zufall (gibt es überhaupt Zufälle) auf ein eBook gestoßen, dass alles in mir umgestoßen hat. Und jetzt schwebt mein Geist über den Trümmern, dem Staub, dem Chaos und weiß nicht weiter. Ohne Fundament, ohne Grundlage, ohne Sinn. So kann es nicht weitergehen.

Schade. Jammerschade. 3 Jahre verloren und ich weiß nicht wie viele Sommer mir noch bleiben. Deshalb bin ich manchmal traurig und dann wieder wütend. Ich weiß, ich bin keines Kind. Ich weiß, dass ich nicht auf große weise erfahrene Eltern hoffen darf/will/werde die freiwillig zu mir kommen und mir die große Fotografen-Welt erkären.

Aber dass in den beiden Fotoclubs, keine einzige Sekunde über das Wichtigste, das Entscheidende beim Fotografieren geredet wurde, macht mich zornig. Nachhaltig. Ist es so selbstverständlich oder wissen die es auch nicht ? Wenn ich jetzt lese: „Ich helfe Dir, herauszufinden, was Du lernen musst um zu erstklassigen Bilden zu kommen.“ bin ich fast am Verzweifeln: Warum hat mir das niemand schon viel früher gesagt ?

Eins genügt

Es ist ein alter Hut: Weniger ist mehr! Es steht geschrieben: Mache von den Motiven, die Dich interessieren, viele viele Aufnahmen. Lieber weniger Motive, aber diese dann richtig gut, besser, am besten. Und zwar vor Ort.

Ein guter Rat eines Großmeisters:
Lieber nur 1 oder 2 Motive aber die richtig gut fotografieren, als 100 mittelmäßige, langweilige Aufnahmen.

  • Gehe, wenn es möglich ist, 360 Grad um dein Motiv herum. Mache die besten Aufnahmen davon.
  • Nimm, wenn es möglich ist, eine erhöhte oder niedrigere Position ein und prüfe diese Perspektive. Mache die besten Aufnahmen davon.
  • Fotografiere es bei jedem Licht: Auflicht, Seitenlicht, Gegenlicht. Mache die besten Aufnahmen davon.
  • Teste verschieden Brennweiten. Mache die besten Aufnahmen davon.
  • Entscheide Dich vor Ort, was von allen Varianten das beste ist. Vor Ort. Hinterher ist es zu spät.

Und das wichtigste: Mache es schon vor Ort. Verbessere mit jedem Bild das vorherige Bild. Werde eins mit dem Motiv. Welches Licht passt am besten dazu. Welche Perspektive passt am besten. Jedes Bild sollte besser als das vorherige sein. Erst wenn Du denkst: Jetzt ist es von allen Varianten das Beste, klopf Dir auf die Schulter und gehe heim oder ziehe weiter. Und zeige nur das beste her.

Verbessere Dich vor Ort. Mache nicht den Anfängerfehler und suche Dir erst hinterher am PC ein Bild aus. Wenn Du erst zuhause merkst, dass eine Aufnahme fehlt: Licht, Perspektive, Brennweite, ist es zu spät.

Und zeige wie die Meister, nur ein einziges Bild her: Dein Bestes. Mach keinen langweiligen Urlaubs-Dia-Vortrag. Wenn Dich eine Illustrierte bittet, ein Bild für das Titelblatt zu schicken, ist dort auch nur Platz für ein einziges Bild.

Im Bild: Heute war in Wolfratshausen ein Regentag. Und die Frage, wie kann ich das fotografisch darstellen. Von den 50 Versuchen hat eins gepasst.

„Die Kultur ist für einen Fotografen viel wichtiger als die Technik.” Gisèle Freud (1908—2000)

Vorgestern – Gestern – Heute

Vorgestern habe ich noch zurecht gejammert, dass ich nie in meinem Leben so schöne Bilder machen kann, dass daraus ein Jahres Kalender wird.

Gestern hat mich ein Verlag in Österreich anschrieben, ob ich denn viele Bilder von Venedig, viele Bilder vom Venedig Karneval und viele Bilder von Caorle hätte. Sie suchen dann 12 davon aus.

Heute sind schon alle 3 Kalender online zum Verkauf im Internet Shop.

So ein Zufall, verbunden mit der Frage: „Warum fällt einem etwas zu?“

„Wichtig ist, die Intensität, die du persönlich gespürt hast, im Bild auszudrücken.
Ansonsten ist es nur ein Dokument.” René Burri (1933—2014)

Bild Gestaltung

In dem eBook das ich gerade lesen steht ganz am Ende:

„Ein wichtiger Punkt zum Schluss:
Bitte mach keine Bilder mehr, die einfach nur zeigen wie etwas aussieht. Denn dann fügst du dem Bild NICHTS Eigenes hinzu. Dann bist Du nur der primitive Auslöser Drücker und nicht der Gestalter!“

Und der letzte Satz im gesamten eBook:
„Bevor Du den Auslöser drückst: Gestalte Dein Bild.“ Denn nur wenn Du gestaltest wird aus dem Motiv ein Bild – und aus dem Bild Deine fotografische Leistung. Gestaltung ist der universelle Schlüssel in der Fotografie. Sie ist in jedem Bild möglich. Frage Dich: Was will ich zeigen? Was hat mich berührt?

Und die Moral von der Geschichte wie so oft: Schade, dass mir das niemand gesagt hat. Und mit diesem Gedankengut und diesen Fragen, stehe ich doch sehr sehr einsam da. Die Fotografen, die ich gelegentlich hier in Wolfratshausen treffe, haben ganz andere Themen. Mit denen ist so etwas nicht diskutierbar. Die sind stur auf „schöne Bilder“ fixiert. Sonst werden sie hier im Club abgestraft.

Ich muss/will/werde noch viel Lernen. Das handwerkliche beherrsche ich immer mehr. (das habe ich vor 2 Jahren schon einmal geschrieben). Aber das künstlerische, das kreative, das fotografische ist mehr als nur ein Klick mit dem Auslöser. Ist so viel mehr als schöne Bilder machen. Braucht mehr als 3 Lehrjahre. Eigentlich lebenslänglich. Und heute steht zufällig im Kalender: „Heute in einem Jahr wirst Du Dir wünschen, Du hättest heute angefangen.

„Schwarz-weiß ist Farbe genug.” Babara Klemm (⁎1939)

Gnothi seauton

Das Fundament, die Grundlage, das Entscheidende, das Erste von allem, nicht nur beim Fotografieren, ist der Mensch, das Individuum, der Fotograf selbst und seine Antwort auf die Frage: Warum fotografiere ich? Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, doch ist es meiner Meinung nach nicht. Denn zusammen mit der Frage: Warum fotografiere ich? muss auch die Partnerfrage: Welche Motive will ich fotografieren? beantwortet werden.

Gnothi seauton oder Erkenne Dich selbst!

Ein von mir hoch geschätzter Profi Fotograf sage einmal sinngemäß: „Ich spüre überhaupt keinen Antrieb, keine Lust, keine Leidenschaft, hier in meinem Wohnort rauszugehen und Bilder zu machen. Auf Reisen schon, aber zuhause nicht.“

Ein anderer Bekannter von mir, ist ein leidenschaftlicher Sport Fotograf, hier in Wolfratshausen und Umgebung. Hier kennt er sich aus. Hier schlägt sein Herz. Das ist seine Passion. Der Arme: Seinem Fotoclub ist das egal: Der Club schickt ihn raus: Blaue Stunde, Mistwetter, Porträts, etc. ist seine ungeliebte Aufgabe. Meist sagt er zu mir: „Ich habe jetzt wenig Zeit. Ich muss noch ….“ (Der Arme: er muss. Er will zwar nicht, aber er muss.)

Mir gibt Sport Fotografie nichts. So muss halt jeder in sich gehen, seine Motivation, seine Leidenschaft finden. Und zwar ganz zu Beginn. Fotografieren hat so viel mit dem eigenen ICH zu tun, soviel mit dem Menschen hinter dem Sucher und so wenig mit dem Motiv vor dem Objektiv.

Die Frage: Warum fotografiere ich? muss individuell beantwortet werden, und zwar als allererstes. Zusammen mit der Frage: Welche Motive will/werde ich fotografieren? Entscheidend für Erfolg sind: Wünsche, Ziele, Interessen, Motivation, Persönlichkeiten, Visionen, etc.

Sonst ergeht es vielen wie üblich: Ganz zu Beginn steht eine gute teure Ausrüstung. Es gibt erste gute, schöne Bilder. Erstes Lob. Lob macht süchtig und braucht noch mehr Lob. Man wird Lob abhängig. (Das gleiche wie Drogenabhängig) Ein Teufelskreis. Es gilt die Tatsache: Lob und Tadel sind Dressur Techniken. Und dann folgt oft die Stagnation. Ein Durchhänger. So ging es mir mit der Astronomie. Zuerst Feuer und Flamme und jetzt Frust, Langeweile, Desinteresse. Vielleicht bin ich auch Astronomie-Club untauglich. Zweimal probiert. Zweimal gescheitert.

Erkenne Dich selbst:

  • Wie sehr hat Fotografieren mit meinem Leben, meinen Erfahrungen, meinem Denken, meiner Herkunft zu tun?
  • Was ist meine Passion über Jahre hinweg, immer wieder täglich mit meiner Vision, meine Bilder zu machen?
  • Wo kommt die Beharrlichkeit in mir her?
  • Was ist meine (Lebens-)Geschichte? Ist sie in meinen Bilder erkennbar?
  • Welches Potential steckt in mir?

Und ich glaube es stimmt: Fotografieren hat verdammt wenig mit ISO, Blende, Brennweite, Verschlusszeit oder Photoshop zu tun. (Ist das Bild nicht TOP, hilft auch kein Photoshop). Warum wird das so wenig thematisiert ?

Also: Das nächste Mal wenn ich den Sucher ans Auge führe, stelle ich mir die Frage: Wer bin ich? Was will ich zeigen? Welche Idee/Vision steckt hinter diesem Bild? Denn es gilt die Hoffnung: „Je persönlicher Deine Bilder sind, desto besser werden sie.“ (Ich muss noch eine ganze Menge Lernen!)

Immerhin erkenne ich in mir schon einige Ideen/Visionen:

  • Ich mag Bilder der Ruhe. (minimalistische Bilder)
  • Ich mag Lustige Bilder mit Witz, Ironie, Spaß.
  • Ich liebe Bilder aus der Region Kochelsee. Sie sind meine emotionalen Lebens-Highlights.
  • Ich bin alters-bequem. Früh aufstehen, weit reisen, Abenteuer, brauche ich nicht.
  • Was ich hier in Wolfratshausen nicht finde, suche ich woanders nicht.
  • Ich bin kein Chronist. Aktuelle Events, Themen, Ausstellungen interessieren mich nicht.
  • Ich bin kein Geretsried Fotograf.
  • Ich bin kein Königsdorf Fotograf.
  • Ich bin kein Glentleiten Fotograf.
  • Ich bin auch kein über-eifriger Makro Fotograf (Blumen, Insekten, Schmetterlinge, Spinnen, etc.)
  • Ich will täglich raus. Müller-Wohlfahrt: Nur mit Bewegung bleibt man gesund im Alter.

Und wieder das alte Jammern am Ende: „Warum hat mir das niemand zu Beginn gesagt?“ Warum reden die anderen Fotografen nicht über dieses Thema? Sind alle schon erleuchtet und setzen das bei mir auch Voraus?

„Wichtig ist, die Intensität, die du persönlich gespürt hast, im Bild auszudrücken.
Ansonsten ist es nur ein Dokument.” René Burri (1933—2014)

Resonanz

David Ulrich schreibt so schön in seinem Buch: „Bewusster Fotografieren“:

„Fotografieren Sie das, was Ihr Herz und Ihren Geist berührt, oder die Eindrücke, die tief in Ihrem Körper eine Reaktion hervorrufen. Finden Sie Ihre Stimme, Ihre Vision. Die Motive und Fotos, die in Ihnen eine tiefe Resonanz auslösen, sind Ihre eigenen, einzigartigen Spiegelungen Ihres Wesens.“

Innerlich bin ich mir ganz sicher, dass ich NICHT am alten, morbiden, zerfallenen, an Dreck und Mist, hänge. „Lost Places“ sind überhaupt nicht mein Ding.

Ich mag das Alte nicht. Ich lehne es ab. Als Kleinunternehmer kann ich mir allgemeinen Pessimismus und die übliche Weltuntergangs Stimmung gar nicht erlauben. Es wäre für mich unmöglich, meinen Kunden eine romantische Gondelfahrt in Venedig zu verkaufen, wenn ich denke, morgen geht die Welt unter, oder unsere Regierung plant den Krieg, oder andere Katastrophen. Mit gutem Gewissen etwas verkaufen geht bei mir nur, wenn ich optimistisch in die Zukunft blicke.

Und trotzdem löst dieses Bild in mir eine tiefe Resonanz aus. So extrem stark, dass es mir ein Bild wert ist. Und einen Tagesbeitrag. Nicht wegen dem verlassenen Eindruck, sondern wegen der tiefen Erinnerung an meine Kindheit. Meine ganze Sippe: Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln erzählten jahrelang nur von Krieg, Not, Armut, Elend, Knappheit, Sparen, Einschränkungen. Mein Papa, Gott hat ihn selig, ist bestimmt heute noch böse mit mir, weil ich nie das „Gras Mähen mit der Sense“ gelernt habe. „Warte nur bis wieder schlechte Zeiten kommen“ war der häufigste Satz meiner Kindheit. Das prägt. Immer wenn ich etwas uraltes, verfallenes sehen, geht dieser Teil mit mir in Resonanz meiner Kindheit und ruft mir zu: Fotografiere es.

Im Bild: Ein Geschäftshaus mitten in Wolfratshausen. Fast täglich komme ich daran vorbei. Fast täglich fällt es mir auf. Und jedesmal will ich es fotografieren.

„Wir fotografieren, was wir betrachten, also fotografieren wir uns selbst.” Denis Roche (1927—1989)

Bilder der Ruhe

Bilder der Ruhe lösen auch eine tiefe Resonanz in mir aus.

  • Muss ich eigentlich jedes Bild begründen?
  • Muss ich mich für jedes Bild, das keinen Sonnenuntergang zeigt, entschuldigen?
  • Brauche ich für jedes Bild ein psychologisches Gutachten?

Der Fotograf Frederick Sommer sagte: »Wir würden nie etwas bemerken, wenn wir nicht ein großes Stück davon in uns trügen.«

Eines der letzten, echten Nebel Bilder. Bestimmt gibt es in den nächsten Bildbearbeitungsprogrammen einen Schiebreger für Verneblung.

„Das Schwierigste an der Fotografie ist, sie einfach zu halten.” Anne Geddes (*1956)

Danke Annie !

Manchmal braucht es eine Weile, bis ich etwas voll und richtig verstanden habe. Es rumort unhörbar in meinem Geist. Und Plötzlich ist es da, bewusst, die Lösung, sonnenklar. So ging es mir auch mit dem Spruch von Annie Leibovitz: „Man hört nicht auf zu sehen. Man hört nicht auf zu rahmen. Es schaltet sich nicht aus und ein. Es ist die ganze Zeit an.”

Dass in vielen Büchern die Rede ist vom „fotografischen Blick“ und dass dieser immer eingeschaltet ist, ob ich den Fotoapparat dabei habe oder nicht, hat sich mittlerweile verselbstverständlicht in mir.

Das entscheidende Wort ist jedoch: Rahmen. Ich sehe nicht nur alle möglichen Motive, sondern ich rahme sie auch geistig ein. Ich sehe ein Motiv und gleichzeitig sehe ich die Höhe und Breite, wie ich es persönlich fotografieren würden. Und im Fotografen Slang heißt Höhe und Breite, also oben unten links und rechts nun einmal: Rahmen.

Dieses Wort hat mein Fotografen-Bewusstsein bereichert. Schön, jetzt immer zum Motiv auch noch im Geist den passenden Ausschnitt (Rahmen) mit zu sehen. Danke Annie.

„Fotografieren heißt Bedeutung schenken.” Yousuf Karsh (1908—2002)

Es tut soooo gut!

  • Wenn man innerlich im Zweifel ist,
  • wenn man merkt, dass irgendetwas fehlt,
  • wenn man sich allein fühlt,
  • wenn man meint, das Wasser fließt den Berg runter aber viele behaupten, als fließe es den Berg hinauf,
  • wenn die Lokomotive mit den Anhängern vertauscht wird,
  • wenn die ganz große Leidenschaft fehl, kurzum:
  • wenn etwas nicht so läuft wie erwartet, dann…..

Dann tut es sooooo gut, Trost, Beistand, Zustimmung und Ermunterung bei den großen alten Fotografen Meister zu finden. Dort steht geschrieben: „Nur Sie selbst können die Frage nach dem persönlichen Fotografen Interesse beantworten. Und es ist von fundamentaler Bedeutung dass Sie dies  auch tun.“

„Machen Sie sich klar, was und wie Sie es ausdrücken wollen! Und dann stellen Sie es ohne Kompromisse dar.“

„Die meisten Künstler trachten weniger nach der Wahrheit als nach dem Weg, die Wahrheit so aus zudrücken, wie sie sie sehen.“

“ … weil jeder große Fotograf seine ihm eigene Sichtweise hat, die sich durch sein ganzes Schaffen zieht.“

Diese Worte bzw. Sätze bauen mich wieder auf. Geben mir Mut. Es geht nicht ums Bild, es geht um den Fotografen.

Noch bin ich mit meinen handwerklichen Fähigkeiten nicht am Ende. Noch lange nicht. Und trotzdem fängt ein neues Feuer in mir an zu brennen. Die Leidenschaft mit den Bilder nicht nur Farbe, Kontraste, Punkte Linien und Flächen zu dokumentieren, sondern eine Aussage zu machen. Bilder die kommunizieren. Bilder die mir etwas bedeuten. Die bei den Betrachtern eine Emotion auslösen. Reaktionen die weit über: „schönes, nettes Bild“ weit hinausgehen. Immer mehr verabscheue ich inhaltsleere Bilder, ohne persönliche Aussage.

Die Welt hat genug Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge gesehen. Als Anfänger habe ich das eine Milliardste und erste Bild mit Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge dazugefügt. Und siehe da: Die Welt war nicht beeindruckt von meinem Bild. Ein Meister hätte mir das sofort gesagt. Auch wenn es mir weh tut.

Es steht geschrieben: „Den großen Fotografen ist bewusst, was sie fesselt und was sie langweilt. In gleichem Maße wissen sie um ihre Vorzüge und ihre Grenzen. Sie konzentrieren sich auf ihre Interessen und Stärken.“

Solche Ausagen habe ich nie gehört. Nur bei den Meistern gelesen.

Im Bild: Ein inhaltsleeres Bild ohne Aussage, ohne persönliche Handschrift, ohne Sinn, ohne Bedeutung, einfach nur blauer Himmel, einen Mond und Herbstlaub. Eines von den zig-Millionen Bildern das heute gemacht wurden. Ich schäme mich dafür. Ein Bild vom „alten“ Bernd. Der neue Bernd ist noch auf der Suche nach seiner fotografischer Identität.
 

Externe Hilfe

Für jeden ernsthaften Fotograf ist es existenziell wichtig zu erkennen wo seine Interessen liegen, warum er diese Interesse hat und wie er sie fotografisch umsetzt. Für diesen Prozess der Umsetzung hatte ich mir Hilfe, Rat und Unterstützung erhofft.

Wie kann ich meine eigene fotografische Stimme finden? Ein Meister, kann mir  dabei helfen. Und ich dachte ich finde hier lokal, einen Meister seines Faches. Statt dessen sollte ich die Glentleiten, Geretsried und Königsdorf fotografieren. Ich, als blutiger Anfänger, der von nichts eine Ahnung hat, keinen individuellen Ausdruck und erst Recht keine handwerklichen Fähigkeiten. Heute weiß ich: ich hätte auch dorthin gehen müssen, wo die Meister sind.

Dass meine Bilder gelobt wurden, hätte mich sofort stutzig machen sollen. Lob ist eine Dressur Technik. Lob kann süchtig machen. Und verlangt nach noch mehr Lob. Damit ich für weitere Projekte auch brav meine Bilder abliefere. Ob es mich interessiert, hat niemand gefragt. Meine eigene Stimme zu entwickeln hat niemand interessiert.

„Es geht nicht um technische Perfektion. Wer eine Philosophie verfolgt, wird Menschen mit seinen Bildern berühren.” Mario Sorrenti (⁎1972)

Deutungshoheit

Zweimal probiert. 2 Mail um Hilfe gerufen. Zweimal gescheitert.

Die einen zerfleischen sich selbst mit Wettkampf, Wettkampf, Wettkampf. Zumindest habe ich es so erlebt. Man muss nur die Web-Seite anschauen und die Themen betrachten, dann weiß man, was hier gespielt wird. Hilfe habe ich keine bekommen. Hat auch niemand interessiert.

Und beim zweiten mal hätte ich auch vorab die Homepage besser interpretieren sollen: Eine „nette Urlaubs-Fotos-Diavortrag-Gemeinschaft“. Sehr viel Masse, sehr wenig Klasse. Bild-Interpretationen habe ich nie erlebt. Tiefe, Aussage, Botschaft, Kunst, persönliche Sichtweise, fotografische Lebensphilosophie, etc. waren Fremdworte.

Es ist üblich und auch in Ordnung, dass jeder der etwas tut, denkt, plant, dafür verantwortlich ist, auch seine individuelle Deutungshoheit nutzt, auch wenn Sie verwirrend sein kann. So darf eine Regierung ein „Gesetz über ein allgemeines Tempolimit“ als „Gesetz zur Reichweitenverlängerung von e-Autos“ deklarieren.

Und jeder darf selbstverständlich einen Club gründen und ihn Fotoclub nennen. Blöd ist nur, dass ich 2 mal darauf reingefallen bin. Manchmal macht mich das traurig, manchmal wütend/zornig.

Das ist mein Ziel:
„An einem Bild erkennt man den Fotografen – auch wenn dieser nicht darauf zu sehen ist.” Klaus Ender (⁎1939)

Bewusstsein

Mit jedem Lesen, mit jeder neuen, anderen Meinung des Autors, erweitert sich das Bewusstsein. Vieles was vorher unbewusst war, kommt dadurch Gott sei Dank, hoch ins Bewusstsein. Und damit lösen sich viele Sorgen, Themen, Probleme, ungute Eigenschaften.

Wenn ich heute lese, welche Eingangs Voraussetzungen es für ein Foto Workshop bei Bruce Barnbaum gibt, dann lösen diese Sätze, viele Probleme, die ich innerlich hatte. Jetzt verstehe ich warum vieles nicht funktionieren konnte.

Auf seiner Homepage https://www.barnbaum.com/ steht:

„Welche Art von Schülern wünschen wir uns? Bruce und seine Co-Dozenten haben im Laufe der Jahre festgestellt, dass wir Schüler aller Erfahrungsstufen und Fachkenntnisse mischen können, aber nicht Schüler mit unterschiedlicher Begeisterung. Wenn Sie große Begeisterung für Fotografie und Lernen haben, sind Sie bei uns genau richtig. Sie passen perfekt zu uns. Wir suchen Menschen aller Altersgruppen, mit allen Augenfarben, Haarfarben, Hautfarben und sexuellen Orientierungen. Solange Sie große Begeisterung für Fotografie und Lernen haben, sind Sie bei uns genau richtig. Und wir wissen, dass Lehren und Lernen keine Einbahnstraße ist: Wir lernen alle voneinander: Schüler von Dozenten, Dozenten von Schülern. Wir wissen: Wer nicht lernt, ist tot!“

Eine kunterbunt zusammen gewürfelte Mischung an Mitgliedern, die einfach nicht zusammen passen kann, war die Ursache. In Zukunft bin ich wählerischer, egoistischer, selektiver. Gemeinsame große Begeisterung ist der Schlüssel, die Lösung, Grundvoraussetzung für harmonisches, konstruktives, kreatives Schaffen.

Hätt ich, wenn ich, wäre ich

Hätte ich das alles nur schon früher gewusst. Wenn ich dieses Gedankengut schon länger in mir und mit mir rumgetragen hätte, wäre mir vieles erspart geblieben. Auf seiner Homepage https://www.barnbaum.com/ steht:

„Wir legen Wert darauf, den Blick des Betrachters durch Ihr Bild zu lenken, um seine Aufmerksamkeit zu fesseln und Ihre Botschaft zu vermitteln. Wir verlassen uns nicht auf sinnlose Regeln. Unsere Workshops sind keine „Fototouren“, bei denen die Teilnehmer an bekannte Orte gebracht werden, um dieselben Bilder zu machen, die Tausende bereits gemacht haben. Wir bringen Sie an außergewöhnliche Orte, an denen Ihre Kreativität fließen kann.“

Die hohe Schule der Kommunikation

Darf man eigentlich den Wolfratshauser Bergwald mitsamt der Kirche, auch ohne Loisach im Vordergrund fotografieren ? Oder ist das verboten?

Die ersten Sätze in dem Buch von Bruce Barnbaum sind: „Die Fotografie ist eine Form nonverbaler Kommunikation. In ihrer höchsten Ausprägung überträgt sich der Gedanke einer Person, des Fotografen, auf eine andere, den Betrachter.“

Das trifft exakt den Punkt: Rausgehen, Motive entdecken die wichtig sind, die sich offenbaren und diese dann so meisterlich umzusetzen, das der Betrachter es auch fühlt.

Das will/muss/werde ich unbedingt lernen: Wie müssen meine Bilder gemacht werden, was soll der Inhalt sein, wie die Komposition, dass der Betrachter fühlt wie ich. Dass es der Betrachter versteht. Keine belanglosen Allerwelts Bilder, von Allerwelts Orten. Bilder mit Tiefe. Aussage. Inhalt. Bedeutung.

Das hat mir bisher noch niemand gesagt/gezeigt. Das war bisher noch niemand wichtig. Schade. Dabei ist es doch der einzige Grund zu fotografieren!

Die Voraussetzung hätte ich. Bruce Barnbaum  schreibt auf seiner Homepage: „Großartige Arbeit in jedem Bereich – ob künstlerisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich usw. – wird immer von Menschen geleistet, die motiviert, engagiert, enthusiastisch und mit vollem Einsatz dabei sind.“

Die Meister wissen es

Ich lese gerade im Buch von Bruce Barnbaum, dass unser Auge in jeder Fotografie zuerst auf die Stellen blickt, die den stärksten Kontrast haben. Und der theoretisch stärkste Kontrast ist Weiß vor Schwarz (Dunkel) oder umgekehrt.

Seit ich mich im Internet mit Annie Leibovitz beschäftige und Ihre Bilder betrachte, rätsle ich über Ihre Aufnahme von Elon Musk mit seiner Mutter.

https://i.f1g.fr/media/cms/680x386_cropupscale/2023/09/26/c46240de0e80a774a37e6445fb1f77ae9704e6e9a0321025a0e91f69a66fbab4.jpg

Und siehe da: Jetzt verstehe ich wenigstens einen Teil der Aufnahme. Die Mutter in weißer Bluse vor dunkelgrünem Hintergrund. Da fällt automatisch und sofort der erste Blick hin. Nicht auf den im Bild dunklen Elon Musk, sondern auf seine Mutter. Die Meister ihres Faches haben dieses Kontrast Wissen auch und setzen es bewusst ein. Und das schon bestimmt sehr sehr lange. Es ist KEIN Zufall, dass sie bekannt, berühmt und gefragt sind.

Warum hat mir das niemand schon früher gelehrt?

Es gibt die Lebensweisheit: Nur wer hat, kann geben. Oder: Nur wer Fotowissen hat, kann Fotowissen weitergeben.

Warum seine Mutter hinter ihm steht, warum die Bildkomposition so seltsam ist, warum die Hände so dominant sind, werde ich bestimmt auch noch lernen. Und erst dann kann ich es auch anwenden.

Emotionen

Bruce Barnbaum beschreibt folgende Reihenfolge für aussagekräftige Fotos:

  1. Erkenne Dich selbst. Wisse wer Du bist. Warum fotografierst Du.
  2. Was willst Du mit Deinen Fotos aussagen, was ist Deine Idee, Deine Vision? Ist es wirklich der Sonnenaufgang?
  3. Zu welchen Motiven spürst Du innerlich eine Resonanz. Was spricht Dich unbewusst an?
  4. Welche starken Emotionen erzeugen gewisse Motive in Dir?
  5. Lerne wie Du diese Emotionen so fotografierst, dass der Betrachter diese Emotionen auch spürt.

Welch ein Anspruch. Welche Tiefe. Welche Kunst. Bilder erzeugen, die beim Betrachter Emotionen auslösen. Die ganz hohe Fotografen Kunst. Zumindest für mich. Das Kerngeschäft von Ludwig. Bilder die Verlangen, Sehnsucht, Kaufabsicht nach Getränken erzeugen. Keine Langeweiler. Magnete der Kauflust.

Bruce Barnbaum schreibt dazu: „Wenn die Bildkomposition zum Ziel hat, den Betrachter durch ein Foto zu führen und dort zu halten, bis er Ihre Botschaft erfasst hat, muss es auch entsprechende Kompositionsmethoden geben, Ihren Bildern ein Maximum an Intensität zu verleihen.“ Und diese Methoden erklärt er sehr plausibel.

Ich verstehe immer mehr den Ausspruch: „Eins genügt.“ Wenn dieses eine Bild, wirklich ein Meisterwerk ist, braucht es kein Zweites und erst Recht kein Drittes. Klasse statt Masse. Hätte ich das alles nur schon viel früher gelernt. Denn blöd ist nur, dass ich jetzt am Ende meines dritten Lehrjahrs, wieder ganz von vorne anfangen muss.

Nur hier

Ein Bild von einem Lama mit bunt gekleideten Indio Jungen aus Peru, lenkt mich wegen dem exotischen Motiv, viel zu sehr vom Bildaufbau ab. Nur hier, kann ich bei langweiligen Motiven lernen, spannende Fotos zu machen. Den Fehler macht meiner Meinung nach Bruce Barnbaum in seinem Buch auch. Von allen exotischen Locations der Welt sammelt er seine Aufnahmen und Bilder Beispiele.

Ok, denke ich mir, ich habe jetzt verstanden, wie ich bemerkenswerte Bilder aus Utah mache. Aber ich stehe jetzt in der Stadtmitte von Wolfratshausen oder im Kocheler Moor, und will das jetzt umsetzen. Verzweifelt suche ich Marmorschluchten, Kontraste, Farben wie in seinen Bildern.

„Erleuchtung ist das beste Available Light.” Almut Adler (⁎1951)

Ich geb‘s auf!

Herbstbilder aus Wolfratshausen geht nicht, ohne Laub auf der Loisach. Seit Jahren schon bin ich auf der Jagd nach dem besten, ultimativen Laub Bild. Bisher immer vergeblich. Heute beginnt dies Jagd für dieses Jahr wieder. Und es ist für mich weitaus schwieriger als gedacht. Oftmals ist das Laub im Kontrast zur dunklen Loisach überbelichtet, da der Fotoapparat eine zu lange Belichtungszeit wählt. Und da es sich bewegt, ist es bei schwachem Licht und Blende 5,6 zu viel schnell für scharfe Bilder.

Doch dies ist nicht mein eigentliches Problem heute. Vielmehr ist es das neueste Buch. Es überfordert mich. Und das Buch NICHT Lesen ist keine Alternative für mich. Darin wird soooo viel verlangt, soooo viel gefordert für ein richtig gutes Bild, dass es mich umhaut. In Jedem Bild muss folgendes perfekt aufeinander abgestimmt sein:

  • Licht
  • Farben
  • Kontrast und Tonwerte
  • Linien
  • Form
  • Muster
  • Balance
  • Bewegung
  • Positiver / negativer Raum
  • Struktur
  • Kameraposition
  • Brennweite
  • Tiefenschärfe
  • Belichtungszeit

Doch das allein reicht dem Autor noch nicht: Die Elemente im Fotos müssen auch untereinander eine Beziehung haben.

Und es geht weiter. So schreibt er: „Anteilnahme am Motiv: Wenn mich das Motiv nicht innerlich bewegt, kann ich daraus kein bedeutendes Werk schaffen, ob ich es nun persönlich schön finde oder nicht. Ich könnte bestenfalls eine ordentliche, aber nichtssagende Komposition erstellen, etwa wie man eine grammatisch korrekte, aber inhaltslose Rede halten kann.“

Er meint das Bauchgefühl für das Motiv, sei für jede Aufnahme sehr wichtig, sonst wird es nur ein belangloses Foto. Er meint, wenn man sich selbst nicht gut genug kennt, wenn man nicht weiß was einen interessiert und nur blindlings herumstreift und fotografiert, werden die Fotos langweilig bleiben, seelenleer, bedeutungslos. Bestimmt meint er damit mich, da ich täglich auf der Jagd nach Fotos planlos, ziellos durch Wolfratshausen streife.

„Ich wurde in eine schwarze Kindheit voller Verwirrung und Armut hineingeboren. Die Erinnerung an diesen Anfang beeinflusst meine Arbeit heute. Es ist unmöglich, jetzt ein hungriges Kind zu fotografieren, ohne sich an den Hunger meiner alten Kindheit zu erinnern.” Gordon Parks (1912—2006)

Wenigstens etwas!

In einem Punkt gibt er mir aber scheinbar recht. So schreibt er wörtlich. „Bevor wir dieses Kapitel schließen, möchte ich noch einige Tücken erörtern, die potenziell gute Fotos ruinieren können. Die erste – und schlimmste – ist, nach Regeln zu suchen oder solche zu befolgen. Regeln sind einfach blödsinnig, völlig willkürlich und geistlos, da sie einem zwar schnell zu akzeptablem Mittelmaß verhelfen, aber im Fortgang daran hindern, weiter voranzukommen.“

Er meint an mehreren Stelle in seinem Buch, dass Regeln dumme Beschränkungen ohne Wert sind. Da kann ich Ihm völlg zustimmen.

Im Übrigen bestärkt mich das Lesen in meinem Vorurteil: Kaufe Dir 20 Foto Bucher, und mache daraus ein 21-tes. Du brauchst keinen eigenen  Mehrwert zu liefern. Es ist bereits alles von den alten Meistern beschrieben. Nur nicht mit den eigenen Worten.

Und beachte die übliche Verkaufsregel: Nimm 80% Deiner Zeit für Überlegungen für die Überschrift, bzw. für den Buchtitel. Wenn der neu ist, gut ist, viel verspricht, neues vermuten lässt, dann kaufen es die Leute.

„Wenn du nur siehst, was offensichtlich ist, wirst du nichts sehen.” Ruth Bernhard (1905—2006)

Andreas Feininger: Im Jahre 1978

In Wikipedia steht über ihn: „Feininger legte eine Reihe von Lehrbüchern zur fotografischen Komposition und zur Fototechnik vor, die zu Standardwerken wurden. Er veröffentlichte über 50 Lehrbücher und Bildbände, die teilweise auch in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seine Lehrbücher sind Standardwerke an Fotografischen Hochschulen.

Ich traute meinen Augen nicht, als ich las, was Andreas Feininger bereits im Jahr 1979 schrieb. Es trifft voll den Nagel auf meinen Kopf. So vieles von dem, was er meint, lehrte und schreibt, stimmt 100% mit meiner Meinung der letzten Zeit überein. Wenn ich das alles nur schon viel früher gelesen hätte !!! Warum hat mir das niemand gesagt?

Ich bin emotional so überwältigt, dass ich sicher bin, hier noch monatelang und zwar täglich, auf jeden seiner einzelnen Gedanken einzugehen. Sein Foto Buch ist meine Bibel, mein Evangelium, mein Kompass.

Das Thema heute: Bild Bewertung – Beurteilung. Andreas Feininger schreibt bereits 1978 dazu: „Meiner Meinung nach ist es ungerecht eine Fotografie ohne Kenntnis des Zusammenhangs mit den Absichten ihres Herstellers zu beurteilen. Nur wenn wir wissen, was ein Fotograf erstrebte, was er in seiner Arbeit ausdrücken versuchte, was er mitzuteilen wünschte, können wir mit Rücksicht auf die wesentlichen Punkte des Bildes gültige Schlüsse ziehen. War er im Stand seine Absichten zu verwirklichen? Hat er mit Erfolg ausgedrückt was er fühlte? Hat er sein Motiv richtig erfasst und überzeugend zum Ausdruck gebracht?“

So ähnlich habe ich es auch geschrieben: Wer denkt, Wolfratshausen ist eine langweilige Stadt, darf bzw. muss dazu auch ein langweilige Bild machen. Es passt zu seiner Aussage. Leider ist Andreas Feiningers Aussage ein sehr hoher Anspruch. Oftmals habe ich keine spezielle Intention. Einfach täglich rausgehen und knipsen. Und das sieht man meinen Bildern auch an. Ein Hintertürchen lässt er mir aber offen: „Schließlich liegt ja die einzige dauerhafte Befriedigung darin, Bilder zu machen die einen selbst befriedigen.“

Im Bild: Mein erstes Auto. Noch genauer: Das erste Auto das mein Papa hatte. Ein VW Käfer. Ist jetzt 65 Jahre her. Deshalb diese extreme, romantische Erinnerung. Für mich fährt hier meine Kindheit vorbei. Nicht einfach nur ein blaues Auto. Für mich ist es deshalb unbedingt ein Bild wert.

Gewinner haben keine Angst vor dem Verlieren. Verlierer schon. Misserfolge sind Teil des Erfolgsprozesses. Wer Misserfolge vermeidet, vermeidet den Erfolg.” Robert T. Kiyosaki

Ludwig und Andreas

Das Bild ist vom 18.10.2025, aufgenommen vom Kastenmühlwehr in Wolfratshausen. Ludwig und Andreas sind der Meinung, dass ein Bild das einmal aufgenommen wurde, noch intensiver Nachbearbeitung benötigt.

Damit stehen sie zwar gegen einige dumme Wixer, die fest und stur der Meinung sind, ein Bild komme “aus der Box“ und darf nachträglich nicht mehr verändert werden, denn dies sei eine unzulässige Manipulation.

Aber erstens ist diese Nachbearbeitung ein Zeichen künstlerischer Kreativität und zweitens sind selbst die heutigen Sensoren noch so miserabel, dass diese die Realität NICHT 1 zu 1 wiedergeben. Eine Nachbearbeitung ist also dringend erforderlich. Jeder Fotograf weiß, dass es zahlreiche Motive gibt, bei denen der Kontrast einfach zu groß ist. Entweder die hellen Teile des Bild sind korrekt und die dunklen Teile dann zu dunkel, oder umgekehrt.

Ich weiss nicht mehr, wer wo geschrieben hat, dass selbst der Großmeister aller Großmeister: Ansel Adams noch 40 Jahre nach einer Aufnahme, immer wieder im Fotolabor versucht hat, noch mehr aus dem Negativ herauszuholen und immer wieder weitere Versuche angestellt hat.

Im Bild: Eine High Key Aufnahmen der Loisach. Das erste, normal belichtete Bild, war viel zu dunkel. Und irgendwie ist mir dann das Plus-Minus Rädchen durchgedreht. Und hat 3-fach überbelichtet. Und dann hinterher am PC nochmals Lichter, Schatten hoch bis zum Anschlag und die Farbe ganz weg. Das Ergebnis hat mir so gut gefallen, dass es noch besser aussieht, wie der erste Raureif, der demnächst zu erwarten ist.

Wer nichts riskiert, kann nicht einmal scheitern. (Autor ist mir unbekannt)

Vom Unsinn der Leitlinien

Andy (Andreas Feininger, wir sind ab heute per DU !) schreibt:

„All dieses Gewäsch von Leitlinien, die dazu da sind, das Auge des Betrachters zum Mittelpunkt des Interesses zu führen, wurde längst von qualifizierten Fotografen widerlegt: Das Auge schweift in einer völlig unvorhersehbaren Weise über das gesamte Foto und geht dabei direkt zu dem, was im Augenblick für den Betrachter interessant ist, schweift von da zu anderen anziehenden Bildteilen und kümmert sich nicht im Geringsten um die so sorgfältig vorbereiteten Leitlinien.

Die berühmte S-Kurve, die einzige  Rechtfertigung von unzähligen akademischen Kompositionsregeln, ist längst durch übermäßige Verwendung zum abgedroschenen Symbol und  fotografischen Klischee verkommen.“

Das zieht mir wieder einmal den Boden unter den Füßen weg. Ich dachte Linien seien elementar wichtig. Ohne Linien kein gutes Foto und ohne gute Fotos, kein guter Fotograf. Und schlechte Fotografen kommen nicht in den Himmel.

So geht es bei Ihm seitenweise weiter. Alle meine sorgsam gelernten Foto-Regel-Fundamente der letzten 3 Lehrjahren sind in mir zerbröselt. Und was bleibt mir anderes übrig als weiterzumachen. Aufstehen, den Staub der Enttäuschung von der Stirn wischen, Kopf hoch und durch. Und vor allem: Weiterlesen. Bestimmt kommt schon bald wieder ein Autor, der die Linien ganz besonders empfiehlt. Und schon bin ich wieder ein guter Fotograf. Nur durch Lesen und Warten!

Der Weg entsteht im Gehen. (Autor ist mir unbekannt)

Picassony

Die ewige Frage: Welchen Anteil hat die moderne Fotoapparat Technik an der Qualität eines Bildes ? Macht der Fotoapparat die Güte des Fotos aus? Muss es unbedingt ein Sony sein?

Diese Frage wird oft verglichen mit Picasso. Welchen Anteil an seiner Kunst macht der Pinsel, die Leinwand, die Ölfarbe aus? Und wer fragt Ihn überhaupt nach der Marke der Leinwand, den Hersteller der Pinsel, etc.

Unter uns Fotografen ist das scheinbar eine ewige wichtige und entscheidende Frage: Canon, Nikon oder Sony?

Viele Autoren machen sich darüber lustig: Sie meinen es gibt niemand der Picasso fragt, ob seine Pinsel aus Schafswolle, Kaschmir, Kamelhaar oder Schamhaar bestehen. Die Basis seiner Bilder Qualität ist seine künstlerische Begabung und nicht seine verwendete Technik.

Fotografisches Sehen

Lange schon lese ich über dieses Thema. Lange schon langweile ich mich über all diese Phrasen, die unter dieser Überschrift stehen. Und jetzt, ganz plötzlich und unerwartet die Erleuchtung. Das neueste Buch erklärt dieses „Fotografische Sehen“ so gut, dass sogar ich es verstanden habe.

Also: Unser Auge wandert bei jedem Blick bei jedem Motiv blitzschnell über das gesamte Bild, sucht und findet einige ganz wenige interessante Punkte, leitet diese an das Gehirn weiter und das Gehirn konstruiert aus diesen wenigen Details einen gesamten Eindruck des Geschehens. Und diese geistige Konstruktion ist total anders, als es die Kamera (Sensor) zusammen mit dem Objektiv physikalisch, optisch erfassen.

Punkt 1: Fokussierung

Dabei fokussiert das Auge auf einige Details im Vordergrund, wandert zum Mittelgrund und fokussiert dort ebenfalls einige wenige wichtige Dinge. Und landet dann schließlich im Hintergrund. Auch dort fokussiert das Auge blitzschnell, leitet alles an das Gehirn weiter und das Gehirn erzeugt auf diese Weise von der gesamten Szenerie vor uns, ein einheitlich gestochen scharfes Bild. Im Gegensatz dazu ist die Kamera saudumm: Sie fokussiert nur auf eine einzige Entfernung. Alles was näher ist, wird unscharf, alles was weiter von dieser Entfernung ist, wird ebenfalls unscharf. Das muss ein Fotograf beachten. Er kann nur auf eine einzige Ebene im Motiv fokussieren. Der Rest ist mehr oder weniger unscharf.

Punkt 2: Helligkeit

Der Fotoapparat erkennt keine Motive. Er weiß nicht ob vor ihm ein Auto, ein Mensch, ein Berg oder ein Schmetterling ist. Auf den Sensor kommen nur zig-Millionen Lichtstrahlen. Ein Fotoapparat reagiert nur auf Licht. Im Gegensatz zu unserem Auge, reagiert ein Fotoapparat nur auf die mittlere Lichtmenge und berechnet aus diesem Mittelwert die richtige (oder falsche) Blende. Unser Auge jedoch, wandert blitzschnell über viele einzelne Bildbereiche, und passt sich blitzschnell an. Wenn wir auf einen hellen Punkt im Bild schauen, verkleinert das Auge blitzschnell die Blende (Iris) so dass dieser sehr helle Teil des Motivs mit allen Schattierungen und Zeichnungen erfasst wird. Wandert das Auge dann weiter zu dunklen Bildteilen, vergrößert es die Iris um mehrere Blendestufen so dass auch in den dunklen Bildelementen alle Zeichnungen und Details erkannt werden. Im Gehirn landet ein Bild, in dem alle helle und dunklen Teile perfekt wahrgenommen wurde.

Im Gegensatz zum Foto: Hier wird das gesamte Bild (Helligkeit) mit einer einzigen Blende aufgenommen. Entsprechend über- und unterbelichtet wird das Foto.

Im Bild eine Aufnahme vom Kochelsee. Im Gegensatz zur Augen/Hirn Kombination musss der Fotograf auf einen einzigen Punkt scharfstellen. Und im Gegensatz zur Augen/Hirn Kombination, sind einige Teile im Bild zu hell und einige Teil zu dunkel. Also ganz anders wie wir Menschen es wahrnehmen.

Der Autor dieses Buches empfiehlt sogar, dass wir das automatische Gegenstands Erkennungs System des Gehirns ausschalten sollen und uns nur auf die Helligkeit Verteilung im Sucher konzentrieren sollten. Also wir fotografieren keinen Ast, kein Segelboot, keine Wolken usw. sondern nur unterschiedliche Licht- und Tonwerte. Und diese gilt es zu beachten. Vor allem der unterschiedliche und teilweise extreme Kontrast.

Das Kochelsee Bild ist insgesamt zu dunkel. Aber das weiße Gefieder der Möwen ist ausgebleicht, überbelichtet, konturlos. Das hat mein Auge zum Zeitpunkt der Aufnahme NICHT bemerkt. Für das Auge war alles perfekt. Auch die Schärfe war über das gesamte Motiv hinweg ideal. Deshalb hat auch das Gehirn an den Finger den Befehl gegeben. „Drück jetzt endlich ab. Die Marlies wartet schon wieder auf Dich!“

Ich muss noch sehr viel lernen. Und als Trost gilt mir: „Auf die höchsten Gipfel führt keine Seilbahn.“ Und ich denke, dort oben ist es sehr sehr einsam.

Schwer von Begriff

Manche Aussagen der Foto Lehrbücher verstehe ich erst heute. Heute erst, nach 3 langen Lehrjahren. Nach sehr viel Lesen. Nach sehr viel Missverständnissen. Entweder es wurde falsch beschrieben, oder ich habe das Wort kurz nach bzw. kurz vor überlesen. Was dieses kleine Wörtchen so alles ausmacht hat.

Also: Die Rede ist vom Licht. Genauer gesagt, vom harten Licht und vom weichen Licht. Mein Eindruck war bisher immer, dass zum Sonnenuntergang und zum Sonnenaufgange das härteste Licht des Tages vorherrscht. Bis ich heute bewusst gelesen habe: Das weiche Licht kommt kurz nach dem Sonnenuntergang bzw. kurz vor dem Sonnenaufgang. Jetzt ist meine Licht Welt wieder in Ordnung. Jetzt ist mir endlich ein Licht aufgegangen.

Heute lese ich dazu: “Am wichtigsten ist zu wissen, dass keine Lichtverhältnisse für sich genommen gut oder schlecht sind. Manche Arten von Licht sind für einige Motive perfekt und für andere ungünstig – und selbst dies kann sich im individuellen Fall anders darstellen, und zwar wegen Ihrer spezifischen Bedürfnisse und Ziele.“

Ich interpretiere das so, dass jeder Fotograf wissen sollte, warum er fotografiert. Und er sollte seine Motivation, seine Idee, seine Vision, seine Bildaussage exakt kennen. Und falls er zur Bild Aussage hartes Licht benötigt, soll/muss er es verwenden. Warum nicht?

Ich nix Fotograf – ich Knipser!

Einfach rausgehen. Einfach die Umwelt, das Licht auf mich wirken lassen. Einfach knipsen. Wie schön war meine bisherige 3-jährige Lehrzeit. Gedankenlos auf alles „draufhalten“ was mich anspricht. Ohne Bildaussage. Ohne einen Zentner Philosophie im Gepäck. Nur auf Formen, Farben und Licht achten.

Aber jetzt soll ich begründen: Warum fotografiere ich? Eine Stunde Psychoanalyse nur für ein Bild das lediglich eine hundertstel Sekunde Aufnahme dauert?

Eine Stunde intensives Nachdenken über meine Idee, Vision, Absicht für jedes Bild das ich mache. Hoffentlich kommt nicht mein Volksschul-Lehrer um die Ecke und prüft mich.

Wochenlang warten bis das passende Licht zu meiner Bild Aussage kommt. Derweil bin ich verhungert und verdurstet: Die Grabinschrift: „Hier liegt ein armer Knipser der Fotograf werden wollte und dabei elendig zugrunde ging, als er auf das passende Licht wartete. Im scheine im Jenseits das ewige, göttliche Licht.“

Und besonders auf Formen und Farben und Linien achten. Waagerechte Linien sind uns bekannt. Sie erinnern uns an den Horizont. Sie geben Ruhe, Sicherheit, Stabilität, Vertrautheit, usw. Sie sind aber auch die langweiligsten Linienformen. Gute Fotografen vermeiden horizontale, waagerechte, langweilige Linien. Knipsder dürfen es!

Senkrechte Linien sind potentiell gefährlich. Hohe Bäume, hohe steile Berge, hohe Häuser, wirken bedrohlich. Also sind sie fotografisch zu meiden. Höchstens man will bedrohliche Bilder erzeugen.

Nur diagonale Linien sind gut. Sie zeugen von Spannung, Dynamik, Aufregung, Bewegung. Doch auch hier darf ich leider nicht blindlings darauf los Knipsen. Diagonale Linien müssen immer von links unten nach rechts oben zeigen. Wie Börsenkurse. Aufschwung. Optimismus.

Dagegen gibt es diagonale Linien die von links oben nach rechts unten zeigen. Sie erinnern den Betrachter an Niedergang, das Ende, den Tod, den Weltuntergang. Das darf man dem armen Zuschauer auf keinen Fall zumuten. Er ist von den täglichen Nachrichten im ÖRR schon geschädigt genug.

Wie einfach war doch früher das sorglose, gedankenlose Knipsen. Schade: Die Kindheit kommt nie mehr zurück.

„Der Spaß muss das Tun bestimmen.“ Reinhold Messner.

Friede mit „Fremdgehen“

Ich habe mittlerweile meinen Frieden geschlossen mit dem „Fremdgehen“. Es ist mir egal ob jemand hier oder in der Fremde seine Bilder macht. Wenn es stimmt was geschrieben steht, und ich glaube mittlerweile daran, dass wir Fotografen nur die Motive sehen, die etwas mit uns selbst, unserer Einstellung zum Leben, unserer Biografie zu tun haben, dann ist es eigentlich egal wo wir fotografieren. Wir sehen sowieso im Außen immer und überall nur uns selbst.

Dann ist es egal, ob ich als Symbol der Einsamkeit, einen einzelnen Baum fotografiere, der hier im Umland steht, oder in der Sahara.

Dann ist es auch egal, ob ich als Zeichen der Lebensfreude, Menschen fotografieren, die in der Isar, im Starnbergersee, an der Adria oder auf Hawaii Ihren Badespaß genießen.

Es ist egal, wo ich Bilder mache, die auf Umweltzerstörung hinweisen. Bilder die Aufbau oder Niedergang dokumentieren. Bilder die Freude, Glück, Leid, Trauer, Verzweiflung, Optimismus ausdrücken. Bilder mit persönlicher Handschrift, Bilder die eine individuelle Aussage machen, sind überall auf der Welt möglich. Auch hier in Wolfratshausen. Sogar heute noch.

„Erfolg entsteht dadurch, dass man sich auf das konzentriert, was man wirklich mag und worin man gut ist.“ Bill Gates

Provokation

  • Provokation war für ihn wichtig: denn nur sie sorge für Diskussionen, Interesse, Kritik und Überlegung.
  • Sein Vater arbeitete als Fotoreporter für die Tageszeitung Corriere della Sera.
  • Und mit sechs Jahren bekam er eine Kamera.
  • Mit 19 ging er nach Zürich, studierte vier Jahre lang Fotografie und Grafik.
  • Und er hat eine eigene Wikipedia Seite.

Die Rede ist von Oliviero Toscani Fotograf für Benetton. Seine Kreativität bewundere ich. Bestimmt hatte er eine Idee, Aussage, Vision, missionarischen Drang und natürlich einen Konzern der Ihn mit viel Geld unterstützte und ihn gewähren ließ. Man braucht halt auch Glück im Leben.

Da das Thema Provokation mir völlig fremd ist, deshalb habe ich leider kein passendes Bild dazu. Und die Fotografen Grundvoraussetzung: Idee, Aussage, Vision, missionarischer Drang, muss nicht immer zu großer weltweiten Bekanntheit führen.

„Fotografie: In dem Moment, in dem die Kamera ein Teil von dir wird, in dem du aufhörst, Schnappschüsse zu machen und anfängst in Winkeln, Belichtungen und Blenden zu denken, hast du auf wunderbare Art ein zweites Mal sehen gelernt.” Nadine Petry (⁎1981)
 

Kreativität

Heute war ich seit langer Zeit NICHT draußen. So sehr haben mich die beiden Bücher von Bruce Barnbaum fasziniert. Hätte ich diese Bücher doch schon vor 3 Jahren gelesen. Selbst damals waren sie schon nicht mehr ganz neu, nicht mehr druckfrisch. Er schreibt:

„Wie unterscheidet sich der innere Antrieb zwischen einer Person, die hoch kreativ ist und einer, die in den Tag hineinlebt, lediglich die täglichen Verrichtungen vornimmt und keine echten kreative Ambitionen hat? Warum strebt der eine Fotograf nach neuen anderen tieferen Bildern, während der andere damit zufrieden ist, solide Bilder zu produzieren, die sich aber nicht als besonders kreativ oder erkenntnisreich von anderen ansetzen ?“

Und er nennt 5 Bedingungen für Kreativität. Dieser werde ich ab sofort täglich lesen, verinnerlichen, auswendig lernen und dann hoffen auf den Geistesblitz.

„Es ist nicht das Zufällige, das gute Gestaltung ausmacht, sondern Kontinuität. Und Kontinuität bedeutet arbeiten und suchen, arbeiten und kämpfen, arbeiten und finden, finden und sehen, sehen und kommunizieren.” Helmut Schmid, Grafiker (⁎1958)

Interpretation

Ein Satz der alles verändert. Vergrößert. Erweitert. Verbessert. Nichts ist je mehr so wie früher!

Bruce Barnbaum meint, wir gehen nicht raus um mit dem Fotoapparat die Realität zu dokumentieren. Wir suchen KEINE Motive um sie bei optimalem Licht auf den Sensor zu kopieren. Wir wollen mit unseren Bildern nicht einfach zeigen wie es irgendwo aussieht. Wir benutzen die Motive um unsere Botschaft/Mission/Idee zu visualisieren. Dieser Satz: Wir zeigen die Motive nicht einfach her, sondern wir benutzen sie. Warum hat mir das niemand gesagt?

Im Bild eine Straßenszene aus Wolfratshausen. Erinnert mich an meine Kindheit. Armut. Altes Holz, bei dem schon lange der Lack ab ist. Verrostetes Metall, bruchsicheres Glas mit Metalldraht. In dieser Armut in der Westpfalz bin ich auf die Welt gekommen, so war meine Kindheit, alles noch tief drin in mir. Es fällt mir sofort auf. Es drängt mich zu fotografieren. Ich benutzte dieses Motiv um das aufzuzeigen.

In allen 100 Fotolehrbüchern die ich gelesen habe, wird arrogant gewarnt vor Bildern die zeigen: Ich war da. Touristen die sich vor den Markusdom stellen, von Angehörigen fotografiert werden: Schau her, ich war in Venedig. Oder vor dem Eifelturm. Oder im Grand Canyon. Und ich habe diese Aussage nie verstanden. Das ist der reale Alltag in Venedig. Und bestimmt auch in Paris, bei den Polarlichtern, usw. Jetzt erst habe ich den Sinn verstanden. Danke Bruce. Und ich wiederhole ein Zitat, weil es heute ganz besonders dazu passt:

„Fotografieren ist nicht schwierig, solange man nichts davon versteht” (unbekannt)

Wolfratshausen Stadtmitte

Ein Bild muss entwickelt werden. Davon bin ich fest überzeugt. Früher in der Dunkelkammer, heute per Software. Ansel Adams soll gesagt haben. „Das Negativ ist die Partitur, das Bild (der Abzug) die Aufführung“.

Und es kann Freude machen. Manchmal noch mehr als das Fotografieren selbst. Zu sehen wie fast magisch von Zauberhand aus dem Schrott, den der Sensor liefert, ein bezauberndes Bild entstehen kann. Ich mache es mit großer Freude. Ich schaue mir meine täglichen Bilder gerne an. Zum Lernen und als Vorlage für meine Ausdrucke. Und ich kann stundenlang damit experimentieren. Der PC spielt schöne Musik, der Geist wird größer, und die Gesundheits-Hormone Dopamin und Serotonin kämpfen in mir um die Wette, wer stärker, dominanter ist. Ein sehr sehr schöner Tagesausklang.

Die schlechten ÖRR Nachrichten, die Stresshormone erzeugen und nachweislich krank machen, erfahre ich morgen noch früh genug von meinen Senioren. Exakt. Penibel. Alle. Mehrfach.

„Die Photographie ist eine wunderbare Erfindung. Eine Wissenschaft, die die klügsten Köpfe beschäftigt — und die von jedem Trottel angewendet werden kann. Was jedoch nicht gelehrt werden kann, ist das Gespür dafür.” Nadar (1820—1910)

Herbst-Bilder?

  • Seit Wochen überlege ich mir schon, wie ich den Herbst darstelle?
  • Oder noch genauer: Soll ich überhaupt Herbst Bilder machen und herzeigen?
  • Ist es mir ein inneres Anliegen, ein mentaler Drang „schöne“ Herbst Bilder zu machen?
  • Vielleicht für einen Wolfratshausen Kalender?

Und alle Fragen kann ich mit sofort, spontan und überzeugend mit NEIN beantworten. Und trotzdem: Fast alle Bilder die ich täglich da draußen mache, zeigen den Herbst, Blätter, Wald, etc. Ich kann fast nicht anders. Und explizit wehren will ich mich auch nicht dagegen.

Da kam mir dieses gefangene Blatt gerade recht. Erinnert mich an meine Kindheit: Gefangen im dörflichen, kleinen Milieu. Eingeengt in sturen, starren, sozialen Regeln. Dogmatisch gefangen im religiösen Wahn: „Der große Gott der unendlichen Liebe, wird Dich strafen und züchtigen, wenn Du mich glaubst was wir Dir lehren.“ Winterbach, Zweibrücken, Westpfalz, am A… der Welt. Die materielle Armut habe ich leicht ertragen. Aber arm im Geiste, arm und Mangel an Offenheit, das hat mich von Zuhause vertrieben.

Sobald ich finanziell unabhängig war bin ich geflüchtet. Zuerst nach Augsburg. Aber das war mir noch zu nah an der alten Heimat. Es musste schon weit hinter München sein. Als wie wenn München meine Schutzmauer vor den alten bösen Geistern ist.

Und so hat dieses unscheinbare, keine Blatt, dieses gefangene, unschuldige Herbst-Blatt, doch eine tiefe, individuelle Aussage für mich. Und damit ist es Kunst und nicht nur einfach ein Herbst-Bild. Es ist nicht das 1.000.000.000-te Herbst Bild. Und ich spüre intensiv wie nie zuvor: Ja, ich bin auf dem richtigen fotografischen Weg. Weiter so, Bernd. (Auchtung: Eigenlob stinkt!)

Außergewöhnliches Wetter ?

Heute war außergewöhnliches Wetter. Sensationelles Licht. Also nichts wie raus. Warum nicht ?

Schade, meine unbefangene Kinder-Spiel-Knipser-Zeit ist vorbei. Spielen mit Licht und Schatten, Blende und Verschlusszeiten, Belichtungen, ist leider vorbei. Sofort kam mir beim Blick aus dem Fenster diese inneren Fragen:

  • Was will ich mit diesem Wetter/Licht ausdrücken?
  • Welches Anliegen verbinde ich mit den Bildern?
  • Welches Motiv in meiner ToDo-Liste passt am Besten zu diesem Licht?
  • Für welche Bild-Aussage benötige ich dieses Licht?
  • Was will ich den dramatischen Wolken und Sturm aussagen?
  • Warum soll ich an den STA See fahren und Surfer fotografieren? Gibt mir das etwas?
  • Motiviert mich das wirklich?
  • Hat das etwas mit mir zu tun?

Die innere Antwort:

  • Nichts, Leere, Langeweile.
  • keine persönliche Aussage,
  • kein wartendes Motiv zu diesem Wetter/Licht,
  • kein Bezug zu meiner fotografischen Mission,
  • die Festplatte ist eh schon voll mit nichtssagenden Bildern.

Hätte ich nur die beiden letzten Bücher nicht gelesen!!!!

Lebenswerk

Das muss jeder Mensch, nicht nur Fotografen, selbst für sich entscheiden: Ich glaube dass jeder der fotografiert, im Laufe seines Lebens entscheiden muss, ob er nur einfach ein paar schöne Bilder machen will, oder ob er an einem fotografischen Lebenswerk arbeitet. Von allen alten, großen, bekannten Fotografen wird in den Büchern berichtet, dass sie alle lebenslänglich eine innere Vision/Mission hatten, der sie als Richtschnur nachgeeifert sind. Täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich. Lebenslänglich.

Und ja, es ist ein extrem großer Anspruch. Da kann ich mit meinen 73 Jahren nicht mehr mithalten. Diese Frage hätte ich mir vor 50 Jahren stellen müssen. Und dann diese Frage entscheiden. Und nicht abweichen: Nicht nach rechts und nicht nach links. Und nicht montags Porträt Fotograf, dienstags Landschaftsfotograf, mittwochs Streetfotografie, donnerstags Makros, freitags Glentleiten Fotograf, samstags nach Venedig und am siebten Tage ruhen.

Eine innere Berufung, die einen morgens schon früh aus dem Bett treibt, Kraft für den ganzen Tag gibt und abends vor grenzenloser Leidenschaft nicht schlafen lässt. Die Leidenschaftliche leben, die Vernünftigen halten blos durch.

Und in der Tat: Das werden wir Fotografen jeden Tag vom Leben gefragt: Welchen fotografischen Sinn wollen wir diesem Tag geben? Und wir können die Antwort nicht verweigern. Abends steht es in schwarz auf weiß unserem Lebensbuch, was wir mit dem heutigen Geschenk des Lebens: 24 Stunden Zeit, angefangen haben. Sicher können wir einen Tag im Bett oder auf dem Sofa verbringen. Dann war Abends die Antwort: Wir haben uns ausgeruht, Kräfte gesammelt, Zeit für Besinnung, Orientierung. Und der feste Vorsatz: Morgen greifen wir wieder an!

Und jeder Fotograf muss sich entscheiden, entweder bewusst oder unbewusst, ob er lebenslänglich „nur Bilder“ machen will, oder ob er aus einen inneren Antrieb bzw. Motivation, ein Lebenswerk, sein individuelles, bebildertes Lebenswerk schaffen will. Beides ist in Ordnung. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, kein Gut oder Böse kein Schlecht, und keine Bewertung. Jeder Mensch muss entscheiden ob er wachsen will. Lernen will. Jeder muss/sollte wissen wohin er will.

Ob der Angler im Bild angelt oder über sein Lebenswerk nachdenkt? Ich habe ihn nicht gefragt.

2 Zitate von Nelson Mandela:

„Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.“
„Jeder kann über sich hinauswachsen und etwas erreichen, wenn er es mit Hingabe und Leidenschaft tut.“
„Für den Erfolg ist nicht ausschlaggebend wo du beginnst, sondern wie hoch du hinaus willst.“
„Beurteile mich nicht nach meinen Erfolgen, sondern danach, wie oft ich hingefallen und wieder aufgestanden bin.“
„Die Fähigkeit zum Kampf wird im Kampf gewonnen.“
„Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind.
Unsere tiefste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein.“

Innere Überzeugung

Bruce Barnbaum schreibt in seinem Buch, dass er sehr gerne in eine alte verlassene Westernstadt gefahren sei, um dort seine Aufnahmen zu machen. Doch plötzlich sei das Interesse daran erloschen. Und er fragte sich natürlich innerlich: Warum?

Seine Antwort: „Ich fotografierte diese Objekte, weil mir ihre Kontraste, Strukturen, Linien, Formen, Balancen etc. gefielen, nicht aber weil die Objekte mir sehr viel bedeutet hätten.“ Das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Buch. Und er dehnt die Frage aus: Es geht ihm nicht nur ums Fotografieren sondern ums ganze Leben. Vermutlich liegt es daran, dass er schon etwas älter ist, und nicht erst seit gestern voller Elan und Unbekümmertheit anfängt zu fotografieren.

Diese Fragen treiben Ihn in seinen Büchern um:

  • Was will ich wirklich?
  • Warum will ich es?
  • Was ist meine innere Motivation?
  • Mache ich es mit Begeisterung?
  • Gibt es meinem Leben Sinn?
  • Bin ich aus Freude kreativ?

Diese Liste an Fragen könnte man beliebig erweitern. Sein Credo: Nur wer sein (Foto) Leben mit Begeisterung lebt, ist auch zu Großem fähig. Es geht ihm nie, nur um das Handwerkliche. Nie um Regeln. Nie um Details. Er weist immer auf das große Ganze hin. Und es tut mir gut, so etwas zu Lesen. Einen Bruder im Geiste.

„Vergessen Sie bei Ihrem Blick in die Landschaft nicht, dass Sie nicht nur die Landschaft wahrnehmen. Sie schauen
das Licht an, sehen Linien und Formen und entdecken Beziehungen zwischen diesen. Sie setzen Ihre Kreativität ein,
um ansprechende, visuelle Beziehungen zu finden und die wunderbare – oder auch gewöhnliche – Szenerie in ein Foto umzusetzen, das anderen Ihre Sicht der Welt mitteilt.“

Strebe in allem nach Perfektion. Nimm das Beste, was es gibt, und mache es besser. Wenn es nicht existiert, erfinde es. Akzeptiere nichts, was „fast richtig“ oder „gut genug“ ist. Henry Royce (der Partner von Rolls)

Handwerkliche Fähigkeiten

In dem Buch von Bruce Barnbaum zitiert er Robert Henri: Der Maler Robert Henri sagte einmal zu seinen Schülern: »Ich möchte nicht wissen, wie fähig Sie sind – mich interessieren Ihre Fähigkeiten nicht. Was können Sie aus der Natur mitnehmen? Warum malen Sie dieses Sujet? Was bedeutet Ihnen das Leben? Welche Beweggründe und Prinzipien haben Sie für sich entdeckt? Was sind Ihre Schlussfolgerungen? Zu welchen Prognosen sind Sie gekommen? Ihre Fähigkeiten interessieren mich am allerwenigsten.«

Das tut weh zu Lesen. Quäle ich mich doch täglich mit dem Fotografen Handwerk rum. Ich sehe es als Fundament für Kunst an. Kunst, die hoffentlich irgendeinmal in der Zukunft auf mich wartet. Aber solange ich mein Handwerk nicht beherrsche, nähert sich mir die Kunst bestimmt nicht. Sie will Ihre Perlen nicht vor die Säue werfen.

So quält mich die Frage, wie ich so etwas Banales wie die Fahnen Brücke in Wolfratshausen am besten in Szene setze? Der Versuch von Gestern ging schief. Zu Farb-dominant ist der Herbst-bunte Bergwald und das rote Dach des Stadtarchivs. Jetzt warte ich auf Nebel, sodass die Fahnen besser und exklusiv im Bild zu sehen sind.

Jeder der eine Kamera hat, ist ein Fotograf, aber nicht jeder ist ein Künstler. Fotografieren als Kunstform ist weit mehr als reine Dokumentation. Ohne den persönlichen Einsatz, emotional und mental ist es nur ein simples Abbild der Realität. Damit sie wenigstens in die Nähe von Kunst kommen, sollte eine persönliche Interpretation erkennbar sein.

Wer im Alter noch herzhaft lacht, macht sich bei seinen Erben unbeliebt.

Blaue Stunde

Gestern in der Früh, schaue ich beim Aufstehen zufällig aus dem Fenster und bemerkte eine wolkenlos Nacht, und leichte, ganz leichte Dämmerung. Spontan dachte ich: Uiii, nichts wie raus und Bilder der blauen Stunde machen. Jetzt, so frisch nach der Zeitumstellung fällt es leichter als im Hochsommer, wenn es schon um 4 Uhr hell wird.

Aber dann die ganz große Enttäuschung. Das ganz große NEIN. Ich muss ja ab sofort immer zuerst nachdenken: Was will ich? Was ist meine Idee, meine Vision, meine Mission? Was will ich mit dem Bild aussagen? Wie setzte ich meine Idee/Aussage am besten um? Welches Bild mit welcher Aussage benötigt dazu die blaue Stunde? Welches Motiv in meiner ToDo Liste wartet schon auf die Umsetzung mit der blauen Stunde?

Und kurze Zeit später, nach dem zweiten Espresso, kam mir dann der rettende Gedankenblitz: die blaue Stunde passt ja doch zu meiner Intention, passt zu mir. Ich sehe mich als Wolfratshausen Fotograf, und zu Wolfratshausen gehören auch Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Leider kam mir der Gedanke zu spät. Aber morgen, wenn der Wettergott mitspielt, bin ich draußen!

Also muss heute leider eine Archiv Aufnahme herhalten. Aus der Zeit als ich noch unbekümmert, sorglos, naiv, gedankenlos aber glücklich knipsen/fotografieren durfte/konnte. Kann/darf man eigentlich die blaue Stunde auch in Schwarz/Weiß fotografieren?

Ganz schön teuer

Fotografieren kann ganz schön teuer sein. Ab sofort mache ich täglich, bevor ich rausgehe und knipse, eine Stunde Psychoanalyse. Dort wird dann ganz tief in meinem ICH gegraben. Damit ich auch wirklich weiß was ich will. Damit ich auch meine innere Motivation erkenne. Damit ich Bilder mit Tiefe mache. Täglich eine Stunde, das geht ganz schön ins Geld.

Ganz schön blöd – oder nicht?

Als braver Schüler, mache ich natürlich alles, was die großen Lehrer und Vorbilder mir einreden. So empfiehlt Bruce Barnbaum in einem seiner Bücher, dass ein guter Fotograf immer das Histogramm im Foto-Sucher eingeblendet hat. Also mache ich es ab heute auch. Blöd ist nur, dass es am rechten unteren Rand im Sucher eingeblendet wird. Und blöd ist auch, dass exakt dort heute etwas war, das den Bildaufbau stört und ich nicht deshalb nicht bemerkt habe.

Aber sonst ist es eine gute Idee: Ich schaue durch den Sucher, beachte live das Histogramm, und kann beruhigt abdrücken, wenn das Histogramm weder den linken noch den rechten Rand berührt.

Und wenn doch, drehe ich am Plus/Minus Rädchen. Das Histogramm sollte immer in der Mitte einen Hügel/Berg haben. Ist dieser Berg zu weit links, (also zu viel extrem dunkle Bild-Teile) drehe ich Rädchen, so dass der Berg etwas nach rechts wandert. Genauso geht es, wenn der Histogramm-Berg den rechten Rand berührt. Also zu viele überbelichtete Bild-Teile. Dann drehe ich die Belichtung ins dunkle und verfolge live im Suche, wie der Histogramm-Berg nach links wandert: Geil.

Luft

Irgendwie ist mir heute dieses Motiv sofort ins Auge gesprungen. Irgendwie geht es diesem armen Reifen genauso wie mir. Die Luft ist raus. Es ist für mich ein Sinnbild für meine momentane Fotografen Situation. Und keine Luftpumpe in Sicht. Mal wieder Quo vadis in der Birne. Es scheint, als sei die anfängliche, kindliche, naive, sorglose Foto-Spielerei jetzt vorbei. Und vor meiner Tür steht „der Ernst des Lebens“. Des Fotografen Lebens.

Spielen mit Licht, Farben, Schärfe, etc. war gestern. Heute gilt es seriös zu sein, fast schon schwermütig: Was will ich, was zeige ich und wie zeige ich es am besten, sodass es jeder sofort versteht! Aber was ?  Ludwig meint ich bin ein Suchender und wär so gerne ein Findender.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass es richtig ist, was in den Foto Lehrbüchern steht: Dass man wissen sollte warum man fotografiert, dass man wissen sollte, was man fotografiert, welche Art von Motive und warum, welche Sprache man mit seinen Bildern spricht. Ein Fotografen-Bildsprachen-Lebenswerk.

Das alles liegt noch im Dunkeln. Um mich herum ist Nacht. Und ein neuer Tag ist noch nicht in Sicht. Noch nicht mal eine kleine Morgendämmerung. Nur Finsternis und ich habe kein Blitzlicht dabei. Warum hat mir das niemand gesagt, dann hätte ich eine Taschenlampe mit auf die Reise genommen.

„Es geht nicht um technische Perfektion. Wer eine Philosophie verfolgt, wird Menschen mit seinen Bildern berühren.” Mario Sorrenti (⁎1972)

Indirekt

Ich liebe es mit indirekter Bildaussage zu sprechen. Nicht einfach im Oktober rausgehen, einen Herbstbaum oder Herbstwald knipsen, sondern indirekt, versteckt, nicht auf der ersten Blick offensichtlich zu zeigen: Jetzt ist Herbst. Der Bild Betrachter soll/muss es selbst bemerken.

„Die Forderung an den Fotografen, gute Bilder zu schaffen, hat eine Kehrseite – wer schafft gute Betrachter für die Bilder?” (unbekannt)

Das passende Licht

Alt, kalt, verlassen, verfallen, nass, modrig, schimmlig, dunkel, ungepflegt, usw.: Typisches Gebäude wie in meinem Geburtsort Winterbach in Rheinland Pfalz. Deshalb hat mich dieses Motiv sofort angesprochen. Da komm ich her.

Angeblich hat jedes Bild, bzw. die damit verbundene Aussage, ein perfekt dazu passendes Licht. Zumindest habe ich es so gelesen/gelernt. Und das ist dann wieder eine weitere Herausforderung: Linien, Punkte, Flächen, ISO, Komposition, Aussage, S/W oder Farbe, Hoch- oder Quer-Format, Emotionen, Gestaltung, usw. Als ob das nicht schon alles genug wäre, mit jedem Buch (jedem Autor) kommen neue Hürden hinzu. Jetzt auch noch das passende Licht abwarten. Fotografieren wird immer schwieriger. Knipsen war soooo leicht.

Und dann plötzlich die Erkenntnis. Ja, es stimmt. Genauso und nicht anders. Sagt/Schreit man da Heureka ? Heute habe ich dieses Motiv der Armut, Verlassenheit, Dunkelheit, Kälte, Verfall im strahlenden Sonnenschein gesehen, und sofort gewusst: Diese helle, optimistische Morgenlicht, passt so gar nicht zu meinem ersten Eindruck. Passt so gar nicht zu meiner ursprünglichen Bildaussage.

Also habe ich hier eine Archivaufnahme vom Anfang der Woche hergenommen. Da war trübes, dunkles Licht, grauer Himmel, Kälte, usw. Damit deckt sich das Licht perfekt zu der beabsichtigten Bildsprache. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer in dieser meinen orientierungslosen Zeit, ein Zeichen, dass ich es doch vielleicht noch lerne.

„Ich betrachte mich immer noch als Amateur, obwohl ich kein Dilettant mehr bin.” Henri Cartier-Bresson (1908—2004)